ECUADOR

Von Peru/Tumbes kommend

Ecuador (14. August - 29. Oktober 2019)

Download
Hier haben wir auf dieser Reise übernachtet
Übernachtungen Ecuador 2019.pdf
Adobe Acrobat Dokument 420.4 KB

Fahrt Zaruma - Loja - Cuenca

15.-25.08.2019

Heute Donnerstag verlassen wir Perú und reisen in Ecuador ein.

 

Für den ecuadorianischen Zöllner - Einfuhr der Fahrzeuge - ist Arbeitshaltung ein Fremdwort. Gähnend und in seinem Lehnstuhl hängend - er kann die Tastatur seines PCs kaum sehen - macht er sich im Schneckentempo daran, uns die Papiere auszufüllen, der weilen ich auf den Stockzähnen langsam auf hundert zähle :o/

Kurz nach der Grenze erreichen wir das Reserva Ecológica de Arenillas. Sehr freundlich werden wir von den Rangers willkommen geheissen. Wir können so lange bleiben, wie wir wollen und alles ist gratis - wow!

 

Zur Begrüssung kommt noch ein Fuchs vorbei um uns zu Beschnuppern. Auf den zwei ausgeschilderten Wanderwegen entdecken wir viele verschiedene Vögel, Eichhörnchen und - wir haben Glück - zwei Hirsche der eher selteneren Art. Leider war meine Kamera zu langsam! 

Zwei Nächte bleiben wir im Reservat und fahren dann weiter Richtung Zaruma - eine alte Goldgräberstadt.

Nach sechs Monaten Bolivien und Perú erwärmt die Freundlichkeit der Ecuadorianer unser Herz. Sie lachen, sie winken, sie sind geduldig im Strassenverkehr - kaum einer hupt - und sie sind hilfsbereit. Hier gefällt es uns sehr!

 

In Zaruma fühlen wir uns um hundert Jahre zurückversetzt. Die alten, bunt bemalten Holzhäuser zeugen vom längst vergangenen Goldgräberboom. Die Stadt sitzt auf einem durchlöcherten Untergrund, wie auf einem Emmentaler Käse. Gold bekommen wir dann aber trotzdem nicht zu sehen. 

20km nach Zaruma - am Río Ambacolas - entdecken wir den Balneario las Tilapias.

Auf die Frage, ob wir hier bleiben können, meint Melida mit einem breiten Lachen: „ Sicher, so lange wir wollen und es kostet nichts!“

Wir gehen zwar im kalten Flusswasser nicht baden, geniessen aber aus dem Trockenen die Natur und bleiben drei Nächte. Die Tilapia im Restaurant von Melida und ihrem Mann schmeckt herrlich!

Die letzten 140km bis nach Loja „schnegglen“ wir wieder einmal über eine Naturstrasse. Sie ist gut im Schuss aber mehr als 25km/h liegen trotzdem nicht drin.

Da es in Loja keinen Camping hat, geht die mühsame Suche nach einem sicheren Platz los. Überall Parkverbot oder blaue Zone, einzig beim Parque Jipiro/Freizeitpark dürfen wir stehen.

Am Abend gesellen sich noch mehrere Laster zu uns – hinten drin Matratzen und unzählige Familienmitglieder. Es regnet und es ist trüb und grau.

 

Heute Dienstag trotzen wir dem Regen und marschieren los, die Stadt zu entdecken. 

Überall wir abgesperrt, geschmückt und aufgeräumt.

Wir erfahren, dass heute Abend die Prozession der Virgin del Cisne erwartet wird. Jedes Jahr - 20. August - wird die Statue 70km vom Dorf Cisne nach Loja getragen, wo sie bis zum 1. November in der Kathedrale bleibt. Zu diesem Ereignis strömen die Menschen aus allen Provinzen und den benachbarten Ländern herbei.

Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Überall riesige Menschenmengen. Alles wartet auf das Eintreffen der Virgin del Cisne und sogar das Wetter macht mit - es hat aufgehört zu regnen.

Im grossen Militärgeleit umringt von Menschen wird die Statue durch die Stadt zur Kathedrale getragen. Die Menschen am Strassenrand beten, weinen, freuen und bekreuzigen sich. Wir sind beeindruckt von dieser geballten Masse an tief gläubigen  Menschen.  

Heute Mittwoch ist Abfahrt nach Cuenca.

Doch Röbä entdeckt vorne einen platten Reifen. Da unsere Vorderreifen schon etwas abgelaufen sind und wir ja immer wieder auf Naturstrassen ausweichen, gibt’s neue Finken für den Camper. Zu unserer Überraschung steckt ein ca. 6cm langer Nagel im Reifen.

Wo wir den wohl wieder her haben??

In den Anden auf 2560m liegt die drittgrösste Stadt Ecuadors. Die drei blauen Kuppeln der Kathedrale leuchten uns aus dem Nebel verhangenen Cuenca entgegen. Die kopfsteingepflasterten Strassen der Altstadt/UNESCO sind noch Relikte aus der Kolonialzeit.

Nach einem Stadtrundgang besuchen wir das Panama-Hut-Museum, in dem die Arbeitsgänge der traditionellen Strohhuterstellung erklärt und gezeigt werden. Hier finden wir heraus, dass der Panamahut aus Ecuador und nicht aus Panama stammt. (Siehe Dies und das)

Bei Humberto quartieren wir uns für die nächsten fünf Nächte ein und feiern hier unseren Reisebeginn vor drei Jahren.

Panama-Hut / El sombrero de Paja Toquilla

Auf Grund ihres guten Sonnenschutzes waren die Toquilla-Strohhüten aus Ecuador beim Bau des Panama-Kanals - 1914 - sehr gefragt. Der Hut wurde dadurch international bekannt und man begann ihn “Panama-Hut” zu nennen, obwohl er aus Ecuador stammt.

 

Das Stroh wird aus der Toquilla-Palme gewonnen. Die hochwertigeren Hüte werden in Heimarbeit aus sehr feinem Stroh geflochten und kosten zwischen 150 bis über 1000 US$. Die gröberen und etwas günstigeren Modelle werden inzwischen maschinell hergestellt. 

Nationalpark Cajas

26./27. 08.2019

Der 28ha grosse Nationalpark mit 230 Lagunen liegt oberhalb 3000m. Dieses eindrückliche Gebiet wurde durch Gletscher geformt. Die einzelnen Lagunen sind z.T. durch gewaltige Höhenzüge voneinander getrennt.

