KOLUMBIEN

Kolumbien (29. Oktober 2019 - 28. Januar 2020)

Grün 2020   Braun 2019 

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Hier haben wir auf dieser Reise übernachtet
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Grenzübertritt Ecuador/Kolumbien

Schon früh stehen wir an der Grenze von Ecuador nach Kolumbien, denn laut verschiedenen Berichten von Mitreisenden soll dieser Grenzübertritt etwas dauern.

Es sieht hier auch nicht sehr übersichtlich aus. Die Parkplätze sind voll, überall stehen Menschen rum und die venezuelanischen Flüchtlinge warten unter Zelten der verschiedenen Hilfsorganisationen auf ihre Weiterreise.

 

Aber die Ausreise von Ecuador und die Einreise nach Kolumbien für uns geht recht fix. Beim Camper sieht es schon anders aus. Obwohl wir vorsorglich schon alle Dokumente wie Pass, Fahrzeugausweis, internationaler und schweizerischer Führerausweis kopiert haben, will der Zollbeamte nun auch noch die Chassie-Nummer auf Papier haben! Das muss nun Röbä zuerst noch organisieren, während ich unseren Camper keine Minute aus den Augen lasse. Nach zwei Stunden - uff! - sind wir in Kolumbien. 

Santuario de Las Lajas - Laguna de la Cocha - Popayán

29.10.-02.11.2019 

Unser erster Besuch in Kolumbien gilt dem Santuario de Las Lajas. Die imposante Wallfahrtskirche wurde in einer tiefen Schlucht an eine Felswand gebaut. Hier soll 1754 einer Mutter und ihrer taubstummen Tochter die Jungfrau Maria erschienen sein, worauf das Kind wieder sprechen konnte.

Weiter geht die Fahrt durch das hügelige und kurvenreiche Südkolumbien. Tief unter uns fliesst das braune Wasser des Río Guaitara, an den steilen Hängen kleben die grossen Kartoffelplantagen.

Ein grosser Teil der Strasse ist Baustelle und so zwängen wir uns - stop and go - mit unzähligen Lastwagen durch die unwegsamen Stellen und die winzigen Bergdörfer.

Die letzten 22km schlängeln sich in engen Kurven bis zur Laguna de la Cocha hoch.

Beim Chalet Guamuez finden wir eine Oase direkt an der Laguna. Neben einem schön angelegten Blumengarten mit vielen Kolibris sticht uns auch der biologisch angebaute Gemüsegarten in die Augen.

Leider ist uns Petrus immer noch nicht wohlgesinnt und so verzichten wir auf den Boots-Ausflug auf die vorgelagerte Insel.

Leider ist auch die Weiterfahrt nach Popayán sehr kurvenreich. Alle 20-50m eine Kurve - mir ist übel. Röbä meint, dass es am Steuer besser wäre, aber auch als Chaffeuse rebelliert der Magen. Endlich kurz vor Popayán ist der Spuck vorbei!

 

‚Die Weisse Stadt‘ wartet mit einem kolonialen Stadtteil auf. 

Silvia - Cali - Lago Calima

03.-09.11.19

Bevor wir Silvia besuchen, bleiben wir ein paar Tage bei einer marokkanischen Familie - Kika, Anouar, Meissa, Mehdi und Maya - auf ihrem Camping La Bonanza.

Da die Familie selber mehrere Jahre als Overlander unterwegs war, wissen sie natürlich genau, was Campers von Zeit zu Zeit brauchen und verwöhnen uns mit Gipfeli zum Frühstück, Tee am Nachmittag und marokkanischem Essen.  

05.11.2019

Heute Dienstag fahren wir Overlanders mit Anouar nach Silvia, denn heute ist grosser Markttag.

Die in der Region lebenden Misac-Indianer bringen mit den bunten Bussen/Chivas ihre Waren zum Verkauf nach Silvia. Auf dem farbenprächtigen Wochenmarkt verkaufen sie Obst und Gemüse und decken sich mit allem ein, was sie für die nächste Zeit brauchen.

 

Der Markt ist aber nur schon wegen den Misac-Indianern sehenswert. Sie gelten als älteste Ureinwohner Kolumbiens, sprechen ihre eigene Sprache und kleiden sich immer noch sehr traditionell.

Die Männer tragen einen blauen Rock, einen dunklen Poncho, ein rotes Halstuch sowie einen dunklen Filzhut. Die Frauen kleiden sich mit einem dunklen Rock, einem blauen Tuch über die Schultern, Perlenketten und dem traditionell geflochtenen Strohhut oder einem Filzhut. 

