Rot - 2010 Blau - 1984
23.-25.07.2010
Am Freitag, kurz nach dem Mittagessen fahren wir mit unserem Camper von Knonau aus durch den Gotthard-Tunnel nach Modena, wo wir unsere erste Nacht auf einem Campingplatz verbringen. Bereits am Samstag Mittag checken wir in Ancona auf einem Büro der Minoan Lines ein, deren Autofähre uns von Italien nach Griechenland bringen wird.
Doch wie befürchtet, hat unsere Fähre Verspätung und ist noch nicht im Hafen von Ancona eingetroffen. Nach gefühlten 100 Std. warten in der Fahrzeugschlange auf dem Pier, trifft der Kahn endlich ein und wir können um 19 Uhr auf die Fähre fahren. Sobald die Fahrzeuge im Bauch des Schiffes verstaut sind, strömen die Passagiere zum Bordrestaurant für ein verspätetes Nachtessen. Doch die hungrigen Mäuler werden rüde weggewiesen - das Küchen- und Restaurant-Personal hat bereits Feierabend gemacht...habt ihr etwa gedacht, wir warten auf euch und machen Überzeit ? Dann, kurz vor 22 Uhr, legt die Fähre ab.
Da wir nicht im Camper übernachten können haben wir uns eine kleine Kabine gemietet. Nach ein paar Stunden Schlaf geht die wärmende Sonne früh über dem adriatischen Meer auf. Wir vertreiben uns die restliche Zeit mit frühstücken, erkunden die Fähre und lassen die Küsten von Kroatien, Montenegro, Albanien und Griechenland an uns vorbeiziehen. Nach langen 22 Std. Fahrzeit erreichen wir den Hafen von Patras/Griechenland.
25.-27.07.2010
Am Sonntagabend beginnen wir mit unserer 4-wöchigen Peloponnese-Rundreise und fahren vom Mittelmeer-Fährhafen Patras der Küste entlang nach Kato Alissos, wo wir uns auf einem Campingplatz am Golf von Patras niederlassen.
Am Montagmorgen gehts ca. 25km per Bike zum Cap Araxos. In einer einfachen Strandbar verspeisen wir unsere erste Wassermelone in diesem Sommer - köstlich! Am späteren Nachmittag sind wir wieder zurück in Alissos und geniessen am Strand den herrlichen Sonnenuntergang und kurz darauf den majestätischen Aufgang des Vollmondes über Patras.
27.-29.07.2010
Am Dienstagmorgen lassen wir uns mit der Autofähre von Killini auf die Insel Zakynthos fahren. Zakynthos ist die 15. Insel in Griechenland, die wir besuchen. Angesichts der seit April 2010 brodelnden griechischen Finanzkrise ist auch hier die Anzahl Touristen überschaubar.
Irgendwo im Gebirge lassen wir uns in einer Taverne Moussaka und gebratenen Fisch servieren, bevor wir über Kampi und Anafonitria zum Porto Vromi weiterfahren. Hier buchen wir für morgen früh einen Bootsausflug zu einer der wenigen touristischen Attraktionen von Zakynthos - die Navagio Beach/Shipwreck Beach. Den Abend lassen wir in einer urchigen Klippen-Bar ausklingen.
Früh am Mittwochmorgen stehen wir beim Bootssteg und freuen uns auf einen interessanten Ausflug. Der Kapitän ringt seine Hände und bringt uns schonend bei, dass er den Trip nicht durchführen kann - nur mit 2 Passagieren lohnt sich die Fahrt für ihn nicht - schade.
Was solls, wir haben ja unsere Bikes dabei. Rasch sind die Drahtesel gesattelt und in knapp einer Stunden radeln wir die 15km durch ein herrliches 'Hochland' zu einem Aussichtspunkt. Ein paar hundert Meter unter uns liegt sie nun - die azurblaue Navagio Beach mit dem gestrandeten Schiffs-Wrack auf dem hellen Sand. Trotz Finanzkrise wimmelt es dort von Touristen und wir sind froh, dass wir hoch über dem Gewusel die herrliche Aussicht geniessen können.