 

Wir fahren zur Laguna Llaviuco, wo wir in der Nähe der Rangerstation übernachten dürfen. Bevor es aber ins Bett geht, umrunden wir noch den See - trotz grauem und regnerischem Wetter. Im umliegenden Nebelwald sind alle Bäume und Sträucher mit Moos und Bromelien bewachsen. 

Nach einer ruhigen Nacht verabschieden wir uns von den Rangern und fahren zur Laguna Toreadora auf 3960m. Auch diese etwas grössere Laguna umwandern wir in zwei Stunden und entdecken dabei viele Pflanzen, die wir noch nie vorher gesehen haben. Zum Glück hat sich das Wetter etwas beruhigt und es regnet nicht mehr.

Reserva Ecológica Manglares Churute

Da wir nicht akklimatisiert sind, möchten wir nicht bei der Laguna Toreadora übernachten und entschliessen uns am Nachmittag ins Tiefland runter zu fahren. Doch zuerst müssen wir noch den Pass Tres Cruzes 4120m überqueren. Ab jetzt geht es praktisch ohne Kurven runter auf Meereshöhe.

  

In 1 3/4 Std einen Höhenunterschied von 4120m überwinden - das gab es bis jetzt noch nicht. Mit heissen Bremsen und rauschenden Ohren kommen wir unten in der Rangerstation Reserva Ecológica Manglares Churute an. 

Heute Mittwoch unternehmen wir mit unserem Guide Simon eine Bootsfahrt in die Mangroven des Río Churute. Auf der Fahrt zum Fluss entdecken wir auf den Feldern der Bauern verschiedene, uns nicht bekannte Früchte. Verfolgt von tausenden von Mücken marschieren wir zum Fluss.

Mit einem Langboot gleiten wir langsam den Mangroven entlang und beobachten die verschiedenen Vogelarten, die rechts und links des Flusses leben und brüten.

Das plötzlich von uns aufgeschreckte Krokodil im Uferschlamm gleitet ins Wasser und beobachtet uns jetzt von unten. 

Anschliessend durchwandern wir einen Trocken-Dschungel, wo uns eine Gruppe Heuler-Affen begrüsst.

Minifrösche - 1cm lang, Taranteln, die sich in Baumhöhlen verstecken, eine aufgeschreckte Nasenbär-Familie und eine schwarze Schlange kreuzen unseren Weg.. 

Als Abschluss des heutigen Tages statten wir einer Kakaofarm einen Besuch ab und Simon gibt uns eine Einführung in den Kakao-Anbau und die Herstellung von Schokolade. (Siehe Dies und das) 

Kakao

Ecuador ist einer der grössten Kakao-Produzenten weltweit. Auf einer Kakao-Farm können wir den Kakao-Prozess ‚Vom Baum in die Tasse‘ in einer Kurzversion mitverfolgen.

Hier werden 3 verschiedene Kakaos angebaut. Nacional (Baum wird bis zu 6m hoch, braucht 4-5 Jahre bis zur ersten Ernte, reift von grün zu gelb), Trinitarian (Baum wird bis zu 3m hoch, braucht nur 8 Monate bis zur ersten Ernte, reift von dunkelrot zu gelb-gestreift) und ein Hybrid aus den beiden. Der geschmacklich intensivste ist der Nacional und daher auch der teuerste.

Geerntet wird alle 15 Tage, das ganze Jahr über. Bereits beim Pflücken werden die weiss-fleischigen Kakao-Bohnen aus der Schale entfernt und in 50kg-Säcke verpackt. Die Schalen bleiben liegen und dienen mikroskopisch kleinen Blütenbestäubern als Lebensgrundlage.

In den Säcken trocknet das Fruchtfleisch und die Bohnen durchlaufen darin einen 5-tätigen Fermentierungs-Prozess. Anschliessend werden die Bohnen an der Sonne getrocknet und für den Export wieder in Säcke abgepackt.

Unser Führer Simon zeigt nun wie die Kakao-Bohnen von den Abnehmern geröstet und gemahlen werden. Aus der Mühle tropft eine sämig-glänzende Kakao-Masse, die herrlich nach Röstaromen und Kakao duftet. 

Für eine ‚Warme Schokolade‘ wird  Zitronen-Gras in Wasser aufgekocht, die Kakao-Masse beigegeben und, je nach Geschmack, etwas Rohrzucker beigemischt - schmeckt sehr gut !

 

Natürlich kann man die Kakao-Masse auch in eine Schokoladen-Form giessen (100% Kakao) oder vorgängig mit Wasser, Milch oder Zucker verdünnen und geschmacklich anreichern (Chili, Nüssen, usw.), sodass Schoko-Tafeln mit 60, 75 oder 80% Kakao-Gehalt entstehen.

Guayaquil

29.08.-01.09./14.09.2019

 

Mit ca. 3 Mio. Einwohnern ist Guayaquil die grösste Stadt Ecuadors.

Nachdem wir uns im Hotelparking Livingstone gemütlich eingerichtet haben, geht es auf Entdeckungstour.

Unser erstes Ziel ist der Malecón, eine Flaniermeile direkt am Meer. Von hier aus steigen wir über die 500 Stufen zum Cerro de Santa Ana hoch, von wo aus wir einen schönen Ausblick über die ganze Stadt geniessen.

 

Die nächsten 11 Tage verbringen wir auf Galápagos und unser Camper wartet hier in Guayaquil auf uns.

Wieder zurück von den Inseln, machen wir mit Eduardo eine kleine Stadtführung.

 

Im Parque Histórico stehen ein paar koloniale Gebäude mit einem angrenzenden Tierpark. Auf der Plaza im Zentrum leben Leguane, Wasserschildkröten und Tauben friedlich nebeneinander. 

Galápagos

02.-13.09.2019

Sommersachen, Schnorchel und Flossen gepackt, warten wir in Guayaquil auf unseren Flug zu den Galapagos Inseln.

In den 11 Tagen haben wir eine Rundreise zu den Inseln San Cristóbal - Santa Cruz - Isabela geplant. Unsere Vorfreude trübt sich etwas, als der Kapitän kurz vor der Landung das Wetter auf San Cristóbal durchgibt - bewölkt mit Regen. So haben wir uns das nicht vorgestellt!!

