Laguna-Route

05.-11.11.2017

 

Ausgerüstet mit 30 Liter Trinkwasser und Lebensmittel für eine Woche, passieren wir von San Pedro de Atacama/Chile kommend - auf einer Höhe von 4300müM - die bolivianische Grenze.

 

Auf den Sandpisten treffen wir fast ausschliesslich 4x4 Expeditionsfahrzeuge. Mit unserem Camper sind wir die Exoten und werden zum Teil belächelt. Oft aber beneidet man uns auch, denn wer hat schon so viel Komfort ;o)) 

Endlose Wüste, hohe Vulkane, farbige Berge, pfeifender Wind, miserable Schotterpisten mit tiefen Sandverwehungen, Vicuñas und in jeder Ritze Sand, das sind die ersten Eindrücke dieser Reise.

 

Doch plötzlich schiebt sich ein hellblauer Streifen in die braune Einöde - die Laguna Blanca taucht vor uns auf. Eine Gruppe Anden-Flamingos wühlt gemütlich in der Lagune nach Plankton und Krebsen.

Nach einem kurzen Foto-Halt geht es im Schneckentempo über einen 5000m hohen Pass bis zur Laguna Chalviri in 4300müM. Wir fahren mit 20km/h, mehr geht nicht wegen dem Gerumpel.


In der 38°C warmen Therme - direkt an der Lagune - wärmen wir unsere starren Glieder und richten uns in der Nähe für eine kalte Nacht ein.

 

Heute Sonntagmorgen heisst es zuerst einmal schaufeln, was in dieser Höhe nicht gerade einfach ist. Wir haben die Nacht auf einem Seitenweg an der Lagune verbracht - die Ausfahrt ist mit Sand versperrt!

An der Sol de Mañana - ein blubberndes Erdloch - spüren wir die Gewalt des Erdinnern. Es dampft, kocht und riecht nach Schwefel. 

Beim Mittagshalt auf 5000müM entdecken wir die letzten Schneefelder mit ihren spitzen Zacken. Dann geht’s runter in Richtung Laguna Colorada.

Die Schotterpiste wird immer schlechter und Röbä reduziert den Reifendruck, damit wir nicht plötzlich im Sand stecken bleiben.

 

Kurz vor der Laguna Colorada biegen wir in den einzigen Canyon weit und breit ein und suchen uns einen windgeschützten Übernachtungsplatz - in einsamer Stille und tiefschwarzer Nacht.

Der Canyon erwacht rasch aus der kalten Nacht (-3°C) und die Sonne schickt ihre Strahlen in die Schlucht. Wir bleiben einen Tag hier und erkunden den Canyon.

Wir wandern über Stock und Stein, klettern über Felsbrocken und bleiben oft stehen, um dieses schöne Stück Natur zu bewundern. Auf dieser Höhe wachsen grosse Yareta-Pflanzen - jedoch nur 5mm im Jahr. Als Untergrund bevorzugen sie Steine, fühlen sich auch wie solche an und sondern beim Berühren eine harzartige Flüssigkeit ab.

 

Von allen Seiten werden wir beobachtet. In den Felsritzen entdecken wir die vom Aussterben bedrohten Vizcocha. Dieses 40cm grosse, Chinchilla-ähnliche Tier sonnt sich in den windgeschützten Spalten und hat nur ein müdes Gähnen für uns übrig.

Plötzlich taucht ein Fuchs zwischen den Felsbrocken auf. Er ist so überrascht wie wir, beäugt uns eine Weile und nimmt dann Reissaus. 

Nur noch 16 km bis zur Laguna Colorada  - aber die haben es in sich!

Für die kiesig-sandige Waschbrett-Piste benötigen wir eine ganze Stunde bis wir endlich an der Laguna Colorada ankommen. Der 60 km2 grosse See ist aufgrund kupferhaltiger Mineralien und eines Planktons stellenweise rot gefärbt. 

In einem kleinen Laden kaufen wir ein - Kräckers, WC Papier und Lama-Fleisch.

Nach dem das Messer mit einer rostigen Feile geschliffen ist, schneidet der Chef ein Stück aus dem Lama-Bein und schon liegt das Fleisch auf dem Tresen - unverpackt. ;o))

Heute Donnerstag treten wir den Rückweg an.

Leider gibt es nur diesen Weg zurück, was bedeutet, dass wir diese mi-se-ra-ble Strasse noch einmal befahren müssen.

Zu tiefe Fahrspuren zwingen uns auf den Kies- und Sandhügeln zu balancieren. Das kann ja nicht gut gehen - und schon schlägt ein grosser Stein eine Kunststoffabdeckung am Camper in Stücke!

 

Als letzte fahrerische Herausforderung auf diesem Rund-Kurs stellt sich heute Freitag die Laguna Verde heraus. Aber auch die haben wie geschafft!!!

Nun fahren wir nochmals zurück nach Chile - San Pedro de Atacama - um die Zollabfertigung Bolivien/Chile zu erledigen, aufzutanken und mit unseren Familien Kontakt aufzunehmen.

 

Doch soooo einfach ist das nicht.  Der Zoll für die Ausfuhr von Fahrzeugen ist heute Samstag in Bolivien nicht geöffnet. Warum nicht - das wissen die Götter.

Der Park-Ranger meint, wir könnten zum 84 km im Norden des Parkes geöffneten Zoll fahren :o((

Wir überlegen uns, den Camper einfach rauszuschmuggeln ;o)) Ein Mitarbeiter der Personen-Immigration offeriert uns, das Fahrzeug-Dokument gegen eine Zahlung von umgerechnet SFr. 10.- zum Zoll in den Norden mitzunehmen und dort ausstempeln zu lassen - für uns perfekt. 

 

Unsere Reise setzten wir nach der Zollabfertigung in San Pedro de Atacama/Chile über den Paso Jama nach Argentinien fort.