Seit drei Tagen ununterbrochen Regen. Wir verlassen Anchorage und hoffen, dass wir auf der südlich gelegenen Halbinsel Kenai besseres Wetter vorfinden.
Wir fahren dem Turnagain Fijord entlang bis an sein Ende. Es ist nass, trüb und kühl. Trotzdem laufen wir den Holzsteg über den Potter Sumpf ab in der Hoffnung, eines der angekündigten Tiere/Vögel zu erblicken. Offensichtlich bleiben die aber bei diesem Wetter auch lieber zuhause, denn viel bekommen wir nicht zu sehen.
Zu unserer Überraschung wartet - trotz triefendem Regen - am Ende des Steges ein Park Ranger und weist uns mit seinem Feldstecher auf das grosse Nest einer Bald Eagle/Weisskopfseeadler Familie hin. Wow, unsere ersten Bald Eagles!
29.06.-01.07.2023
Es sind noch 300km bis Homer und in diesem miesen Wetter sind wir nicht sicher, ob wir nicht einfach umdrehen sollten. Aber kaum gedacht, hört es auf zu regnen und der Himmel hellt auf, die Sonne scheint und die Berge blinzeln hinter den Wolken hervor.
Etwas ausserhalb von Homer haben wir einen wunderbaren Ausblick auf den Spit - eine 7km lange Landzunge - und auf die schneebedeckten Berge und Gletscher rund um die Kachemak Bay.
Wir fahren auf den Spit bis zum Land’s End. Wer weiss, von welcher Seite sich das Wetter morgen wieder zeigt. Die schmale Landzunge ist vollgestopft mit Touristen, Autos und grossen Ami-Campern. Wir haben Glück und erhaschen nach längerer Suche doch noch einen Parkplatz.
Homer ist bekannt für seinen grossen Halibut-/Heilbut-Reichtum. Die Stadt trägt daher auch den Spitznamen “Halibut Fishing Capital of the World”. Wir kommen genau richtig und können zuschauen, wie ein Halibut-Tagesfang rasch und fachgerecht von einer jungen Dame filetiert wird. Teile dieser Fische geniessen wir, zusammen mit einem feinen cremigen Risotto, anschliessend im Restaurant.
Unser Camping liegt auf einer Anhöhe direkt an der Bay. Ein Spaziergang am Strand lässt uns staunen. Wir, schön eingepackt in Winterjacken, während andere im eiskalten Meer baden, brrrrr!!!
Heute Samstag war Bald Eagle Tag!
Wir habens schon fast aufgegeben, dem US-Amerikanischen Wappentier zu begegnen, aber heute war unser Glückstag. Auf der Fahrt retour von Homer zum Kelly Lake sitzen oben auf Bäumen zwei dieser majestätischen Vögel und beobachten die Umgebung. Uns würdigen sie mit keinem Blick.
Vor Soldotna biegen wir zum Cape Ninilchik ab und hier schweben sie durch die Lüfte - Eltern und Jungvögel - und machen den Möwen das Leben schwer, indem sie versuchen Möwen-Babies aus ihren Nestern zu stehlen.
Nächsten Dienstag feiert die USA ihren Nationalfeiertag und viele Amerikaner haben den Montag frei genommen. Alles ist überfüllt!
Wir fahren zurück zum Kelly Lake, wo wir vor zwei Tagen ganz alleine eine Nacht verbracht haben. Heute sieht es anders aus. Da wir aber schon früh am Nachmittag eintreffen, haben wir Glück und ergattern den letzten freien Platz.
Der See liegt eingebettet zwischen abgebranntem Wald und Gebirge. Ein Waldbrand hat hier vor ein paar Jahren gewütet und in einem riesigen Umkreis alles zerstört. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Spaziergang dem See entlang. Morgen solls wieder regnen :o/
Heute Montag ist wieder alles grau und trüb. Wir fahren nach Seward - laut Reiseführer einer der schönsten Orte auf der Kenai-Halbinsel.
Vielleicht liegt es am Wetter - es nieselt ununterbrochen - aber so ganz verstehen können wir den überaus positiven Reiseführerbericht nicht.
Wegen dem Nationalfeiertag ist bereits heute viel los im Ort. Es gibt Marktstände und die Feuerwehr hat Tag der offenen Tür. Wir probieren einen Rentier-Hotdog und ich möchte unbedingt einmal in einem amerikanischen Feuerwehrauto sitzen ;o)
Nach ein paar Stunden verlassen wir Seward schon wieder und fahren zum nahen Exit Glacier - einem Seitenarm des grossen Harding Icefields.
An den Jahres-Markierungen entlang des Wanderweges wird erschreckend deutlich, wie drastisch sich auch dieser Gletscher in den letzten 100 Jahren zurückgezogen hat.
Eine 50US$ teure Schifffahrt zum Portage Gletscher lassen wir aus, denn die Park Rangerin muss auf unsere Nachfrage eingestehen, dass der Gletscher bei weitem nicht mehr den Fotos auf den Werbeprospekten entspricht - Alaska schrumpfen leider die meisten dieser Sehenswürdigkeiten weg :o(
Wir laufen stattdessen den Byron Glacier Trail, welcher eine besondere Überraschung für uns bereithält. Hoch oben auf einem Baum - direkt am Wanderweg - sitzt ein Schwarzbär und schlägt sich zum Mittagessen den Bauch mit den Beeren einer Pappel voll.
Whittier ist unser letzter Ort, bevor wir die Halbinsel Kenai mit der Fähre verlassen.
Ein seltsamer kleiner Ort - 32km2 Landfläche - und es gibt nur einen Weg hinein und einen hinaus und zwar durch Nordamerikas längsten Bahn- und Strassentunnel. 1943 wurde dieser einspurige, vier Kilometer lange Tunnel in Betrieb genommen. Eisenbahn und Strassenverkehr teilen sich die Fahr-Spur abwechselnd.
1964 - nach einem starken Erdbeben der Stärke 9.2 - beschädigte ein Tsunami mit über 10m hohen Wellen den kleinen Ort schwer und forderte 13 Todesopfer.
Der Begich Tower fällt einem ins Auge, sobald man aus dem Tunnel fährt. Der Tower ist ein Hochhaus mit 14 Stockwerken und Wohnraum für 700 Menschen. Das Gebäude ist Wohnsitz für die meisten Einwohner von Whittier und beherbergt zusätzlich zahlreiche öffentliche Einrichtungen, wie Lebensmittelladen, Postamt, Geldautomat, Notar, Wasch-Salon, Kirche, etc. Die Schule im Nachbargebäude können die Kinder durch einen unterirdischen Tunnel erreichen - alles wintersicher!