Isla San Cristóbal

 

02.-05.09.2019
Doch so schlimm scheint es nicht zu sein, denn es ist warm und trocken. Nach dem Hotel-Bezug laufen wir ins Städtchen Puerto Baquerizo um uns etwas umzuschauen. Es ist ein überschaubarer, ruhiger Ort mit wenig Touristen und gemütlichen ‚Beizlis‘. An jeder Ecke schlafen Seelöwen oder sie unterhalten sich brüllend, bellend und rülpsend ;o))


Das Wetter verschlechtert sich jetzt doch noch. Es ist kühl, grau und es nieselt :o(
Wir sind hin und her gerissen, ob wir für den morgigen Tag eine Schnorchel-Tour ins 18° kühle Gewässer um den León Dormido/Kicker Rock buchen wollen.


Auf dem Weg zum Abendessen begegnen wir Oskar - kennen gelernt auf dem Flug hierher. Er ist Drogenpolizist und noch zwei Stunden im Dienst. Diese verbringt er nun mit uns als persönlicher Bodyguard - wie er sagt ;o))

Wenn Engel reisen….gestern noch grau heute blau!

Ausgerüstet mit Neoprenanzug, Flossen und Schnorchel geht es zum Boot, das uns zum Kicker Rock bringt. Hier sind zwei Schnorchelgänge durch die Felsspalten und um die Felsspitze geplant. Mit Carlos - unserem Schnorchel-Guide - tauchen wir in die faszinierende Wasserwelt ein.

Schon nach wenigen Metern erspähen wir unter uns die ersten sechs Galapagos-Haie. Ein etwas mulmiges Gefühl überkommt mich - hoffentlich haben die schon gefrühstückt. Doch Carlos meint lachend: „Die haben lieber Fisch!“

Wir durchschwimmen riesige Sardinen-Schwärme. Tausende dieser kleinen Fischchen gleiten in ihrer Formation auseinander und lassen uns durchschwimmen. In unmittelbarer Nähe taucht ein Seelöwe auf, umkreist uns ‚gwundrig‘ und verabschiedet sich wieder. Die Meeresschildkröten haben es weniger eilig und begleiten uns ein Stück.

Nach 45 Minuten - beim Verlassen der Felsspalte - wellt das Meer so stark, dass Röbä und ich seekrank am Boot ankommen :o(

An einen zweiten Schnorchelgang ist nicht mehr zu denken. Jetzt heisst es nur noch durchhalten und warten bis die Tauchgruppe zurück ist. Kreidebleich und mit entleertem Magen geht`s zu einer Bucht und wir haben endlich wieder Land unter den Füssen. 

Ausgeschlafen und wieder topfit wandern wir heute im Sonnenschein an Buchten mit Seelöwen und Blaufuss-Tölpel vorbei.

Weiter geht’s durch eine Lava-Landschaft zu einem Aussichtspunkt, wo wir Meeres-Leguane beobachten können.

 

An der Playa Mann kann ich es mir nicht verkneifen - trotz kaltem Wasser - mit einem Seelöwenbaby zu schwimmen.

An unserem letzten Tag auf San Cristóbal fahren wir mit einem Taxi ins Innere der Insel.

Miguel bringt uns zuerst zu einem 300 Jahre alten Ceibo-Baum auf dem ein grosses Baumhaus steht. Beim Nachbar wächst ein grosser Mango-Baum mit einem Rettungsboot in der Krone. Was es nicht alles gibt! ;o))

 

Weiter geht‘s zur Laguna del Junco auf 600m Höhe. Die Laguna ist der einzige Süsswasser-See im ganzen Galapagos-Archipel und liegt in einem Vulkankrater, der vor ca. 2.5 Mio. Jahren aktiv war. Leider verdeckt uns der dicke Nebel die Sicht und wir können die Grösse des Sees nur erahnen.

Der Höhepunkt des Tages ist der Besuch der Schildkröten-Aufzucht-Station Galapaguera. Die Station wurde gebaut, um die Zahl der vom Aussterben bedrohten Landschildkröten zu erhöhen (früher war es üblich in Galapagos anzulegen, einige Schildkröten zu fangen und sich damit einen lebenden Fleischvorrat an Bord zu holen).

Die Schildkröten paaren sich einmal im Jahr und die Weibchen legen ca. 10 Eier. Diese werden von den Parkwächtern ausgegraben und in Brutboxen ausgebrütet - Männchen bei 24 ° C und Weibchen bei 28 ° C. 

Nach acht Jahren sind die jungen Schildkröten gross genug, um nicht mehr gefressen (z.B. von Ameisen, Ratten, Vögel, Hunden oder Katzen) und in die Freiheit entlassen zu werden.

Jetzt könnten wir noch an der schönen Playa Puerto Chino schwimmen gehen, doch uns reichen nur schon die Füsse im kalten Wasser. So geniessen wir den Strand mit den vielen Seelöwen und den Darwin-Finken vom Trockenen aus.

Isla Santa Cruz


06.-08.09.2019 

Heute verlassen wir die schöne Insel San Christóbal und fahren morgens um 07.00 Uhr mit dem Boot in zwei Stunden zur Isla Santa Cruz.

Hier werden wir am Pier von einer Gruppe Baby-Haien begrüsst. Nach den sonnigen Tagen auf San Christóbal empfängt uns ein trüber Himmel und es ist kühl. Ich vermisse meine warme Jacke :o( 

Also, alle T-Shirts gleichzeitig anziehen plus Windjacke - so sollte es gehen.

 

Beim Rundgang durch Puerto Ayora entdecken wir zwei Künstler des Ortes. Einer stellt Mosaikbilder her, der andere schnitzt aus Holz Tiere und Ornamente. Leider alles viel zu gross für unseren Camper und so bleibt es bei einem interessanten Gespräch.

Sonst können wir dem Ort leider nicht viel abgewinnen. 

Als nächstes besuchen wir die Charles Darwin Research Station.

Auch hier werden in aufwendiger Arbeit Landschildkröten aufgezogen. ‚The Lonesome George‘ - die berühmteste Schildkröte von Galapagos, weil der letzte seiner Art - treffen wir leider nur noch ausgestopft und hinter Glas an. Er ist 2012 unerwartet bereits mit 90 Jahren gestorben.

Der zweite Tag auf Santa Cruz startet wettermässig nicht so übel.