08.11.2019

Nach fünf Tagen auf der Finca Bonanza fahren wir weiter nach Cali, wo wir in einem Supermarkt mit vielen europäischen Produkten unseren Kühlschrank wieder einmal bis zum Bersten füllen. In den nächsten Tagen werden wir uns mit Fondue, Berner-Platte und Wurstsalat verwöhnen, mmmh!!

 

Aber jetzt müssen wir los, denn wir möchten noch vor dem Eindunkeln am Lago Calima eintreffen! Immer wieder passieren wir Militär-Kontrollposten, die wichtige Strassenabschnitte bewachen und jedesmal wird stramm salutiert - beeindruckend!

Fast geschafft, aber die letzten löchrigen Kilometer legen wir in der Dunkelheit und im Regen zurück :o((

Filandia - Salento - Valle de Cocora

10.-13.11.2019

Auf dem Weg nach Filandia müssen wir uns zuerst durch den mühsamen Mittagsverkehr Armenias schlängeln. Da eine Strassenspur immer wieder zum Parkieren benutzt wird, kann kein fliessender Verkehr entstehen.

 

Wir sind in der Zona Cafetera/Kaffeeregion angekommen - eine riesige von Kaffeeplantagen durchzogene hügelige, immergrüne Landschaft. Kolumbien ist der viert-grösste Kaffeeproduzent weltweit und produziert ausschliesslich Arabica-Bohnen. 

Das charmante Filandia liegt auf einem der sanften Hügel inmitten der Kaffeeregion. Sein bunter und gut erhaltener Dorfkern zieht am Wochenende viele Touristen an. Hier gehört das Kaffeetrinken zum täglichen Ritual. Der kolumbianische Arabica-Kaffee gilt als einer der besten der Welt. Wir aber sind von der sauren Brühe - die man hier serviert bekommt - nicht sehr begeistert. Leider werden die besten Bohnen in die weite Welt exportiert.

Die traditionellen Willys Jeeps aus dem 2. Weltkrieg - parkiert an der Plaza - sehen zwar aus wie aus einem Museum, werden aber bis heut als Taxis und Last-Fahrzeuge eingesetzt. Ein Willys transportiert bis zu 16 Personen auf einmal - sechs auf dem Dach, drei hinten auf der Stossstange und sieben im Fahrzeuginnern!!

Da es hier täglich ab Mittag zu regnen beginnt, haben wir nicht viel Sitzleder und fahren weiter zum Nachbarort Salento.

Wie in Filandia tragen die Einwohner auch hier sorge zu ihren bunten Häusern. Es wird repariert und gestrichen und das Resultat lässt sich sehen. Zwischen den unzähligen Souvenierläden riecht es immer wieder nach frisch gebrautem Kaffee. 

Salento ist auch das Eingangstor zum Valle de Cocora. Dort wachsen die höchsten Palmen der Welt.

Die Palmas de Cera/Wachspalmen - Nationalbaum Kolumbiens - wachsen kerzengerade bis zu 60m in die Höhe. Leider ist das Wetter immer noch trüb und nass und da wir nicht eine Stunde lang in diesem Match zum Aussichtspunkt laufen mögen, schauen wir uns die Riesen eben von unten an.

Bei einem Canelzo (Dies&das) und einem Stück kolumbianischer Rüeblitorte trocknen wir anschliessend unsere triefenden Kleider.

Termales de Santa Rosa - Manizales - Jericó

14.-21.11.2019

Langsam haben wir genug vom nass-kühlen Wetter. Seit Wochen ist der ‚Fasi‘ wieder unser ständiger Begleiter. Also ab in die Termales de Santa Rosa!!

 

Der Regen prasselt auf unsere Köpfe, im Hintergrund rauscht der 95m hohe Wasserfall und wir geniessen die wohlige Wärme des Thermalwassers.

Den Umweg über Manizales machen wir, weil wir unbedingt unsere Natels registrieren möchten, damit sie nicht gesperrt werden. Doch leider finden wir keinen freien Parkplatz für unseren 'grossen' Camper.

 

Damit wir aber nicht ganz umsonst gekommen sind, fahren wir zum Monumento a Los Colonizadores - ein Denkmal für die Gründer der Stadt.

Unser nächstes Ziel - Jericó - liegt wieder auf einer Höhe von 1970m. Das heisst, wir müssen 1300m Höhe auf einer Distanz von 8km gewinnen.

 

Zuerst heisst es aber die Kilometer lange Baustelle mit vielen Stopps hinter uns bringen. Zeit genug um uns etwas umzusehen. Ob diese Tiere jemals die Strasse überqueren?

