Nachdem wir drei mehr oder weniger erholsame Tage - wenn da nicht der 'Das müssen wir noch erledigen Stress!‘ wäre - bei Rolf Räber auf der Wiese des 'Granja Hotel Suizo‘ in Nueva Helvecia verbracht haben, zieht es uns heute weiter nach Colonia del Sacramento. Den angeblich schönsten Ort in Uruguay dürfen wir uns
nicht entgehen lassen.
Jaaa, es hat ein paar schöne Ecken aber wir sind eher enttäuscht. Im klitzekleinen historischen Ortsteil hat man preislich das Gefühl an Zürichs Bahnhofstrasse zu sitzen und sonst, na ja….. ist halt ein Problem, wenn man an schon einiges gesehen hat! ;o(
09.11.2016
Heute Mittwoch haben wir ein gestopftes Programm. Nach dem Joggen durch Colonia fahren wir zum Parque Anchorena - Sommerresidenz des amtierenden Präsidenten
Uruguays - mit seiner Vielfalt an Fauna und
Flora - 1‘300 ha gross (ein Fussballplatz ist ca. 0.7 ha gross).
Nach der Abzweigung sind wir schon mal erstaunt über die sehr schlechte Zufahrt - Ok, der Präsident wird ja wahrscheinlich mit dem Helikopter einfliegen! - Dann irgendwann nach fünf langen
Kilometern die Ernüchterung, der Park ist heute geschlossen!! Alles zurück!
Das nächste Ziel soll eine der interessantesten Estancias des Landes sein, die Bodega Los Cerros de San Juan. Bei der Hinweistafel biegen wir in eine Naturstrasse ab, die enger und enger wird und bei der mit jedem Kilometer die Schlaglöcher tiefer werden und ein Ausweichen verunmöglichen. Plötzlich verhindern tief hängende Äste die Weiterfahrt. Röbä greift zum 'Handsägeli‘ und beginnt den 'Urwald‘ abzuarbeiten. Uff - ein paar Kratzer mehr - aber endlich sind wir da durch!!
Kaum 20m weiter stehen wir vor einer Brücke, die mit so dünnen Holzbrettern belegt ist, dass unser Camper nach einer Überfahrt befürchten muss, sein künftiges Leben als U-Boot zu fristen. Also Abbruch und alles retour! Aber das ist nicht so einfach bei diesen Löchern und kein Platz zum Wenden. Nach einer Stunde und drei Litern Schweiss ist es geschafft. Noch einmal Schwein gehabt! :o))
Die Nacht verbringen wir an der Grenze zu Argentinien in Fray Bentos, auf einer Anhöhe weit weg von jeglicher Zivilisation, mit wunderbarem Blick auf den Rio Uruguay. Die einzige Gesellschaft, die wir haben ist eine streunende Hündin. Mit ihren traurigen Augen hat sie Röbäs Herz sofort weich geklopft und so erhält sie unser ganzes Nachtessen - Älplermakkaroni, Wurst und etwas Brot - welches sie mit Hochgenuss verspeist. :o))
10.11.2016
Heute Donnerstag, bevor wir Uruguay nach 1390 km verlassen und nach Argentinien fahren, wollen wir uns das Museo Revolución Industrial in Fray Bentos - UNESCO World Heritage - ansehen. Wir bekommen einen persönlichen Führer, der uns für SFr. 6.- 1 ½ Std. die Funktion dieses höchst interessanten Industrie-Komplexes erklärt.
1863 gegründet, wurden hier bis ca. 1979 Boullion-Würfel produziert. Das vom Deutschen Chemiker Liebig erfundene Extraktions-Verfahren machte es möglich, dass Proteine und Vitamine von 32 kg
Rindfleisch in 1 kg Konzentrat bzw. Suppenwürfel umgewandelt werden konnten.
Vor allem während den beiden Weltkriegen war diese Gewichtsreduktion sehr begehrt, konnte man doch damit die Soldaten im Feld einfacher mit den notwendigen Kalorien versorgen. So waren in
Glanzzeiten
ca. 4000 Personen damit beschäftigt, bis zu 3600 Rinder pro Monat in Liebig-Würfel umzuformen. Die besten Fleisch-Stücke wurden natürlich separat nach Europa exportiert. Da in Friedenszeiten der
Bedarf an Bouillon-Würfel jeweils merklich zurückging, diversifizierte man bald in die Produktion von Corned Beef.