Bei Edgar haben wir eine Highland-Tour gebucht. Er bringt uns als erstes zu den Los Gemelos/Zwillinge. Es sind zwei riesige eingestürzte Lavatunnel, die aussehen wie Vulkankrater. Der Weg um die Gemelos führt durch einen Wald mit den nur hier wachsenden Scalesias. Diese Bäume sind von verschiedenen Moosarten überwachsen. 

Weiter geht es ins Erdinnere, nämlich in einen Lavatunnel, der (noch) nicht eingestürzt ist. Dieser 400m lange Tunnel entstand, als sich die Oberfläche des Lavastroms abkühlte und im Innern die glühende Lava weiter durchfloss.

Über Treppen geht es runter ins kühle Innere. Wir sind überrascht von der Grösse dieser Röhre und noch mehr, je weiter wir ins Innere vorstossen. Ein riesiger Dom öffnet sich vor uns. Nur einmal müssen wir unter einem Lavabrocken durchkriechen.

Zum Abschluss unserer Tour fahren wir auf einen Bauernhof, wo viele Landschildkröten in freier Natur leben. 

Die Baum-Opuntie - eine Kakteenart - ist sehr wichtig für das funktionierende Ökosystem der Galapagos Inseln. Für die Schildkröten, Landleguane und die Kaktusfinken sind sie eine wichtige Nahrungsquelle.

Hier auf der Insel Santa Cruz wachsen die grössten Exemplare.

Um zur Tortuga Bay zu gelangen, durchqueren wir eine Vulkanlandschaft mit vielen dieser Kakteen.

An der Tortuga-Bay - einer der schönsten Strände auf Santa Cruz - hält mich nichts mehr, ich gehe schwimmen. Röbä kann dem kalten Wasser nichts abgewinnen und so leistet mir ein Meeres-Leguan etwas Gesellschaft ;o))

Am letzten Tag auf Santa Cruz - der Himmel ist wieder mal grau -  packen wir noch einmal die Schnorchel ein und laufen zu ‚Las Grietas‘.

In diesem schmalen Cañon soll man gut schnorcheln und Fische beobachten können. Aber das wissen andere auch und es ist ziemlich überlaufen. Doch für uns halb so schlimm, denn der Rancher teilt uns mit, dass die Wassertemperatur um die 16° C sei. Da bringen auch mich keine zehn Pferde mehr rein. Wir geniessen die Schlucht einfach von oben.

Isla Isabela

 

 

09.-12.09.2019
Heute Montag um 07.30 Uhr geht unsere Reise mit dem Boot weiter.

Wie in einer Sardinenbüchse eingequetscht, schaukelt unsere Nussschale - bei hohem Wellengang mit 40 Personen an Bord - zwei Stunden lang von Santa Cruz nach Isabela. Nach der ersten Viertelstunde sind die Passagiere, die draussen sitzen, triefend nass. Nach einer Stunde sieht man praktisch nur noch kreidebleiche Gesichter herumsitzen, die nach Plastiktüten verlangen. In den letzten 30 Minuten der Überfahrt beginnt das grosse Erbrechen.

Was für ein Teufelsritt!! Röbä und ich haben extra nicht gefrühstückt, damit der Magen nichts zum Entleeren hat und es geht uns beiden ziemlich gut - im Vergleich zum Rest.

Nach einem reichhaltigen Mittagessen und einem Spaziergang im geruhsamen Hauptort Villamil, setzten wir uns in der Casa Rosada an die Strandbar. Es ist zwar nicht Strandwetter, denn der Himmel ist grau, aber für heute steht nichts mehr auf dem Programm.

Nach ein paar Minuten sehen wir, wie –zig Leguane aus dem Meer kommend, sich zu uns an die Bar legen ;o))
Die einen wärmen sich auf einem extra für sie konstruierten Holzboden auf, die anderen trocknen sich an der Hausmauer. Was für ein Schauspiel!!

Heute Dienstag ist der Himmel immer noch grau - wir entschliessen uns für eine Biketour zur ‚Muro de las Lágrimas/Mauer der Tränen‘.

Zuerst geht die Fahrt über eine sandige Piste dem Strand entlang. Wir merken schnell, dass diese Bikes dringend eine Überholung nötig hätten, denn schon nach wenigen Kilometern verklemmt sich die verrostete Kette dermassen, dass nur noch ein Schweizer Taschenmesser und rohe Gewalt helfen :o/

Wir biegen ab ins Landesinnere vorbei an Lagunen, spazierenden Schildkröten und Leguanen.  

Zwischen 1945 und 1959 diente die Insel Isabela der ecuadorianischen Regierung als Strafkolonie. El Muro de las Lágrimas musste von hartgesottenen Verbrechern und politischen Dissidenten unter schwersten Bedingungen errichtet werden. Die aus scharfkantigen Lavasteinen bestehende Mauer diente vermutlich als Abgrenzung des Gefangenenlagers, könnte aber auch reine Arbeitsbeschaffung gewesen sein.

Trotz grauem Himmel geniessen wir die Aussicht über weite Teile der südlichen Insel. 

Auf der Rückfahrt entdecken wir die einzigen Kandelaber-Kakteen von ganz Galápagos. Sie wachsen pro Jahr nur wenige Millimeter und werden mehrere hundert Jahre alt.

 

Isabela gehört zu den vulkanisch aktivsten Gebieten der Welt und so hat es natürlich auch hier Lavatunnels – zwar nicht mehr sooo grosse wie auf Santa Cruz, aber das Absteigen vom Bike lohnt sich allemal.

 

Den Tag lassen wir in einer gemütlichen Strandbar bei einem feinen Caipirinha ausklingen.

Lange haben wir überlegt, ob wir uns noch einmal zum Schnorcheln in das kalte Wasser wagen sollen. Aber man ist ja schliesslich nicht jeden Tag auf Galápagos und so fahren wir mit einer Gruppe auf das vorgelagerte Inselriff Islote las Tintoreras um Weissspitzen-Haie zu sehen.

Sie sitzen tagsüber in einem ca. 3m tiefen Kanal und beäugen die oben durchschnorchelnden Touristen. Nachts geht’s dann auf Beutefang - wieder mal Glück gehabt ;o))

 

Wir laufen dem Kanal entlang und bewundern die Haie zuerst vom Trockenen aus. Unglaublich, der ganze Kanal ist gefüllt mit diesen Haien - 30-40 Stück - und da sollen wir in wenigen Minuten durchschnorcheln!?