Nach unzähligen unübersichtlichen Kurven und zahlreichen Schlag-Löchern erreichen wir den Camping Ecoland unterhalb von Jericó.

Der Ausblick auf den Talboden mit dem Rio Cauca ist beeindruckend. Hier gefällt es uns, hier bleiben wir eine Woche und warten bis der landesweite Generalstreik Kolumbiens - 21. November - vorbei ist. Diesmal sind wir vorbereitet! :o)

Chili kann der Versuchung nicht widerstehen und will zusammen mit Röbä und Guapi einen Tandem-Flug mit dem Gleitschirm unternehmen (siehe Chilis Abenteuer). In 25 Minuten geht es 1300m runter zum Fluss-Ufer. Startplatz - direkt vor unserem Camper.

Heute Sonntag fahren wir mit den Bikes rauf nach Jericó. Das Dorf ist vor zwei Wochen bei heftigem Regen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Mehrere Häuser wurden von einer grossen Schlammlawine verschüttet. Zum Glück konnten alle Bewohner rechtzeitig evakuiert werden. 

 

An der Plaza herrscht schon wieder buntes Markttreiben. Aus den Cafés tönt laute kolumbianische Musik. Da und dort wird noch wacker aufgeräumt und geputzt. Die Leute von den abgelegenen Kaffeeplantagen kaufen im Supermarkt für die nächste Woche ein und verladen die Ware auf die Jeeps.

Es herrscht eine lockere und sehr angenehme Stimmung, die wir in diesem Land bisher noch nicht gespürt haben. So könnte uns Kolumbien gefallen!

Medellín

22.-24.11.2019

Der Streik ist ausgesessen und wir fahren weiter nach Medellín. Die 120km müssten wir eigentlich in zwei Stunden schaffen - doch weit gefehlt! Die Strasse schlängelt sich weiter in unzähligen engen Kurven, zuerst 1300Hm runter, dann wieder 2000Hm rauf und gleich wieder 750Hm runter. Immer wieder müssen wir auf eine günstige Gelegenheit warten um die schleichenden Laster zu überholen.

Nach vier Stunden endlich geschafft - wir sind in Medellín!

Heute Samstag machen wir uns schon früh auf den Weg ins Zentrum. An der Plaza de las Esculturas stehen 23 Bronzestatuen beleibter Menschen und Tiere des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero.

 

Im angrenzenden Museo de Antioquia können wir - nebst Gemälden internationaler Künstlern - auch diejenigen von Botero bewundern.

Medellín - die lauteste vibrierenste Stadt Südamerikas. Zumindest fühlt es sich für uns so an.

Überall Marktschreier und Bettler, die uns etwas verkaufen oder abbetteln wollen, viele Obdachlose, gestresste Menschen und viel Verkehr. Schwierig sich so auf die interessante Stadt zu konzentrieren.

Die Comuna 13 war früher eine der gefährlichsten Gegenden Medellíns. Drogenhandel, Gewalt und Morde

gehörten zur Tagesordnung. Bis vor wenigen Jahren war dieser Stadtteil ein absolutes No-Go.

Obwohl Pablo Escobar für viele Bewohner der Comuna 13 noch immer eine Art Robin Hood ist - einen Teil des Drogengeldes investierte er im Armenviertel - begann das bessere Leben erst mit seinem Tod. 1993 wurde er in seinem Versteck aufgespürt und erschossen.

 

Mit Daniel - Bewohner der Comuna 13 - laufen wir die steilen engen Gassen hoch, nehmen die vor ein paar Jahren errichteten Freiluft-Rolltreppen, hören seinen Erzählungen über das Leben hier und lassen uns die zahlreichen ‚Muros‘/geschichtliche Wandbilder erklären.

Auf halber Höhe weist er auf eine Bauschutt-Deponie am gegenüberliegenden Berghang. Dort wurden in den Jahren der Gewalt viele Leute hingerichtet und verscharrt.

 

Oben angekommen öffnet sich der weite Ausblick auf die blechernen Dächer der an steilen Hängen klebenden Häuser.

Da es in Bolivien, Peru und Kolumbien oft von grossen Höhen wieder tief runter ging, sind die Bremsbeläge - hinten wie vorne - bereits nach ca. 7000km bis auf die Metallrahmen abgeschmirgelt. 

Ein weiterer lehrreicher Tag in einer Garage!

Restaurant Carmen, Medellín/Kolumbien

Ein gutes Restaurant in der Nähe und mein Geburtstag vor der Tür - also nichts wie hin zum Feiern!

