16.-20.08.2018
Der Rio Solimões bzw. Rio Amazonas entspringt in den Anden von Bolivien und ist mit einer Gesamtlänge von 6575 km und seinen über 200 Nebenflüssen das grösste Fluss-System der Erde.
Mit Amazoniens Verkehrsmittel Nr. 1 wollen wir die 1600 Kilometer entfernte Stadt Belém ansteuern. Doch auch hier heisst es zuerst Geduld üben, denn ein zuverlässiger Fahrplan existiert nicht. So wird aus dem versprochenen Dienstag schnell Donnerstag.
Zentimetergenau werden die Lastwagen auf der Balsa platziert. Als letzte fahren wir auf die Plattform und stehen zwischen Lastwagen eingeklemmt an vorderster Front - Logensitz - der kühlende Wind ist uns sicher ;o))
Am Morgen erwachen wir bereits über 100 km entfernt von Manaus.
Die Abfahrt haben wir verschlafen, denn auch die hat sich in die tiefe Nacht hinein verschoben. Als erstes erkunden wir unser Daheim für die nächsten fünf Tage.
Die leichte Brise - bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h - ist angenehm. Keine lästigen Stechfliegen oder Mücken die uns quälen.
Auf dem selten mehr als 5 km breiten Rio Amazonas ziehen ab und zu kleine Schaumwölkchen oder Gras-Inseln vorbei. Es gibt nicht viel zu sehen, denn die Ufer sind zu weit weg. Der Tages-Rhythmus
wird nur von den drei Mahlzeiten unterbrochen. Das Frühstück um 06.00 Uhr verschlafen wir. Das Mittagessen um 10.30 Uhr lassen wir aus, denn wir haben erst 09.00 Uhr im Camper gefrühstückt. Das
Abendessen gibt es bereits um 16.00 Uhr, was für uns wieder zu früh ist. Also holen wir uns etwas zum Aufwärmen ;o))
Das zweimal täglich gekochte Rind- und Poulet-Fleisch, der Reis, die Tomaten-Spagetti und die Bohnen sind zwar schmackhaft zubereitet - zur Abwechslung kochen wir aber auch mal selber.
Eine Unterbrechung gibt es am Samstag, als unsere Balsa mitten auf dem Amazonas plötzlich stoppt. Motorschaden - denken wir - aber plötzlich taucht eine andere Balsa neben uns auf und drei mit Schrotflinten bewaffnete Wachmänner kommen zu uns an Bord. Die untere Hälfte des dichter besiedelten Amazonas ist berüchtigt für Piratenüberfälle und man will offensichtlich auf Nummer sicher gehen. Und in ein paar Stunden werden wir zudem in den 400 m breiten Seitenarm nach Belém einbiegen, was die Situation vermutlich noch etwas unübersichtlicher macht.
Heute Sonntagmorgen werden wir jäh aus dem Schlaf gerissen.
Die Frühaufsteher schreien - es kracht und quietscht. Vom Schlafzimmerfenster aus sehe ich, wie dicke Äste und grünes Gebüsch unseren Camper einschliessen. Wir krachen ins Ufer! Röbä ist in Sekunden angezogen und draussen.
Unser Gefährt trieb offensichtlich für mehrere Stunden steuerungsunfähig auf dem Wasser. Starke Winde hatten es zudem bis zum Aufprall in eine langsame aber unkontrollierbare Drehbewegung versetzt.
Zum Glück haben wir beidseits Lastwagen, die den Aufprall grösstenteils abgefangen haben. Ausser ein paar Schrammen und Kratzer ist unserem Camper glücklicherweise nichts passiert. Die Boots-Crew, die 12 LKW-Fahrer und wir kommen mit dem Schrecken davon.
Nach kurzer Reparatur geht die Fahrt weiter.
Auf diesem Seitenarm des Amazonas gibt es mehr zu sehen als auf dem Hauptfluss. Alle paar hundert Meter steht ein auf Stelzen gebautes Haus, alle paar Kilometer eine bunt bemalte Gebetshalle. Kinder oder ganze Familien paddeln immer wieder zu unserer Balsa und betteln um eine milde Gabe.
200 km vor Belém biegen wir in den Rio Anapu ein. Hier herrscht im Gegensatz zum Amazonas reger Schiffsverkehr. Die hohen Wellen lassen unser tonnenschweres Gefährt schaukeln und Gischt schlägt uns entgegen. Die Federn der Fahrzeuge ächzen und quitschen, Handbremsen und Getriebe werden arg strapaziert.
Ein spezielles Schiffs-Abenteuer auf den grössten Flüssen Brasiliens geht zu Ende. Wir haben viel Neues entdeckt und gesehen, vom neu Gelernten wollen wir gar nicht sprechen.
Es war spannend und interessant, manchmal überraschend und ab und zu auch langweilig.