Auf der gemütlichen Rückfahrt machen wir einen Abstecher nach Volimes und probieren wieder mal einen griechischen Kaffee - Pulver eingerührt in kochendes Wasser und umgeschüttet in eine kleine Tasse. Bis auf den Kaffeesatz zwischen den Zähnen ist alles bestens ;o)
Wieder im Camper fahren wir via Katastari nach Planos und richten uns für eine Nacht im Camping ein.
Am Donnerstagmorgen bringt uns die Autofähre von Zakynthos wieder zurück aufs griechische Festland nach Killini.
Auf einem Hügel bei Kastro steht auf einer Höhe von rund 200 m die Burg Chlemoutsi. Sie entstand im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft von Gottfried II. von Villehardouin, einem französischen Kreuzritter. Doch auch hier haben wir Pech - die Burg wird bereits um 15 Uhr geschlossen, was uns zu wenig Zeit für eine Besichtigung lässt.
Nach einem erfrischenden Drink in Lutra schlagen wir unser Nachtlager in Palouki auf und geniessen einmal mehr einen romantischen Sonnenuntergang.
10km vom Meer entfernt liegt das antike Olympia.
Im 5. Jh.v.Ch. feierten die Olympischen Spiele der Antike ihre Blütezeit. Sie dauerten 5 Tage und gingen immer mit Opferfeiern für den Göttervater Zeus einher.
Die Spiele waren kulturell und politisch von grosser Bedeutung. Sie dienten als politisches Forum, da sowohl das Volk als auch Diplomaten und politische Vertreter aus allen Teilen der griechischen Welt zusammenkamen
Kulturel gesättigt, verlassen wir diese interessante Ruinenstätte und fahren wieder ans Mittelmeer zurück. Da sich die Tankanzeige unseres Campers langsam gegen 'leer' bewegt, steuern wir die nächste Tankstelle an. Leider ist diese und auch die nächsten zwei Tankstellen geschlossen. Was ist da los? Auch die Strassen sind wie leergefegt!
Nur mit Mühe finden wir einen Einheimischen, der uns aufklärt. Seit 4 Tagen befinden sich wegen der Finanzkrise offensichtlich alle Tankstellenbetreiber im Streik. Nach langem Herumfragen erbarmen sich zwei freundliche Griechen und bringen uns zu einem Streikbrecher, der uns zu einem horrenden Preis den Diesel-Tank auffüllt - uff, Glück gehabt.
30.07.-01.08.2010
Nachdem wir wieder über einen vollen Diesel-Tank verfügen, fahren wir der Küste entlang nach Kyparissia. Mit Sicht aufs Meer lassen wir uns für zwei Tage nieder. Am Abend gibts gegrillten Fisch von meinem Leibkoch Röbä. Zusammen mit einem stark mit Harz versetzten Retsina geniessen wir das Festmahl und lassen uns später von der Brandung in den Schlaf wiegen.
Eine 63km lange Bike-Tour nach dem 500m höher gelegenen Polythea und retour über Kalo Nero sowie ein erfrischendes Schnorchel-Bad im azurblauen Mittelmeer regen unseren Appetit gehörig an. Da kommt eine Meeresfrucht-Platte - in einer am Hafen von Kyparissia gelegenen Taverne - gerade richtig.
01.-03.08.2010
Am Sonntag, unserem Nationalfeiertag, fahren wir zur Omega Beach, wo sich vor allem Einheimischen im Wasser tummeln. Da 'am Strand liegen' nicht so unser Ding ist, gönnen wir uns nur einen kurzen Aufenthalt. Dafür geniessen wir das Glacé in Pylos umsomehr, bevor es weitergeht zum Hafenstädtchen Methoni.