 

Carmen und ihr Mann Rob verstehen es, die Aromen und die grosse Vielfalt Kolumbiens zu einem sehr leckeren 10-Gänge Menu mit passendem Wein/Bier zusammenzuführen. Nach vier Stunden verlassen wir gesättigt und glücklich das Restaurant :o))

Piedra del Peñol

26.-28.11.2019 

Mit den neuen Bremsbelägen und den rauhen Bremsscheiben geht es - entgegen der Meinung der Mechaniker - geräuschlos weiter nach Guatapé zum Piedra del Peñol.

 

Schon von weitem erblicken wir den 200m hohen Granit-Monolithen. Die 659 Stufen nach oben bringt Röbä rassig hinter sich - ich brauche da etwas länger ;o)

Der mühsame Aufstieg hat sich aber nur schon wegen der wunderbaren Aussicht über den weit verzweigten Stausee gelohnt. 

In der Finca La Dicha - einem Camping auf einer der zahlreichen Landzungen - treffen wir 'alte' Bekannte wieder. Grund genug für ein gemütliches Beisammensein bei einem feinen Grill.

Bogotá

30.11.-02.12.2019

Da das sehr hügelige Kolumbien praktisch keine Tunnels besitzt, müssen wir unzählige Höhenzüge überqueren. Anschliessend geht es wegen einer kleinen Flussüberquerung wieder zügig runter ins tiefe Tal. Bremsen und Kupplung leisten einmal mehr Höchstarbeit. Auch wir als Fahrer sind gefordert. Stundenlang schlängeln wir uns auf einer von Büschen und Bäumen gesäumten Strasse Richtung Hauptstadt. Aussicht gleich null :o/

Schlussendlich stehen wir auch noch im Samstagabend-Stau von Bogotá, bevor wir müde unseren heutigen Übernachtungsplatz erreichen. 

Heute Sonntagmorgen sind wir wieder fit, um die Stadt zu erkunden. Wir sind erstaunt, denn die Hauptzufahrt ins Zentrum ist für den Verkehr abgesperrt und es tummeln sich die Bikers, Skaters, und Joggers auf der Strasse.

 

Auf einem riesigen bunten Strassen-Markt versuchen die Kolumbianer ihre Ware an die Frau/den Mann zu bringen. 

Die Gebäude um die Plaza Bolivar sind alle mit schwarzen Tüchern verhängt und der Zugang zum Präsidentenpalast ist abgesperrt. Ein Polizist erklärt uns, dass wegen den wiederkehrenden Streiks und Demonstrationen der Zugang zum Präsidentenpalast gesperrt ist und die Tücher als Schutz vor Farbbeutel-Anschlägen dienen. Militär und Polizei sind allgegenwärtig in Bogotá.

Das Museo del Oro/Goldmuseum wartet mit über 30‘000 Ausstellungsstücken aus Gold auf den Besucher. Alle Objekte stammen aus der vorkolumbianischen Zeit - vor 1492.

 

Eine kleine Ecke der Stadt besteht noch aus Gebäuden der Kolonialzeit, der Rest des Zentrums ist nicht besonders schön und den wuchtig-protzigen Gebäuden fehlt jeglicher architektonischer Charme.

Der letzte Besuch vor unserer Weiterreise führt uns mit einer Luftseilbahn auf den 3200müM hohen Aussichtspunkt - Cerro de Monserrate.

Von hier haben wir einen Überblick über die 7.5 Mio. Einwohner der Stadt. Leider scheint genau in diesem Moment die Sonne nicht, Nebelschwaden schleichen über den Cerro und es ist empfindlich kalt. Aber wir können ja auch nicht immer Glück haben ;o))

Nach einem kurzen Spaziergang und einem wärmenden Canelazo gehts mit einer Standseilbahn wieder runter nach Bogotá auf 2640müM.

Salzbergwerk Nemocón

Salz war der Grund, weshalb die Gegend um Nemocón bereits vor mehr als 2000 Jahren besiedelt wurde.

Die jetzige Mine wurde vor ca. 500 Jahren eröffnet und in mühsamer Arbeit wurden insgesamt ca. 8 Mio. Tonnen Salz abgebaut. Seit dem letzten Jahrhundert geschieht dies durch Einpumpen von Wasser ins Salz-Gestein. Anschliessend fliesst das gesättigte Salzwasser direkt in eine Raffinerie.

 

In den alten Stollen - 80m unter der Erde - bekommen wir einen Einblick in die Salzgewinnung. Wie Blumenkohl wachsen die Salzkristalle an den Wänden oder sie hängen als Stalaktiten von der Decke. In den alten Salzwasser-Becken widerspiegeln sich die inszenierten Lichteffekte und unsere Sinne stehen Kopf.