 

Wir werden von unserem Begleiter angewiesen, schön ruhig und nicht wie wild mit den Flossen schwadernd an den Haien vorbeizuziehen. Unglaublich, da liegen sie unter uns. Einige grössere Exemplare schwimmen auf uns zu - keine Panik, die sind genauso neugierig wie wir! Ein einmaliges Erlebnis!! 

Der letzte Tag auf Isabela. Wir laufen dem Flamingo-Trail entlang zu einer Schildkröten-Station. Es soll hier die grösste Gruppe von Flamingos auf Galápagos geben.

Etwas enttäuscht sind wir schon, denn es scheint, als ob sie ausgeflogen wären. Wir treffen nur vereinzelt ein paar Exemplare.

 

In der Schildkröten-Station gibt es eine Art der Riesenschildkröten, die nur auf Isabela bei einem bestimmten Vulkan vorkommen. Ihr Panzer ist nicht gewölbt, sondern abgeflacht.

 

Am Strand möchten wir uns etwas ausruhen und die Aussicht geniessen, aber fast alle ‚Bänkli‘ sind besetzt ;o))

Fazit Galápagos

  • San Cristóbal hat uns am besten gefallen.
  • Es ist schwierig eine gute Reisezeit zu finden. Von Dezember bis Mai ist es sehr heiss und es regnet viel. Das Wasser ist wärmer, hat aber weniger Fische.
    Von Juni bis November ist der Himmel meist trüb. Es ist kühl, es nieselt oft, das Wasser ist kalt, aber man kann mehr Fische und Landtiere sehen.
  • Für die Bootsfahrten mussten wir Reisetabletten schlucken, da das Meer immer aufgewühlt war.
  • Die ganze Tour kann problemlos vor Ort selber organisiert werden und ist somit viel kostengünstiger.

Puerto Cayo

15.-22.09.2019 

Nach der anstrengenden Zeit auf Galápagos brauchen wir etwas Erholung.

In Puerto Cayo bei Sämi auf dem Camping Jardin Suizo bleiben wir eine Woche - obwohl das Wetter auch hier eher grau ist. Wir erledigen alles was es zu erledigen gibt, geniessen das Faulenzen, die feinen Langusten frisch aus dem Meer und das gemütliche abendliche Zusammensitzen mit allen Anwesenden. 

Von Juni bis Ende September tummeln sich in den wärmeren Gewässern vor der Pazifikküste Ecuadors die Buckelwale. Sie kommen aus der 7000km entfernten kalten Antarktis um hier ihre Jungen zu gebären und zu stillen, bis sie genug Fett angesetzt haben um wieder zurückzukehren.

Da wir in Südafrika und in Argentinien wenig Glück hatten, Wale zu sehen, versuchen wir es hier noch einmal.

Mit Miguel fahren wir - an den Fischern vorbei, die ihre Netze einholen - aufs Meer hinaus und hoffen diesmal auf mehr Glück.

Und tatsächlich, da sind sie!! Was für ein grossartiger Anblick :o))

Montecristi

23.-24.09.2019

 

Wir verlassen Sämi und sein Paradies und fahren der Küste entlang über Manta nach Montecristi - die Wiege des weltberühmten Panamahutes.

Wie wir bei Amado - Besitzer eines Panama-Hutladens - erfahren, werden auch hier die Hüte nicht mehr in Montecristi geflochten, sondern nur noch zur Fertigstellung von den Bauern angeliefert.

Schade, denn das Flechten hätte mich sehr interessiert!

Trotzdem können wir zuschauen, wie Röbäs neuer Panamahut in die gewünschte Form gebracht und mit der ausgewählten Bandera versehen wird. 

Montecristi ist auch der Geburtsort von Eloy Alfaro - Reformpolitiker und Präsident zu Beginn des

20. Jahrhunderts und Erbauer der ersten Eisenbahn Ecuadors. Sein Mausoleum steht hoch über dem Dorf.

Fahrt von Montecristi zum Vulkan Chimborazo

24.-26.09.2019 

Wir verlassen Montecristi und fahren 300km weit ins andine Hochland. Heute - am ersten Tag - bleiben wir aber immer noch auf Meereshöhen von 100 - 450müM.

Bananen-Plantagen wechseln sich mit Kakao- und Teak-Plantagen ab. Dazwischen leuchten immer wieder grüne Reisfelder auf. Bei einem Bambus-Verarbeiter können wir zuschauen, wie Bambus-Rohre gevierteilt und daraus günstige Hauswände hergestellt werden.

Die erste Nacht verbringen wir auf einer Tankstelle. Es ist stickig heiss und lärmig.

Bananen soweit das Auge reicht!

Wir entdecken eine Bananen-Plantage, wo die noch unreifen Früchte zum Export nach Russland vorbereitet werden. Gerne werden uns alle Fragen beantwortet und zum Abschied bekommen wir noch eine Tasche voller roter und gelber Bananen.

 

Die Strasse windet sich nun rasch hoch auf 4200müM, zu unserem heutigen Übernachtungsplatz am Fusse des Vulkans Chimborazo.

Vulkan Chimborazo

26.-27.09.2019

 

Wir haben Glück und der Chimborazo zeigt sich uns von seiner Schockoladen-Seite. Kein Wölkchen trübt die Sicht bei unserer Ankunft, aber ein kalter Wind pfeift um die Camper-Ecken.

Letzte Nacht im Schweiss gebadet - diese Nacht müssen wir wieder Decken und Schlafsäcke stapeln, damit wir beim Schlafen schön warm haben. Die Aussentemperatur sinkt auf 1.5°C. 

 

Durch die Verdickung der Erdkugel am Äquator überragt der Chimborazo den Mount Everest - vom Erdmittelpunkt aus gemessen - um 2000m. Die Bergspitze ist somit der höchste Punkt der Erde und kommt damit auch der Sonne am nächsten.

 

Heute Morgen ist der Vulkan mit einem dichten Wolkenkranz umgeben. Wir fahren mit dem Camper zum Refugio Carrel auf 4860müM. Von da gehts zu Fuss weiter hoch zum Refugio Whimper und zur Laguna Condor Cocha auf 5100müM.

Die kalte Nacht verbringen wir am Fuss des Vulkans auf 4860müM.