Methoni wird bereits in Homers Ilias als Pedasos erwähnt. Der Ort war in der Antike wegen ihres natürlichen Hafens eine bedeutende Hafenstadt, die daher von Spartanern, Athenern, Römern, Byzantinern, Venezianern, Osmanen und Deutschen immer wieder verwüstet und eingenommen wurde. Entsprechend eindrucksvoll ist die antike Burganlage, die dieses wichtige Hafenstädtchen hätte schützen sollen.
03.-06.08.2010
Am Dienstagmorgen gehts via Pylos und dann dem Ionischen Meerbusen entlang nach Kalamata. Die Stadt ist der Namensgeber für eine spezielle Sorte von Oliven (dunkelviolett bis schwarz, längliche, ovale Form, doppelt so groß wie herkömmliche schwarze). Doch unser Ziel ist Stoupa, wo wir uns für 3 Tage einrichten.
Natürlich müssen wir am nächsten Tag die bereits wieder angesammelte Energie loswerden und machen uns mit den Bikes auf, die Sehenswürdigkeiten in den Hügeln von Stoupa zu erkunden. Nach 800 Höhenmetern und 40km Fahrstrecke bei einer Hitze von 40-45°C haben wir genug.
Der nächste Tag ist zum Entspannen und Lesen reserviert. Ein Einheimischer erzählt uns aber, dass sich mitten im Meer eine Süsswasserquelle entleeren soll. Also nichts wie hin - und bald schauen wir uns dieses interessante Natur-Phänomen mit unserer Schnorchelausrüstung etwas genauer an. Tatsächlich - kühles Süsswasser wabert in grosser Menge aus der Tiefe an die Meeresoberfläche. Ein tiefer Schluck aus der Wassersäule bestätigt das Gerücht - es ist Süsswasser - genial.
Am Freitag gehts weiter in den Süden durch die Halbinsel Mani mit seinen bekannten Wohnburgen und den antiken Gebäuden nachempfundenen Hotelanlagen. Um die Mittagszeit sind wir in Areopolis und lassen uns ein Gitzi aus dem Ofen schmecken.
Südlich von Areopolis liegen die Höhlen von Vlychada, die wir in einem Boot erkunden und nicht sonderlich beeindruckend finden.
Den südlichsten Teil des Peloponnes bis zum Leuchtturm/Faro Tenaro muss man erwandern, da die Strasse einige Kilometer früher in einen Wanderweg übergeht. Das lassen wir uns nicht entgehen und so wandern wir gemütlich zu dieser Sehenswürdigkeit.
Unweit des Wanderwegs stellen wir uns auf eine Wiese nahe einer Kapelle, geniessen den Sonnenuntergang und verbringen eine ungestörte Nacht.
Über Areopoli geht die Fahrt am Sonntag quer über die Halbinsel nach Gythio. 4km ausserhalb des Ortes beziehen wir unser Nachtlager und radeln ins Zentrum. Angesichts der offensichtlich seit längerem streikenden Gemeindearbeiter hat sich am Strassenrand viel Abfall angesammelt.
Einen köstlichen Red Snapper in einer Taverne am Hafen von Gythio. lassen wir uns aber trotzdem nicht entgehen.
08.-09.08.2010
Von Gythio aus geht die Fahrt ins karge Landesinnere nach Sparta. Der gleichnamige Staat war über Jahrhunderte die stärkste Militärmacht des antiken Griechenlands. Spartas Macht beruhte auf einer einzigartigen Staats- und Gesellschaftsordnung, die stärker als in den meisten antiken Gemeinwesen militärisch geprägt war.
Die Spartiaten waren die professionellen Elitekämpfer des Spartanischen Heeres und wurden wirtschaftlich von den unterdrückten Heloten versorgt, die den bei weitem grössten Teil der Bevölkerung stellten.