Ein Grubenunglück 2010 nordwestlich von Copiapó in Chile schloss damals 33 Bergleute 700 Meter tief unter Tage ein. Nach mehreren Fehlversuchen wurden nach 69 Tagen alle Männer mit Hilfe der Rettungskapsel 'Fenix‘ ans Tageslicht befördert. Siehe dazu auch https://www.welt-erleben.ch/2017/10/20/copiap%C3%B3/

 

Diese Salzmine wurde 2015 zum Hollywood-Schauplatz für die Dreharbeiten zum Film The 33, mit Antonio Banderas in der Hauptrolle. Der nachgebaute Aufenthaltsraum der eingeschlossenen Mineure und die im Film verwendeten Requisiten geben uns einen guten Eindruck der damaligen Notlage. 

Villa de Leyva

04.-08.12.2019

Auf der Fahrt nach Villa de Leyva ändert sich die Landschaft. Sie ist nicht mehr komplett mit Bäumen und Büschen bewachsen und erinnert uns wieder sehr an die Schweiz.  

Das Städtchen Villa de Leyva wurde 1572 von den Spaniern gegründet und ist - dank seinen gut erhaltenen kolonialen Häusern - ein nationales Monument.

Alle Strassen und Plätze sind mit grossen runden Kopfsteinen gepflastert - was schön zum Ansehen ist aber das Laufen schwierig macht.

Wir finden Unterschlupf in einer alten stillgelegten Mühle. Das riesige parkähnliche Anwesen mit einem alten Haus im Kolonialstil steht unter Denkmalschutz und beherbergt viele Tiere. 

Die Umgebung von Villa de Leyva ist wegen einem ausgetrockneten Meer reich an Fossilien und ein Paradies für Paläontologen.

Im Centro de Investigaciones Paleontológicas können wir viele Fossilien bestaunen und auch den Wissenschaftlern bei der Arbeit zusehen. 

Zahllose Fossilien findet man auch eingemauert in Hausmauern oder als Verzierungen in den Gärten der Stadt.

Im Monquirá Park errichteten vor 4000 Jahren die indigenen Bewohner Stehlen, um den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne zu beobachten.

 

Die 30 grossen Megalithen/Steinsäulen in phallischer Form - ca. 2200 Jahre alt - dienten auch dem Fruchtbarkeitskult.

Die junge Bodega Ain Karim  - eine der wenigen Weinproduzenten in Kolumbien - produziert unter dem Label Marqués de Villa de Leyva im Moment Weine aus Sauvignon Blanc, Merlot und Cabernet Sauvignon, experimentiert aber auch mit anderen Traubensorten.

 

Keine Frage, dass wir für eine Führung und eine Degustation vorbei gehen. Dem Merlot können wir nichts abgewinnen, aber der Cabernet Sauvignon Reserva Especial mundet köstlich. 

Etwas ausserhalb steht die Casa Terracotta. Laut dem kolumbianischen Architekten Octavio Mendoza soll es das grösste Lehmhaus der Welt sein.

Der eigentliche Grund weshalb wir so lange in Villa de Leyva bleiben, ist das grösste Fest des Jahre - das Festival de Luces. An drei Abenden konkurrieren verschiedene Feuerwerks-Firmen miteinander und testen ihre neuesten Entwicklungen.

 

Das Freitag-Feuerwerk dauer 1 1/2Std und wird von erhabener Musik untermalt - diese Darbietung gefällt uns sehr.

Für das Samstags-Feuerwerk sind riesige Menschenmassen angereist und stauen sich auf den Gassen und Plätzen. Diesmal ist es ein zwei-stündiges 'Geballer', was wir frühzeitig verlassen. Auf dem Heimweg werden wir von den zum Teil sehr betrunkenen Massen beinahe erdrückt.

Am Sonntagabend bleiben wir daher dem Gedränge fern und geniessen ein ausgezeichnetes Fondue bei uns zuhause.

Barichara

09.-11.12.2019

Ein weiteres Kolonialstädtchen liegt an unserem Weg nach Norden. Laut Reiseführer ist Barichara bereits der dritte - angeblich - schönste Ort in Kolumbien ;o)

 

Wir haben Probleme einen Übernachtungsplatz zu finden, den wir mit unserem Vorderrad-getriebenen Camper ansteuern können. Die Erdwege in die abgelegenen Orte sind in schlechtem Zustand, sandig und steil. Bei Viviana in der Casa Lumo werden wir fündig. Der Platz liegt etwas ausserhalb auf einem Plateau mit herrlicher Sicht in die Ferne. 