Baños - Cascada El Manto de la Novia - Pailón del Diablo

28.09.-02.10.2019

 

Nach einer kalten Nacht auf 4860müM - mit Kopfschmerzen - sind wir froh, wieder in tiefere Lagen zu fahren. Uns zieht es nach Baños, dem Eingangstor zum Amazonas.

In Baños treffen wir Jaqueline und Jasper wieder und zusammen erkunden wir den Ort.

Das adrette Städtchen liegt in einem Tal auf 1800müM. Über ihm thront der aktive Vulkan Tungurahua, den wir aber nie zu Gesicht bekommen, da immer wolkenverhangen. 

Nach vier Übernachtungen in Baños fahren wir zum nahen Wasserfall El Manto de la Novia/Brautschleier. Nach Foz de Iguazu der erste Wasserfall in Südamerika, den wir als solchen bezeichnen würden.

 

Tosend stürzen die Wassermassen über eine Felskante. Zuerst gilt es jedoch einen steilen Weg in die Schlucht hinab zu rutschen, bevor wir den Wasserfall aus der Nähe betrachten können. 

Als nächstes imponiert der Pailón del Diablo mit seinen - in die tiefe Schlucht stürzende - Wassermassen.

Über Hängebrücken und steile Stufen geht es nahe dem Wasserfall entlang in die Tiefe. Ab und zu werden wir von einem ‚Gutsch‘ Wasser überschüttet. 

Laguna Quilotoa

02./03.10.2019

Weiter geht es nordwärts zur Laguna Quilotoa, einem Kratersee auf 3900müM. Je weiter wir fahren, umso düsterer wird das Wetter. Bald prasseln Regen und Hagel auf uns nieder, ein Hochgebirgs-Gewitter entlädt sich blitzend und donnernd über uns. Sintflutartiger Regen - die Strasse verwandelt sich in ein Bachbett, wird rutschig, das Fahren wird zum Abenteuer.

Plötzlich krachen auch noch fussballgrosse Steinbrocken vor und neben uns auf die Strasse. Einer dieser Brocken rollt unter unseren Camper - jetzt anhalten wäre viel zu gefährlich. Also schleifen wir ihn mit der Hinterachse noch 100m weiter aus der Steinschlag-Zone raus, bevor wir ihn loswerden können.

 

Wir hatten wieder einmal Glück, aber eine sichere Weiterfahrt bis zur Laguna scheint heute nicht mehr möglich. Daher übernachten wir auf dem nahen Mirador Toachi auf 3525müM. 

Am nächster Morgen blinzelt die Sonne wieder durch die Wolken. Wir fahren hoch zur Laguna Quilotoa und bereiten uns auf die 12km Wanderung auf dem Kraterrand des erloschenen Vulkans vor.

 

Grün schimmernd liegt der See tief unter uns. Der Wanderweg - ein schmaler, sandiger, kiesiger und steiniger Trampelpfad - führt dem Rand entlang, oft steil hinauf und dann auch wieder steil hinunter. Nach 4km sind wir auf dem höchsten Punkt der Rundwanderung angelangt - 3930müM.

 

Auf dieser Höhe fällt das Atmen schwer und die ständige Kraxelei geht in die Beine :o(

Ich bin schon ziemlich futsch! An ein Zurück ist jedoch nicht zu denken - nicht mit Röbä - also weiter. Nach langen fünf Stunden erreichen wir erschöpft unser Zuhause. Uff!

Ecuador im Ausnahmezustand - und wir mittendrin!

04.-13.10.2019

Der Tag beginnt ruhig, unsere Muskeln und Gelenke konnten sich von der anstrengenden Wanderung um den Quilotoa erholen.

 

Wir wundern uns ein wenig, dass alle Kontroll-Posten heute unbemannt sind - und das an einem Freitag. Die Leute sitzen in ihren besten Kleidern am Strassenrand und warten…..auf was? Ist heute vielleicht ein arbeitsfreier Feiertag ……?!

 

Nach 80km stoppt uns ein Einheimischer und erklärt, dass sich das ganze Land wegen der Verdoppelung der Treibstoffpreise - 1 Liter Diesel kostet derzeit 20 Rappen!!! - im Streik befindet und alle Strassen gesperrt sind. Er aber kennt einen Schleichweg und wird uns in die nächste Stadt führen.

Auf holprigen Acker- und Waldwegen fahren wir durchs Hinterland, bis nach 10km eine Wegsperre mit umgehackten Bäumen ein Weiterkommen verunmöglicht.

  

Ein rasch herbeigeeilter Bauer will uns für 10 US$ um das Hindernis herumführen - nicht mit uns. Wir fahren zurück auf die Hauptstrasse.

Doch weit kommen wir nicht. Im nächsten Ort ist die Strasse mit brennenden Autoreifen gesperrt - ein Durchkommen unmöglich. Das Dorf hüllt sich in schwarzen beissenden Rauch.

Die Emotionen gehen hoch, die alkoholisierte Menge wird von Rednern angefeuert. Frauen, Männer, Jugendliche - alle schreien, diskutieren durcheinander und erheben die Macheten und Stecheisen gegen den Himmel. Verzweifelte Autofahrer versuchen die Anwohner zur Durchfahrt zu überreden - mit dem Resultat, dass manchen die Reifen zerstochen werden.

 

Auch untereinander kommt es zu heftigen Streits, was bei uns etwas Unsicherheit hervorruft. Bis tief in die Nacht hinein werden Autoreifen zum Verbrennen und Warmhalten der Streickwächter herbeigeschleppt. 

Wie lange dieser Zustand anhalten wird - keiner weiss es!

  

Also parkieren wir unseren Camper auf einer Wiese neben der Strasse - wir sind die einzigen Touristen - und beobachten das wilde Durcheinander aus sicher-erscheinender Distanz.

Drei Tage hüten wir nun schon unseren Camper. Wir beobachten, wie Jugendliche von Autos und Motos Benzin abzwacken und alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest ist.

 

Heute Montagmorgen weckt uns lautes Geschrei und Durchsagen im Dorf-Lautsprecher.

Eine grosse Menschenmenge mit Stöcken und Eisenstangen bewaffnet hat sich zum Marsch nach Quito versammelt.

Da wir selbständig nie und nimmer die vielen Strassensperren unbeschadet durchfahren könnten, fragen wir den Gemeindepräsidenten, ob wir uns dem Konvoi bis zum Camping anschliessen dürfen. Kein Problem - und so werden wir als Ambulanz (Schweizer Kreuz !) in die Fahrzeug-Schlange eingereiht.

