Antofagasta hat uns wieder

28.02.-25.03.2019

Nun sollte es gut sein - die Testfahrt des Chef-Mechanikers von Fiat Calama ist ja gestern positiv verlaufen. Doch auch diesen Donnerstag kommen wir nicht weit - wir verlieren weiterhin Kühlwasser. In der Garage ratlose Gesichter - sie wissen nicht mehr weiter. 

 

Sie raten uns ins 220km entfernte Antofagasta zu fahren und uns von der dortigen, grösseren Fiat-Garage helfen zu lassen. So ganz geheuer ist uns dieser Vorschlag nicht, denn wir wissen nicht, ob wir diese Wüstenstrecke mit unserem angeschlagenen Camper überhaupt noch bewältigen können.

 

Wir rufen die Garage Hammer in Emmenbrücke/CH an und Röbä und Herr Tormann versuchen per Ferndiagnose herauszufinden, ob diese Fahrt so überhaupt möglich ist und was Röbä noch ändern kann.

 

Doch manchmal erscheint das Glück auch in Form eines Abschlepp-Fahrzeugs - der auch noch die richtige Grösse für unseren Camper hat :o))

Franzisco musste ein Auto von Antofagasta nach Calama bringen und nimmt uns nun gleich mit zurück. So tuckern wir langsam durch die Wüste dem Abend entgegen. Nach sechs Stunden sind wir in Antofagasta und bekommen auch gleich ein Schlafplätzchen zwischen den Abschlepp-Fahrzeugen zugewiesen.

Freitagmorgen in der Fiat Garage - der Chef Technik tippt auf einen defekten Zylinderkopf. Er bereitet uns auch schon mal auf eine lange Wartezeit und hohe Kosten vor, kann uns aber erst am kommenden Dienstag mehr sagen.

 

Da unser Kühlschrank aber noch gefüllt ist, wollen wir das Wochenende nicht in einem Hotel verbringen. Der Verkaufsleiter empfiehlt uns eine ruhige Wohnstrasse in der Nähe seines Wohnquartiers zum Übernachten. Doch es wäre nicht Chile, wenn alles ruhig bliebe.

 

Samstag auf Sonntag feiert man in der Nähe eine Party mit lauter Musik, bis in den Morgen hinein. An richtiges Schlafen ist nicht zu denken.

Dies mag mitunter ein Grund gewesen sein, dass Röba das leise Rascheln hört, dass Diebe beim Abdecken unserer Bikes verursachen. Laut schreiend stürzt er aus dem Camper und vertreibt diese. Was, wenn sie eine Waffe dabei gehabt hätten? Wir müssen uns eine bessere Reaktion überlegen, wie wir das nächste Mal auf Diebe  reagieren!

 

Am Montag liefern wir den Camper ab und buchen über Airbnb eine Wohnung. Am Dienstagmorgen ist der Motor freigelegt, eine Offerte ausgedruckt und eine Reparaturdauer abgeschätzt; der Ausbau und die Ausmessung des Zylinderkopfes dauert jedoch noch bis Samstag. 

Am Samstag kriegen wir den nächste Schock - es müssen noch mehr Teile ersetzt werden. Die geschätzten Kosten haben sich inzwischen auf eine 5-Stellige Summe verdoppelt. Auch sollen Ersatzteilbeschaffung und Reparatur des Motors nun mindestens zwei Monate dauern :o((

 

"Warum nicht gleich einen neuen Motor einbauen?", meint unser Schwiegersohn, "das ist kostengünstiger und sicherer." Also nochmals eine halbe Woche warten, bis eine Offerte für einen neuen Motor vorliegt.  

Zwischen den vielen Besuchen in der Fiat-Garage bleibt uns genügend Zeit Antofagasta - von der wir bis jetzt nicht so begeistert waren - besser kennen zu lernen.

 

Wir schlendern von der Plaza die Fussgängerzone rauf und runter, geniessen ein Bier an der Sonne, essen am Fischmarkt frittierten Reineta-Fisch und schauen dem Treiben der Fischer zu. Nicht so übel diese Stadt - aber viel zu bieten hat sie trotzdem nicht :ol

Christine und Felix - zwei Overlander aus Baden/CH - haben unseren Blog im Internet entdeckt und sind auf der Durchfahrt in den Süden. Sie melden sich bei uns und wir verbringen einen gemütlichen Tag zusammen.

 

Wir laufen zum alten Bahnhof, der 1873 eröffnet wurde. Damals wurde hauptsächlich Nitrat - das ‘weisse Gold‘ - aus allen Regionen des nördlichen Chiles und aus Bolivien zum Hafen von Antofagasta transportiert.

Heute fährt dieser Zug immer noch - laut hupend, dreimal pro Tag durch die Stadt - nun jedoch schwer beladen mit Kupfer-Barren.

Auf die Frage, ob wir eine Foto vom - im Privatbesitz befindlichen - Bahnhof machen dürfen, bekommen wir spontan eine Führung inklusive Besichtigung der Waggons, die Papst Johannes Paul ll. bei seinem Besuch in Chile 1987 benutzte.

 

Auf der Weiterfahrt treffen Christine und Felix auf die beiden Gstaader Evelyne und Tom und schicken sie auf einen Besuch bei uns vorbei. Herzlichen Dank ihr Lieben, wir können die Ablenkung gut gebrauchen :o))  

Leider müssen wir uns nochmals eine neue Bleibe suchen, denn unsere Wohnung war nur für eine Woche frei und wir sitzen immer noch in Antofagasta fest. Diese Unterkunft liegt abgelegen und es fehlt an allem. So sind wir froh, als wir nach nur drei Nächten wieder ausziehen können. Wir vermissen unseren Camper schon sehr :o(

 

Inzwischen haben wir für heute Donnerstagnacht - 14.03.19 - ein Busticket zu unserem Abflughafen in La Paz gelöst, das Visum für den Camper verlängert und bei Fiat eine Anzahlung geleistet. Der neue Motor wird bestellt und hoffentlich bald eingebaut, so dass der Camper bei unserer Rückreise aus der Schweiz wieder fit sein sollte.

 

Also nichts wie los – Bolivien wir kommen!!