Heute Dienstag fahren wir früh mit Viviana nach Barichara. Der Ort erwacht langsam und die ersten Läden öffnen ihre Tore. Das Städtchen liegt an einem Hang und so geht es nur auf- oder abwärts.

In der Fundación San Lorenzo - Casa de Papel wird uns der vier-monatige Prozess der Papierherstellung aus der sisalähnlichen Andenpflanze Fique erklärt. Praktisch alle Arbeitsschritte werden von Hand ausgeführt und die Endprodukte sind sehr strapazierfähig. 

Den 6km langen Heimweg machen wir zu Fuss, über die staubig-heisse Feldstrasse, entlang den trockenen Hängen mit ihren interessanten Pflanzen. 

La Playa de Belén - Parque Nacional Los Estoraques

17.-19.12.2019

Nach der ersten heissen Tropen-Nacht in der Ebene  - SCHWITZ! - zieht es uns wieder in kühlere Gefilde.

Nahe der venezulanischen Grenze - in den Ausläufern der Anden - liegt abgelegen das Kolonialstädtchen La Playa de Belén auf 1450m.

 

Fein rausgeputzt säumen die weiss-getünchten Häuschen - alle mit Weihnachtsdekoration - die exakt gelegten Kopfsteinpflaster-Strassen. Touristen sind hier selten und so kommen 'gwundrige' Dorfbewohner bei uns vorbei, um eine Foto von uns und unserem Gefährt zu schiessen.

 

Der Ort ist in Feststimmung und so schallt die halbe Nacht Musik durchs ganze Dorf. Nach drei Stunden Nachtruhe geht es wieder los. Um 04:00 morgens ruft der Pfarrer mit dröhnender Weihnachtsmusik seine Schäfchen zur Frühmesse :o(

Gleich hinter dem Ort liegt einer der kleinsten Parks Kolumbiens - Parque Nacional Los Estoraques.

Markante Sandsteinformationen - über Millionen von Jahren durch Wind und Regen geformt - ragen als Säulen in verschiedensten Formen und Farben aus dem Boden.

Wo früher die FARC-Guerilla ihr Unwesen trieb,  geniessen wir nun diese halbwüstenähnliche Gegend und kraxeln zwischen den interessanten Formationen umher.

Wir wünschen allen erholsame Festtage und ein gutes neues Jahr :o))

Fahrt an die Karibikküste

20./21.12.2019

Nach gut zwei Stunden Fahrt sind wir vom Parque Los Estoraques bzw. La Playa de Belén wieder im Tal unten und steuern in den Nordosten von Kolumbien, Richtung Karibik-Küste.

Am heutigen Fahrtag bringen wir 250km hinter uns und müssen zum Übernachten - da nichts besseres vorhanden - mit einer lärmigen, mit Musik untermalten Tankstelle vorlieb nehmen. 

Tropennacht - abends um 19 Uhr immer noch 30°C - an Schlaf ist nicht zu denken. Unser Ventilator läuft zwar auf Hochtouren, aber es fühlt sich an wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heissen Stein.

Müde und matt nehmen wir am anderen Morgen die nächsten 280km unter die Räder. Wir merken, dass wir nahe der venezolanischen Grenze hochfahren, denn immer wieder gibt es Kontrollen der Militärpolizei. Uns lassen sie freundlich grüssend durchfahren.

Die zweite Hälfte der Strecke ist miserabel. Der Slalom um die bis zu 25cm tiefen und grossen Löcher kann beginnen. Wir fahren im Zickzack, trotzdem bekommen unsere Stossdämpfer ein paar zünftige Schläge ab. Zu sehen gibt es nicht viel.

Bei der letzten Militärkontrolle werden wir gestoppt. Der freundliche Herr fragt uns nach dem Weg und gibt uns Tipps und Warnungen für die Weiterfahrt in das Gebiet der Guajiro-Indianer.

An einer Kreuzung mitten in der Pampa - im Ort Quatro Vias/vier Strassen - neben Bretterhütten, bewacht von der Polizei, verbringen wir unsere Nacht.

Manaure - Palomino - Santa Marta

22.12.2019 - 02.01.2020

Nach kurzer Fahrt durch wüstenähnliches Gebiet erreichen wir in Manaure die Karibikküste. Wir haben somit den Südamerikanischen Kontinent durchfahren.

 

Doch wir sind geschockt, denn was wir zu sehen bekommen entspricht überhaupt nicht unseren Vorstellungen und den Erzählungen anderer Reisenden. Das Gebiet um Manaure ist übersät mit Plastiktüten. Diese Verschmutzung übertrifft sogar Perú!!