 

Die Streik-Leitung des Dorfes fährt mit uns mit. Wir müssen zahlreiche Strassensperren umfahren.

In jedem Dorf gesellen sich neue Menschenmengen auf Lastwagen zum Konvoi. Am Strassenrand schreit die Menge und immer wieder muss erklärt werden, dass wir dazu gehören und unsere Reifen kein Ziel der zugespitzten Armierungseisen sein dürfen. Trotzdem, ein mulmiges Gefühl bleibt.

 

Irgendwann zweigen wir ab und suchen so schnell wie möglich den Schutz des Schweizer Hotel-Campings Cuello de Luna.   

Wir sind die einzigen Gäste - es ist ruhig und wir sind durch einen Wald von der vor Kurzem erstellten 6-spurigen Panamericana getrennt. Nur ab und zu verirren sich die Schreie der Demonstranten bis zu uns rüber.

Adrian - der Sohn des Hotelbesitzers - rät uns, die Anlage bis auf weiteres nicht zu verlassen.

 

Sonntag, 13.10.2019

Wir sind nun schon eine Woche im Hotel-Campings Cuello de Luna. Vor 10 Tagen hat alles begonnen und es ist noch keine Veränderung der Situation in Sicht. Es gab bis jetzt schon sieben Tote und zahlreiche Gebäude in der Altstadt von Quito (Weltkulturerbe) wurden schwer beschädigt. Die Strassen sind mit Blockaden versperrt und in gewissen Teilen des Landes herrscht Ausgangssperre. 

 

Unsere Lebensmittel haben wir schon vor ein paar Tagen rationiert. Es gibt nur noch Pasta und Konserven.

 

Für etwas Ablenkung sorgen die vielen Tiere auf der Anlage - Hunde, Gänse, Truthähne, Enten, Pferde, Ziege, Kuh und Lamas.

Der Ecuadorianische Präsident Lenín Moreno hat heute Sonntag im Gespräch mit den Führern der Indígenas das auch für uns unmögliche Dekret zurückgenommen (u. a. Verdoppelung der Treibstoffpreise, Halbierung der Ferien von Staatsangestellten von 4 auf 2 Wochen, 20% weniger Gehalt für Neuanstellungen im Staatsdienst).

 

Die sehr gut organisierten Indios feiern ihren Sieg und die Strassenblockaden werden aufgehoben. Zu den hohen Auslandschulden kommen nun auch noch die riesigen Blockade- und Demonstrations-Schäden dazu.

Vulkan Cotopaxi

14.10.2019

Nach den letzten zehn grauen Tagen in unserer 'Gefangenschaft' scheint heute - am ersten Tag unserer Freiheit - ausnahmsweise wieder mal die Sonne.

 

Mit dem Taxifahrer Rigoberto machen wir uns auf zum Cotopaxi, dem zweithöchsten aktiven Vulkan der Welt - 5897müM.

 

Vom Parkplatz auf 4580müM laufen wir in einer Stunde hoch zum Refugio José Rivas auf 4864müM. Nach einer Tasse Coca-Tee kraxeln wir noch auf dem rutschigen Lava-Sand hoch bis zur Gletscherzunge auf 5040müM.

Auch hier ist die Klimaerwärmung deutlich sichtbar. Der Gletscher ist in den letzten Jahren um ein grosses Stück zurückgegangen.

Auf dem Heimweg fahren wir an der Laguna Limpiopunga vorbei. Sie ist die temporäre Heimat für die hier brütenden Zugvögel. Auch ein paar interessante Pflanzen wachsen am Ufer dieser Lagune.

Quito

16.-19.10.2019

Auf der Weiterfahrt nach Quito sehen wir das Ausmass der Belags-Schäden, die die brennenden Strassensperren überall verursacht haben. 

Die Hauptstadt Ecuadors liegt auf 2850müM und erstreckt sich 50km in Nord-Süd-Richtung bei einer Breite von etwa 4km.  

 

Wir besuchen Wisi und Berni Arnold aus Schattdorf/UR, die schon 40 Jahre hier in Ecuador leben. Bei Geiss- und Schaftskäse tauschen wir alte Erinnerung aus, vor allem natürlich aus unserer gemeinsamen Zeit bei den Pfadfindern.

 

Liebe Berni, lieber Wisi

Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft. Wir haben es sehr genossen, wieder einmal über alte Zeiten zu plaudern. 

Ursi und Röbä

Während den drei Tagen bei Wisi und Berni besichtigen wir auch die Altstadt von Quito - UNESCO-Weltkulturerbe. Bekannt ist sie für ihre gut erhaltenen Gebäude aus der Kolonialzeit mit unzähligen Kirchen aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

 

Wir sind erstaunt, wie sauber sich die Stadt - nach den massiven Ausschreitungen von letzter Woche - den Touristen bereits wieder präsentiert. Doch an der Plaza Grande - vor dem vergitterten Präsidentenpalast - ist noch eine Demonstration im Gange.

 

Was wir bis jetzt nur vom Hörensagen her kannten, erleben wir nun hier in Quito:

Wir werden mit einer braunen Paste bespritzt und man will uns glauben machen, dass es Vogeldreck sei. Sofort ist ein hilfsbereiter älterer Herr zur Stelle und bietet uns in einem Hauseingang Taschentücher an. Als sich eine zweite Person mit Papiertüchern von hinten zu uns gesellt, fällt es uns wie Schuppen von den Augen - DAS IST EIN ÜBERFALL!! - und wir suchen schnell das Weite. Glück gehabt - nichts gestohlen!

Mangels guter Gelegenheit dürfen wir in Quito nun auch noch unseren Hochzeitstag nachfeiern. Wir fahren daher auf den Vulkankegel El Panecillo und geniessen - bei herrlichem Blick über die Stadt - ein leckeres 4-Gang Menue.

El Mitad del Mundo - Die Mitte der Welt

Der Äquator verläuft durch 11 Länder und hier in Ecuador steht dazu das Denkmal -  El Mitad del Mundo. 

Das 30m hohe Monument steht an der Stelle, wo 1736 spanische und französische Wissenschaftler zum ersten Mal den Durchgang der Äquatorlinie festlegten. Dabei haben sie sich nur gerade um 240m verrechnet. 

