Dempster Highway - Tombstone - Eagle Plains - Fort McPherson

 

02.-13.06.2023

Nachdem wir das grösste zusammenhängende Waldgebiet der Erde durchfahren haben, zeigen sich die Hänge und Hügel vermehrt unbewaldet - wir nähern uns der subarktischen Tundra und biegen in den Dempster Highway ein.

 

Dieser Highway besteht aus Erd- und Schotter-Strassen, die auf einem meterdicken Kiesbett über den mit Büschen und Moosen bewachsenen Permafrostboden gelegt wurde und am Polarkreis vorbei nach Inuvik führt. Durch die 2017 fertiggestellte Verlängerung ist es nun möglich, bis nach Tuktoyaktuk ans Arktische Meer zu fahren. Streckenlänge 1'780km - hin und zurück.

 

Seit langer Zeit fühlt sich dieser Abstecher wieder mal wie ein Abenteuer an.

Um zum nördlichsten Dorf von Kanada zu gelangen, müssen wir in den Northwestern-Territories mit Fähren den Peel River und den mächtigen Mackenzie River überqueren. Da der Fährbetrieb aber noch nicht wieder aufgenommen wurde, bleiben wir über das Wochenende im Tombstone Park.

 

Wir wandern dem North Klondike River entlang durch das sehr weiche Moos- und Grasbett der Tundra, was unglaublich anstrengend ist, da wir mit jedem Schritt knöcheltief einsinken. Der Fluss ist noch stellenweise mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Diese Eisschicht bildet sich, wenn Schnee den Fluss blockiert und dieser sich den Weg über den Schnee sucht.

 

Da wir dem Polarkreis nahe sind, wird es nachts nur noch etwas dämmrig und wir kommen nur mit Mühe in die Federn. Noch um Mitternacht sind die schneebedeckten Berge immer noch von der Sonne beleuchtet. 

Am Sonntag-Morgen vernehmen wir, dass die Fähren aus dem Winterschlaf erwacht sind - unsere Fahrt kann am Montag weitergehen. 

Immerhin sind es noch 467km Rüttelstrasse, für die wir mindestens zwei Tage brauchen werden, da wir wegen den Strassenverhältnissen nur mit 30-50km/h unterwegs sind - und natürlich auch die Landschaft geniessen wollen. 

 

Kurz nach dem Park steigt die Strasse auf den höchsten Punkt des Dempster Highway. Der North Fork Pass liegt auf 1'330müM, eingerahmt von einem schönen Bergpanorama und gletscherfreier arktischer Tundra. Hier überqueren wir die kontinentale Wasserscheide von Bering und Beaufort Meer.

Wieder in der Ebene verlassen wir den interessanten Tombstone Park und fahren durch die Taiga - Übergangsgebiet von Wald und Tundra - entlang den hellgrauen Kalksteinhügeln der nördlichen Olgivie Mountains. Das Wasser des Engineer Creek ist durch Schwefel-Quellen tief orange gefärbt und ab und zu steigt uns ein fauliger Geruch in die Nase. 

Heute Dienstag ist die Sicht trüb. Wie wir später herausfinden, hat sich irgendwo ein Waldbrand entfacht und der Wind treibt den Rauch direkt in unsere Gegend.

Langsam steigt die Strasse hoch zu den Eagle Plains. Dieses Gebiet war auch während der letzten Eiszeit nicht mit Gletscher bedeckt. Von hier oben hätten wir eigentlich eine tolle Sicht bis zum Horizont - aber eben, der Rauch.

 

Die unendlich scheinende Rüttelpiste schüttelt uns durch und im Camper klappern Töpfe und Teller.

Plötzlich realisieren wir, dass hinten im Wohnraum etwas zischt! Ein Wasserfall ergiesst sich aus dem Badezimmer über den Küchenboden und sucht sich einen Ausgang - Überschwemmung! Ein Wasserhahn hat sich durch das Gerüttel geöffnet, der Abfluss ist durch ein Becken versperrt.

Das hatten wir doch schon einmal - vor sechs Jahren, in Patagonien auf der Carretera Austral! Mann/Frau wird halt etwas vergesslich mit dem Alter ;o) 

In Eagle Plains, mit der ersten Tankstelle nach 370km, gönnen wir uns ein spätes Mittagessen.

 

Das Highlight des Tages - kurz vor unserem Übernachtungsplatz erreichen wir 66° 33‘ N – den Arctic Circle/Polarkreis. Wir sind im Land der Mitternachtssonne

 

Für die heute zurückgelegten 200km haben wir fünf Stunden gebraucht und sind todmüde.

Gut ausgeruht erwachen wir bereits um 04.45 Uhr - es ist immer noch hell - in unserem Nachtlager am Fusse des Mount Hare/Hasen-Berg. Gemütlich sitzen wir beim Frühstück, als sich etwas in den Büschen unweit unseres Campers bewegt. Wir können es kaum fassen, aber da marschiert doch ein Moose/Elch gemächlich an uns vorbei. So könnte jeder Morgen beginnen!

Der Rauch hat sich verzogen, die Sonne steigt langsam wieder auf und wir überqueren um 8 Uhr die Grenze zwischen Yukon und Northwest-Territories.

Wir haben die Piste für uns alleine und geniessen das Erwachen der Natur. Zwischen den zwei Fähren gehen wir in Fort McPherson - ein kleiner Ort mit 900 Einwohnern - das Nötigste einkaufen. Auch nehmen wir wieder einmal mit der Aussenwelt Kontakt auf, denn die hat - mangels Internet- und Telefonverbindung - seit fast einer Woche nichts mehr von uns gehört.

 

Zur Auflockerung des langen Fahrtages gibt es eine Wanderung zum Aussichtspunkt auf den Lake Campbell,  bevor wir unser Etappenziel Inuvik erreichen.