15.-25.08.2019
Heute Donnerstag verlassen wir Perú und reisen in Ecuador ein.
Für den ecuadorianischen Zöllner - Einfuhr der Fahrzeuge - ist Arbeitshaltung ein Fremdwort. Gähnend und in seinem Lehnstuhl hängend - er kann die Tastatur seines PCs kaum sehen - macht er sich im Schneckentempo daran, uns die Papiere auszufüllen, der weilen ich auf den Stockzähnen langsam auf hundert zähle :o/
Kurz nach der Grenze erreichen wir das Reserva Ecológica de Arenillas. Sehr freundlich werden wir von den Rangers willkommen geheissen. Wir können so lange bleiben, wie wir wollen und alles ist gratis - wow!
Zur Begrüssung kommt noch ein Fuchs vorbei um uns zu Beschnuppern. Auf den zwei ausgeschilderten Wanderwegen entdecken wir viele verschiedene Vögel, Eichhörnchen und - wir haben Glück - zwei Hirsche der eher selteneren Art. Leider war meine Kamera zu langsam!
Zwei Nächte bleiben wir im Reservat und fahren dann weiter Richtung Zaruma - eine alte Goldgräberstadt.
Nach sechs Monaten Bolivien und Perú erwärmt die Freundlichkeit der Ecuadorianer unser Herz. Sie lachen, sie winken, sie sind geduldig im Strassenverkehr - kaum einer hupt - und sie sind hilfsbereit. Hier gefällt es uns sehr!
In Zaruma fühlen wir uns um hundert Jahre zurückversetzt. Die alten, bunt bemalten Holzhäuser zeugen vom längst vergangenen Goldgräberboom. Die Stadt sitzt auf einem durchlöcherten Untergrund, wie auf einem Emmentaler Käse. Gold bekommen wir dann aber trotzdem nicht zu sehen.
20km nach Zaruma - am Río Ambacolas - entdecken wir den Balneario las Tilapias.
Auf die Frage, ob wir hier bleiben können, meint Melida mit einem breiten Lachen: „ Sicher, so lange wir wollen und es kostet nichts!“
Wir gehen zwar im kalten Flusswasser nicht baden, geniessen aber aus dem Trockenen die Natur und bleiben drei Nächte. Die Tilapia im Restaurant von Melida und ihrem Mann schmeckt herrlich!
Die letzten 140km bis nach Loja „schnegglen“ wir wieder einmal über eine Naturstrasse. Sie ist gut im Schuss aber mehr als 25km/h liegen trotzdem nicht drin.
Da es in Loja keinen Camping hat, geht die mühsame Suche nach einem sicheren Platz los. Überall Parkverbot oder blaue Zone, einzig beim Parque Jipiro/Freizeitpark dürfen wir stehen.
Am Abend gesellen sich noch mehrere Laster zu uns – hinten drin Matratzen und unzählige Familienmitglieder. Es regnet und es ist trüb und grau.
Heute Dienstag trotzen wir dem Regen und marschieren los, die Stadt zu entdecken.
Überall wir abgesperrt, geschmückt und aufgeräumt.
Wir erfahren, dass heute Abend die Prozession der Virgin del Cisne erwartet wird. Jedes Jahr - 20. August - wird die Statue 70km vom Dorf Cisne nach Loja getragen, wo sie bis zum 1. November in der Kathedrale bleibt. Zu diesem Ereignis strömen die Menschen aus allen Provinzen und den benachbarten Ländern herbei.
Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Überall riesige Menschenmengen. Alles wartet auf das Eintreffen der Virgin del Cisne und sogar das Wetter macht mit - es hat aufgehört zu regnen.
Im grossen Militärgeleit umringt von Menschen wird die Statue durch die Stadt zur Kathedrale getragen. Die Menschen am Strassenrand beten, weinen, freuen und bekreuzigen sich. Wir sind beeindruckt von dieser geballten Masse an tief gläubigen Menschen.
Heute Mittwoch ist Abfahrt nach Cuenca.
Doch Röbä entdeckt vorne einen platten Reifen. Da unsere Vorderreifen schon etwas abgelaufen sind und wir ja immer wieder auf Naturstrassen ausweichen, gibt’s neue Finken für den Camper. Zu unserer Überraschung steckt ein ca. 6cm langer Nagel im Reifen.
Wo wir den wohl wieder her haben??
In den Anden auf 2560m liegt die drittgrösste Stadt Ecuadors. Die drei blauen Kuppeln der Kathedrale leuchten uns aus dem Nebel verhangenen Cuenca entgegen. Die kopfsteingepflasterten Strassen der Altstadt/UNESCO sind noch Relikte aus der Kolonialzeit.
Nach einem Stadtrundgang besuchen wir das Panama-Hut-Museum, in dem die Arbeitsgänge der traditionellen Strohhuterstellung erklärt und gezeigt werden. Hier finden wir heraus, dass der Panamahut aus Ecuador und nicht aus Panama stammt. (Siehe Dies und das)
Bei Humberto quartieren wir uns für die nächsten fünf Nächte ein und feiern hier unseren Reisebeginn vor drei Jahren.