Da es hier keine Campingplätze gibt, quartieren wir uns neben einem Strandrestaurant ein und planen die Weihnachtstage hier zu verbringen.

 

Sofort sind wir umringt von einer Menschenschar, die einen Blick in unseren Camper werfen will.

 

Von Gross bis Klein, jeder will uns einen Ausflug zu den Salinas oder gehäkelte Täschchen verkaufen. Röbä meint, dass wir ein wenig Entwicklungshilfe betreiben könnten und so besuchen wir - nicht ganz freiwillig ;o) - die Salinen. 

Die Salina im Nordostzipfel von Kolumbien ist die grösste des ganzen Landes. Hier werden täglich 40t Salz gewonnen. Das Meerwasser wird mittels einer grossen Pumpe in die verschiedenen Becken geleitet und nach ca. einem Monat kann das Salz abgeschöpft werden.

Javier - ein 12-jähriger Guajiro-Junge - möchte sich auch noch ein paar 'Bazen' verdienen und versucht uns schon seit Stunden zu einem Spaziergang an die Laguna Rosada zu überreden.

Seine Geduld macht sich bezahlt und so schlendern wir zum rosaroten Tümpel und werden überrascht, was er mit seinen Erzählungen und seinem Wissen aus diesem Wässerchen herausholt. 

Die Sonne versinkt am Horizont und wir freuen uns auf eine ruhige Nacht. Alle haben den Strand verlassen, nur vier hartgesottene Biertrinker, die für die nächsten Stunden den Strand mit dröhnender Musik beschallen, machen uns das Leben schwer.

Wir verzichten auf weitere solche Erlebnisse und verlassen am nächsten Morgen Manaure Richtung Palomino.

Kurz nach Palomino - im Camping Bernabé - treffen wir 'alte' Freunde und neue Overlanders und zusammen feiern wir am 24. Dezember Weihnachten.

Wir geniessen die Tage in diesem kleinen Palmen-Paradies an der Karibik-Küste. Es gibt nur zwei Störfaktoren - die herunterfallenden Kokosnüsse und die lästigen Sandflöhe.

Das Baden ist zwar wegen den hohen Wellen eher schwierig, aber wir sind ja eh keine Wasserratten mehr. 

Nach sechs Tagen verlassen wir Palomino und fahren an der Küste weiter in den Westen nach Santa Marta.

Röbä hat beim letzten Strom anschliessen vergessen, dass er bereits einen Transformator 110V/220V dazwischengeschaltet hat. Eine im Norden von Südamerika eher selten vorkommende 220V-Steckdose lockte ihn trotzdem magisch an. Da er damit eine zu hohe Spannung in das Batterie-Ladegerät pumpt, steigt in der Fahrerkabine kurz danach ein Räuchlein auf. Seitdem sitzen wir abends romantisch bei Kerzenschein ;o))

  

Hier in Santa Marta wollen wir unser Ladegerät wieder flicken lassen. Keine einfache Aufgabe - wir klappern mehrere Elektronik-Werkstätten ab, bis wir schlussendlich fündig werden (siehe dazu auch den Artikel im Dies und das - Herausforderungen über die Festtage)

 

Den Rest des Tages ist Stadtbesichtigung angesagt.

Die Tage über Silvester Neujahr verbringen wir im Camping Los Corales südlich von Santa Marta.

 

Es ist um die 40°C heiss und wir sind froh, dass es hier so viele Schatten spendende Bäume gibt. Aber nicht nur wir geniessen dieses Fleckchen Erde. Zahlreiche grosse Leguane tummeln sich auf dem Camping.

Sie hocken in den Bäumen, fallen beim Rennen über die Äste - ab und zu - aus mehreren Metern Höhe auf den Boden - was ihnen nichts auszumachen scheint, doch am liebsten erledigen sie ihre Toilette über uns und unserem Esstisch ;o)

Fahrt nach Mompós

Das neue Jahr fängt ja schon wieder toll an!!

Kaum in Santa Marta abgefahren, leuchtet das Batterie-Symbol auf und nach 150km bricht die Batterie-Ladung zusammen.

Glück im Unglück - unser Camper gibt den Geist am grössten Ort der gesamten Strecke auf und nicht irgendwo in der Pampa. Hier in Bosconia hat Röbä schnell einen Mechaniker gefunden, der uns - bei 40°C - die defekte Lichtmaschine mit einem 'Bypass' versieht und den ‚Herzschrittmacher‘ irgendwo unter der Motorhaube befestigt. Nach sechs Stunden - abends um 19 Uhr - ist alles geflickt.