Ausser einer einsamen Statue eines kampfbereiten Spartiaten ist von all dem inzwischen nur noch wenig zu erkennen. Deshalb stillen wir unseren Wissensdurst im lokalen Oliven-Museum und fahren anschliessend auf einen Camping ins nahe gelegene Mystras.
Mystras ist eine als UNESCO-Weltkulturerbestätte ausgewiesene byzantinische Ruinenstadt nordwestlich von Sparta - auf einem Hügel im Vorfeld des Taygetos-Gebirges. Bei 46°C sind wir wieder mal mit den Bikes unterwegs und begegnen dabei auch wieder dem französischen Kreuzritter Gottfried I. von Villehardouin, der auf einem Hügel eine mächtige Burg errichten liess.
Am Montag fahren wir weiter in den Norden nach Tripoli. Leider sind in diesem enggassigen Ort alle für uns geeignete Parkplätze schon belegt, sodass wir via Autobahn in den Westen weiter nach Megalopoli fahren. Diese Stadt hat ausser zwei rauchenden Kohlekraftwerken nicht viel zu bieten, also gehts weiter in den Norden. In der Tiefe der Lousios-Schlucht schlagen wir auf einem Parkplatz am Ufer des Lousios-Fluss unser Nachtlager auf.
In diesem Abschnitt der Schlucht hat es einige antike Ruinen, die wir trotz Fahr-Müdigkeit noch besichtigen, bevor wir uns mit einer köstlichen Paella im Magen früh ins Bett legen.
11.-13.08.2010
Am Mittwoch um 8 Uhr ist Röbä bereits wieder voller Energie und nutzt die Bergstrecke hoch nach Elliniko für sein morgendliches Jogging. Weiter gehts ohne nennenswerte Ereignisse nach Kleitoria, wo wir nach einem frühen Nachtessen in einer Taverne auf einem grossen, jedoch leeren Parkplatz unser Nachtlager aufschlagen.
Am Donnerstag besteigen wir In Kalavryta einen Touristenzug - von Stadler Rail mit EAO-Türtaster - der uns durch eine Schlucht am Vouraikos-Fluss entlang nach Diakopto fährt. Nach einer unspektakulären Fahrt sind wir nach 4 Std wieder zurück in Kalavryta und fahren nun mit dem Camper nach Diakopto.
In Lampiri finden wir einen Campingplatz direkt am Golf von Korinth, wo wir uns trotz Vollbelegung noch in eine Ecke reinquetschen können.
13.-18.08.2010
Am Freitag fahren wir dem Golf von Korinth entlang nach Rion. Alle Campingplätze an der Küste sind von Griechen besetzt, die ihre Sommerferien oder ihr Wochenende hier verbringen. Also fahren wir über die eindrückliche Rion-Andirrio-Hängebrücke auf die andere Seite des Golfs nach Antirrio. Aber weder hier noch auf unserer Rundfahrt zum Momos-Stausee finden wir einen geeigneten Platz zum Übernachten.
Bei der Rückfahrt über die Rion-Brücke entdecken wir kurz vor dem Eindunkeln den neben diesem Bauwerk liegenden Camping Rion Beach. Diesen grünen Übernachtungsplatz nutzen wir in den nächsten Tagen zum Ausruhen und für diverse Ausflüge in die nähere Umgebung (Bike-Tour nach Patras, Besichtigung der Venezianischen Burg in Rion, Joggen über die Rion-Hängebrücke, Grillieren und Griechische Küche ausgiebig geniessen, etc.)
Am Dienstag Nachmittag checken wir - nach 24 sonnigen und interessanten Tagen auf dem Peloponnes - in der Hafenstadt Patras wieder auf einer Autofähre der Minoan Line ein. Um 18 Uhr legt der Kahn planmässig ab.
Nach einer ereignislosen Fahrt auf dem Adriatischen Meer mit einem kurzen Halt in Igoumenitsa erreichen wir am späten Mittwochabend wohlbehalten Knonau - schön wars !