Im Museum Inti Ñan - 240m nördlich des Midat del Mundo - befindet sich die exaktere Position der Äquatorlinie, was angeblich mit einem stehenden Ei auf einem Nagelkopf und dem Richtungswechsel des Wasserstrudels beim Abfliessen bewiesen werden soll (siehe 'Dies & das')

 

Zusätzlich wird ein Einblick in die indianische Kultur und Lebensweise geboten.

Mindo - Laguna Cuicocha - Otovalo - Tulcán

20./21.10.2019

Wir fahren durch einen Nebelwald nach Mindo. Das Wetter hält, was der Name verspricht. Ausser zwei Stunden Sonne am Morgen ist es immer grau, neblig und regnerisch.

 

Mindo ist bekannt für die vielen Kolibris, Schmetterlinge und Vögel. Direkt neben unserem Camper wimmelt es im Gebüsch von den kleinen Flugakrobaten mit den langen Schnäbeln.

Die Schmetterlinge besichtigen wir der Einfachheit halber auf einer Farm und suchen sie nicht im Nebelwald ;o))

22.- 23.10.2019

Auf unserem Weg nach Norden beginnt es wieder einmal zu regnen. Trotzdem fahren wir zur Laguna Cuicocha. Es könnte ja sein, dass morgen früh wieder bessere Wetterbedingungen herrschen und die Laguna aus dem Nebel auftaucht.

  

Heute Mittwoch ist es trocken aber immer noch ziemlich verhangen. Eine Rundwanderung um den Kraterrand erscheint uns nicht sehr verlockend.

23.10.2019

Weiter geht es nach Otavalo, zum berühmtesten und grössten Kunsthandwerker-Markt in Ecuador.

Aber sooo viel anders als alle andern ist es hier nicht. Es steht jetzt einfach 'Ecuador' auf den Taschen, Rucksäcken und Ponchos und nicht mehr 'Perú' oder ,Bolívia'. Trotzdem decken wir uns mit ein paar kleinen Geschenken ein. 

Viel interessanter sind die Frauen in den traditionellen Trachten mit ihren handbestickten Blusen.

28.10.2019

Nach einigen Tagen bei Hans auf der Finca Sommerwind, wo wir wieder einmal ein feines Hefe-Weizen geniessen konnten, geht es weiter zur Grenzstadt Tulcán.

 

Die wichtigste Sehenswürdigkeit in Tulcán ist der städtische Friedhof, der wegen seinen 308 kunstvoll zurecht geschnittenen Thuja-Büschen viele Besucher anlockt. Der Initiator dieses Friedhof-Parks liegt inzwischen auch hier begraben. Auf seinem Grabstein steht geschrieben: "Ein Friedhof so schön, dass er zum Sterben einlädt!" 

Morgen beginnt unsere Reise durch Kolumbien.

Typische Getränke, typisches Essen in Ecuador

Äquator und Corioliseffekt

Der Äquator ist eine imaginäre Kreislinie von ca. 40‘000km Länge. Die Linie zieht sich durch 11 Länder um die Mitte der Erdkugel und teilt diese in eine südliche und eine nördliche Halbkugel und trägt per Definition den Breitengrad 0. Von hier aus werden die Breitengrade zu den beiden Polen gemessen. 

In einem von uns besuchten Museum auf dem Äquator in Ecuador (Museum Intinan; Breitengrad 00°00’04 S) wird den Touristen der Einfluss des Corioliseffekts bzw. der Einfluss der sich drehenden Erde auf das aus einem Becken abfliessende Wasser vorgeführt.

Leider handelt es sich bei dieser Vorführung um eine gut gemachte Verarschung der anwesenden Zuschauer. Obwohl der Corioliseffekt die Drehrichtung von globalen Wetter- und Windsystemen bestimmt, ist dieser Effekt zu schwach um einen wesentlichen Einfluss auf abfliessendes Wasser aus einem Becken auszuüben.

 

So funktioniert der Coriolis-Trick:

  • Wasser auf der linken Seite in ein Becken kippen, anschliessend Stöpsel ziehen -> das Wasser fliesst im Uhrzeigersinn ab, angeblich wie auf der Südhalbkugel.
  • Wasser auf der rechten Seite in ein Becken kippen, anschliessend Stöpsel ziehen -> das Wasser fliesst im Gegen-Uhrzeigersinn ab, angeblich wie auf der Nordhalbkugel.
  • Wasser langsam mittig in ein Becken kippen, einige Zeit ruhen lassen und dann Stöpsel ziehen -> das Wasser fliesst ohne zu drehen ab, angeblich wie auf dem Äquator.

Fazit Ecuador

Ecuador ist 7-mal grösser als die Schweiz und hat 17 Mio. Einwohner. Das Äquator-Land teilt sich ein in den Amazonas-Dschungel, das Anden-Hochland, die Pazifik-Küste und die Galapagos-Inseln.

Quito ist mit 2850müM die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Erdöl, Bananen, Fischereiprodukte, Garnelen und Schnittblumen sind Ecuadors wichtigste Exportgüter.

 

Wir haben Ecuador als 8. Land in Südamerika bereist und alle vier Landesteile besucht. Trotz eines versuchten Raubüberfalls und den 13-tägigen landesweiten Unruhen und Strassensperren, haben wir uns sicher gefühlt.

 

Wir haben in den 75 Tagen festgestellt, dass….

  • die Menschen freundlich, aber zurückhaltend sind.
  • man für sein Auto keine Haftpflichtversicherung benötigt.
  • man meistens nur bar bezahlen kann (100US$- und 50US$-Scheine werden aber oft nicht akzeptiert).
  • bei Bezahlung mit Kreditkarte 12% MWSt addiert werden und oft auch noch 10% Service Charge zusätzlich bezahlt werden müssen.
  • Ecuador ein sauberes Land mit wenig herumliegendem Abfall ist.
  • die meisten Häuser fertig gebaut und verputzt sind und keine Armierungseisen für den nächsten Stock oben rausschauen.
  • man für 1US$ etwa 17 Bananen, 20 Orangen oder 5 Liter Diesel bekommt.
  • uns das ecuatorianische Bier nicht sonderlich schmeckt - es ist zu hopfig.
  • der Wettergott uns nicht sehr hold war und wir fast die ganze Zeit graues regnerisches Wetter vorfanden.
  • es praktisch keine Ausstellplätze an den Strassen gibt und somit ein Anhalten verunmöglicht wird.

Weiter geht's in Kolumbien