03.-06.02.2023
Sonora
Freitagmorgen, strahlend blauer Himmel und die Sonne lacht. Auch wir zwei strahlen um die Wette und fahren glücklich westwärts durch Texas.
Aber nach nur gerade 200km vergeht uns das Lachen schlagartig. Unser Camper bleibt im texanischen Wilden Westen mitten auf der Interstate 10 stecken. Der Motor stirbt nach jedem Startversuch innert 2 Sekunden ab. Vier Stunden lang versucht Röbä einen Abschleppdienst oder einen Mechaniker zu organisieren - vergebens!
Hier ein paar Antworten, die Röbä zu hören bekommt:
- Heute nicht mehr, es ist Freitagmittag/Wochenende (obwohl jeder 24/7 Service anbietet)
- wir helfen keinen Wohnmobilen, wir wollen keine Haftungsklagen
- einige versprechen zu kommen, kommen aber weder am Freitag, noch am Samstag noch am Sonntag, sagen auch nicht ab
- Heute haben wir keine Zeit oder kein passendes Fahrzeug
Nach vier Stunden tauchen Sheriffs auf, die wissen aber auch keinen Rat. Wir schieben den Camper an den Strassenrand, packen das Nötigste ein und lassen uns von ihnen in ein Hotel im 30km entfernten Sonora fahren.
Inzwischen ist Sonntagabend. Röbä hat mittlerweile vom Hotel aus die letzten zweieinhalb Tage am Telefon verbracht und mit über 20 Abschleppern, Diesel-Mechanikern, Versicherungen und Pannenhilfen gesprochen. Es ist unglaublich, aber wir sind noch keinen Schritt weiter.
So etwas haben wir in den letzten sechseinhalb Jahren auf unserer Reise durch ganz Süd- und Mittelamerika noch nicht erlebt!
Zur Entspannung spazieren wir einmal um das 2‘500 Seelendorf Sonora, das mitten in der Wüste und 155km nördlich der mexikanischen Grenze liegt. Neben vier Gebetshäusern, drei Fastfood-Buden und fünf Tankstellen gibts hier nicht viel mehr zu sehen. Wir gehen schlafen!
Es ist Montagmorgen 08.30 Uhr und wir sitzen beim Frühstück. Welche Überraschungen hält der heutige Tag wohl für uns bereit?
Gerade kauen wir am ersten Bissen Toastbrot, da klingelt das Telefon. Ein Abschlepper stehe in fünf Minuten vor unserem Hotel, teilt man uns mit. Wir lassen alles stehen und liegen, packen rasch unsere vier Sachen und tatsächlich, da wartet ein Monster-Truck auf uns - kleiner wäre auch okay gewesen, aber wir sind nicht (mehr) wählerisch ;o)
06.-23.02.2023
Ozona
Schnell ist unser Camper aufgeladen und wir tuckern ins 90km entfernte Ozona zu einem Diesel-Mechaniker. Natürlich haben die Mechaniker noch nie ein Europäisches Diesel-Fahrzeug gesehen, können aber mit ihrem Scanner einen fehlerhaften Diesel-Drucksensor ausfindig machen. In 650km entfernten Housten finden sie einen Ersatzteil-Händler, der den Sensor beschaffen kann. Bis am Freitag sollte er in Ozona ankommen. Einmal mehr - warten ist angesagt!!
Ja, das war leider nichts!
Es ist Freitagabend, der neue Sensor ist eingebaut aber der Camper springt nicht an. Am Montag wird der Mechaniker einen Diesel-Druckregulator bestellen.
Heute Montagmorgen die Hiobsbotschaft - es dauert ca. sechs Wochen, bis sie einen Regulator aufgetrieben haben.
Das geht schneller aus der Schweiz, trotzdem müssen wir nochmals eine Woche warten. Langsam gehen uns die Ideen aus, wie wir diese Warterei überstehen.
Ozona mit seinen 3200 Einwohnern liegt weitab von jeglicher Zivilisation. Die Interstate 10 verläuft mittendurch. Rechts und links dieser Autobahn gibt es ein paar Fastfood-Buden und gleich viele Gebetshäuser, einen Supermarkt, drei Schulen, keine Gehsteige dafür vierspurige Dorfstrassen und einen lokalen Flugplatz, der schon seit längerem keinen Flugbetrieb mehr gesehen hat. Das nächste Dorf ist 60km entfernt.
Bei unserer morgendlichen Aktivität - Joggen - begleitet uns das zähnefletschende Gebell der eingezäunten Kampf-Hunde, die sich Zweifüssler ohne Carrosserie-Ummantelung nicht gewohnt sind ;o)
Eine Woche später - Montagabend - trifft der Druckregulator aus der Schweiz ein. Schnell ist das Teil ausgetauscht und die 50km-Probefahrt verläuft ohne Probleme. Wow, was für eine Erleichterung!
Leider schlägt am Dienstagmorgen die Freude in Verzweiflung um, denn nun können wir knapp den Parkplatz verlassen, bevor der Motor wieder abstirbt. Die gleichen Symptome. Die beiden Mechaniker sind ratlos und zeigen auch kein grosses Interesse mehr, uns zu helfen.
Wir suchen Hilfe bei unserer Versicherung 'Good Sam', welche einen Termin bei der All American Chrysler, Jeep, Dodge, Ram, Fiat Garage im 150km entfernten San Angelo organisiert. In einem persönlichen Telefongespräch mit dem Werkstatt-Chef kriegt Röbä die Bestätigung, dass sie Fiat Ducato-Dieselfahrzeuge kennen und reparieren können - 'Hey man, no problem!'
23.02.2023
Nach zweieinhalb Wochen Warterei in Ozona geht unsere Odyssee weiter Richtung San Angelo.
Wieder einmal werden gemachte Versprechen nicht eingehalten!!
Nach unserem Eintreffen in der Chrysler Fiat Garage in San Angelo wird kurz ein Scanner angeschlossen und uns mitgeteilt, dass sie uns nun bei einem solchen Fahrzeug doch nicht helfen können. Röbä hat auch keine Möglichkeit mit dem Werkstattchef zu sprechen.
Nach weiteren fünf Stunden informiert uns die Empfangsdame, dass unser Camper im Moment in eine andere Garage transportiert wird??!! Wie bitte, das Fahrzeug ist doch nicht fahrbereit? Die Fahrerkabine ist abgeschlossen, die Handbremse angezogen, das Mobiliar nicht gesichert! Das darf doch nicht wahr sein! Röbä erwischt den Abschlepper gerade noch rechtzeitig vor dem Verlassen des Garagen-Areals und kann weiteren Schaden verhindern.
Nun stehen wir bei Ric Henry’s Auto Service - einem vermeintlichen Spezialisten für europäische Benzin- und Diesel-Autos. Wie weit die uns helfen können, steht noch in den Sternen.