16.-20.02.2022
Unser letzter Halt bevor wir Puerto Escondido erreichen ist die Meeres-Schildkrötenstation Sirenito Macho von Javier. Seit 20 Jahren fährt er - falls genug Geld für Benzin vorhanden ist - ab 22 Uhr für mehrere Stunden den 18km langen Strand ab, auf der Suche nach frisch gelegten Schildkröteneiern, immer im Wettrennen mit vier- und hauptsächlich zweibeinigen Nesträubern. Die Eier gelten bei der männlichen Bevölkerung als aphrodisierend. Die gefundenen Eier hätschelt und bewacht Javier anschliessend in seinem 'Kindergarten‘ je nach Schildkrötenart - zwischen 45 und 60 Tagen.
Zwei Nächte begleiten wir Javier mit seinem Quad auf der Suche nach diesem kostbaren Gut. In der ersten Nacht haben wir leider kein Glück. Um 22 Uhr fahren wir los und kommen zu spät - zwei Nester sind schon geplündert. Bei der dritten Spur scheint es der Schildkröte wegen dem mit Plastik verschmutzten Strand nicht gefallen zu haben. Sie hat umgedreht und ihre Spur verschwindet im Meer.
Am anderen Morgen wollen wir uns den Strand einmal bei Tageslicht ansehen. So schön der Strand auf der einen Seite ist, so erschreckend ist es zu sehen, wie viel Plastik das Meer anschwemmt und wie viel Abfall von den Bewohnern deponiert wurde. Dadurch hat es eine Schildkröte gar nicht so einfach einen guten Eiablageplatz zu finden.
Das Glück ist diesmal unser Begleiter!
Wir starten um 23 Uhr und fahren schon nach ein paar hundert Metern an eine 1.80m lange Laúd/Leder-Schildkröte. Mit den Hinterflossen gräbt sie ein 70cm tiefes Loch um ca. 90 Eier abzulegen. Javier holt die Eier aus dem Loch und ich packe sie in eine Plastiktüte, um sie vor der Auskühlung zu schützen. Sie sind mit etwas Schleim umgeben und nicht druckfest. Sobald die Laúd ihre Eier abgelegt hat, schliesst sie das Loch sorgfältig wieder, drückt mit ihren Hinterflossen den Sand fest und tarnt das Nest, indem sie den Sand oberflächlich hin und her verteilt. Der ganze Prozess dauert etwa 2 Stunden.
Wir fahren zurück, und platzieren die Eier im Sand der Baby-Station.
Inzwischen es ist 01.30 Uhr - und weiter geht die Suche. Wir finden noch drei weitere Laúds, die gerade im Begriff sind, einen geeigneten Platz für die Eiablage zu finden. Diesmal darf Röbä Geburtshelfer spielen und die Eier aus dem Loch holen.
Es ist unglaublich faszinierend diesen riesigen Schildkröten zuzuschauen, mit welcher Präzision und Geschicklichkeit sie die Löcher graben, die Eier ins Nest flutschen lassen und dabei immer wieder tief Luft holen.
Das letzte Nest, das wir entdecken, gehört einer Golfina. Sie selbst ist aber schon lange wieder in die Tiefen des Ozeans abgetaucht. Um 04.00 Uhr morgens, ihre 79 Eier in einem sicheren Nest vergraben, fallen wir todmüde aber glücklich ins Bett.
Nach nur gerade vier Stunden Schlaf stehen wir wieder in der Baby-Station. Viele kleine 'Golfina-Schildchrötli' sind geschlüpft und möchten ins Meer entlassen werden. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.