27./28.12.2018
Röbäs lang gehegter Wunsch einen Sechstausender zu besteigen wird in Arequipa Wirklichkeit.
Er will den 6070m hohen Vulkan Chachani besteigen und ich begleite ihn bis ins Basislager.
Unser Fahrer bringt uns - zusammen mit unserem Bergführer Dario - in zwei Stunden über steile sandige Pisten
auf 5000müM.
War unten noch strahlender Sonnenschein, so empfängt uns hier ein kalter Graupelschauer und der Wind pfeift uns um die Ohren. Warm eingepackt marschieren wir im Schneckentempo dem Kraterrand entlang zum Basislager (5190müM), vorbei an grossen Yareta-Pflanzen. Die steinharten Pflanzen gedeihen nur in diesen Höhenlagen und können - bei einem Wachstum von 1.5mm/Jahr - bis zu 3000 Jahre alt werden.
Das Basislager auf 5190müM besteht aus unserem Zelt mit Schlafsack und hauchdünnen 'Mätteli‘, einem Zelt für Dario und einem 'Plumsklo'. Wasser gibt es hier oben keines, das mussten wir selber hochtragen. Es ist kalt und windig.
Nach dem 'Zimmerbezug‘ kocht Dario für uns eine feine Gemüsesuppe zum Aufwärmen. Die süssen Spaghetti - Dario mag sie lieber gezuckert als gesalzen - und die Thon-Sauce sind nicht gerade ein kulinarisches Highlight, aber füllen unsere Bäuche trotzdem.
Beim Abendessen werde ich von den beiden Herren zur Gipfelbesteigung überredet. Also - wenn einer zieht und der andere stösst - mache ich mit ;o))
Der Nebel liegt tief, es schneit und die eisige Kälte kriecht langsam in unsere Knochen. Um 17 Uhr ist Nachtruhe angesagt und wir versuchen es uns im Zelt bequem zu machen, aber auf diesem harten Boden ist an Schlaf nicht zu denken. Zusätzlich wird Röbä von Kopf- und Zahnweh geplagt. Atmen wird für mich zu einem bewussten Vorgang. Ein kurzes Abdriften in einen Schlummer lässt mich japsend wieder aufwachen - Luft, Luft... Offensichtlich ist unsere bolivianische Höhen-Akklimatisierung bereits wieder verloren gegangen :o((
Nach einer durchwachten, eiskalten Nacht - mit schmerzenden Knochen wegen den dünnen Matten - dürfen wir endlich um 02.30 Uhr aus den Federn. Es schneit immer noch und es ist eiskalt. Dario kocht zum Aufwärmen einen Coca-Tee.
Wir lassen alles im Zelt zurück, nehmen einen Snack und Wasser mit und schon geht der steile Aufstieg los. Dario rechnet mit fünf bis sieben Stunden bis zum Gipfel.
Sehr langsam, Schritt für Schritt, steigen wir in der Dunkelheit dem Gipfel entgegen. Die Luft wird immer dünner und das Atmen immer schwieriger. Der lose Lava-Sand - vermischt mit dem Schnee - ist rutschig und macht das Laufen mühsam. 3 Schritte vor, 1 Schritt zurück. Nach zweieinhalb Stunden wird es langsam hell, aber der Gipfel ist immer noch nicht zu sehen. Also weiter!
70 Höhenmeter vor dem Gipfel will ich nicht mehr. Ich bin auf 6000müM - das reicht!
Da sind Röbä und Dario aber anderer Meinung. Ein paar aufmunternde Worte von den beiden, eine letzte Anstrengung von einer gefühlten Unendlichkeit und wir haben es geschafft!!
Nach viereinhalb Stunden stehen wir bereits auf dem Gipfel des 6070müM hohen Vulkan Chachani.
Zurück zum Basislager gehts um einiges schneller. Hüpfend springen wir die steilen Sand-Hänge hinunter und liegen nach einer Stunde bereits wieder im Zelt - erschöpft und auch ein bisschen stolz.
Den Silvester feiern wir in Arequipa auf dem Camping mit einem Glässchen Sekt und um 22.00 Uhr geht's ab ins Bett! :o))