(siehe dazu auch den Artikel im Dies und das - Herausforderungen über die Festtage)

Mompós

04./05.01.2020

Etwas angespannt fahren wir am nächsten Morgen weiter nach Mompós - die Reparatur hält!

 

Auch Mompós - das besterhaltenste aller Kolonialstädtchen am Río Magdalena, gegründet 1540 - begrüsst uns mit 40°C. Es heisst weiter schwitzen!!

Nachdem wir uns in den engen Innenhof des Hotels Santa Cruz gezwängt haben, machen wir uns auf, die nach 200 Jahren Dämmerschlaf langsam wieder erwachende, einstige Handelsmetropole zu entdecken. 

Fahrt Mompós - Momil - Tolú - Turbaco

06.-07.01.2020

Um nach Momil zu gelangen, müssen wir die Fähre über den Río Magdalena nehmen.

Wir haben Glück und werden - nach einem etwas schwierigen Wendemanöver - als letzte auf das Schiff gelassen. Auch die Ausfahrt nach 1 ¼ Std. hat es in sich, ist die Rampe doch sehr steil und rutschig. So spult sich der Camper den Hügel hoch und hüllt alle Wartenden in eine beige Sandwolke.

Kaum oben, steht schon der erste Bettler am Fenster und möchte etwas Geld, da er uns ja den Weg gewiesen hätte!!

Auf der holprigen Weiterfahrt werden wir noch zweimal von jungen Männern - mit über die Strasse gespanntem Draht - aufgehalten, die 'pseudomässig' die Strassenlöcher füllen und Wegzoll verlangen. Als ob man hier in Kolumbien nicht schon genug Strassengebühren bezahlen würde :o/

 

Wir sind froh, als wir in Momil an der Laguna Ciénaga ankommen.

In einem Camping direkt an der Lagune geniessen wir die Ruhe  und die Abendstimmung.

Der heutige Dienstag hat es in sich!

Eine hohe Rampe verhindert unsere Einfahrt zum einzigen Camping in Tolú und so entschliessen wir uns weiter nach Turbaco zu fahren.  

 

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Turbaco und unser Batterie-Symbol schreit wieder auf - unser Fiat Ducato beginnt die einzelnen Systeme abzuschalten.

Es sind nur noch 4 Kilometer zum Camping und Röbä will es unbedingt noch schaffen. In dieser Hektik verfahren wir uns in die Pampa und bleiben beim Kehrmanöver quer auf einer steilen Erdstrasse stecken. Die Batterie hat ihren letzten Atemzug getan und wir hätten uns keinen schlimmeren Platz für diese Situation aussuchen können!!

 

Sofort erscheinen aus allen Büschen jugendliche Gestalten, die uns 'gwundrig‘ umringen und uns helfen, den Camper auf die Seite zu schieben. Leider denke ich - am Steuer sitzend - zu spät daran, dass der Camper nur noch mit der Handbremse zu stoppen ist und lande mit der vorderen rechten Ecke im Tor. Zum Glück nicht allzu schlimm. Ausser ein paar Schrammen ist alles heil!

 

Beim Warten auf den  herbeigerufenen Mechaniker, der mit einer neuen Batterie zu unserer Rettung kommt, 'klauen‘ uns die Jugendlichen in der Dunkelheit so einiges, was nicht befestigt ist. Um 21.30 Uhr erreichen wir endlich den Camping - emotional etwas angeschlagen :o/ 

Herausforderungen über die Festtage

Offensichtlich sind für einige technisch Interessierte die Beschreibungen der Fahrzeug-Probleme zu wenig detailliert. Dies zu Herzen nehmend, trage ich in diesem Artikel für einmal etwas mehr Informationen zu unseren ‚Festtags‘-Herausforderungen zusammen.

 

Batterie-Ladegerät und Klimaanlage des Campers

 

Wie bereits früher berichtet, führen wir seit Curitiba/Brasilien einen ca. 10kg schweren Spannungs-Transformator mit, damit wir unser 220V (Volt)-Campernetz an das im nördlichen Südamerika sowie in Brasilien vorherrschende 110V-Netz anschliessen können. 

Nach Monaten in Ländern mit ausschliesslich 110V-Netz ist die Installation mit diesem Transformator bzw. Spannnungsverdoppler zur Routine geworden. Der Zufall will es aber nun, dass auf einem Campingplatz an der Karibikküste in Kolumbien neben 110V- ausnahmsweise auch 220V-Steckdosen vorhanden sind. Einem alten Instinkt folgend,  stecke ich das Ende der Kabelrolle bei 220V ein, worauf rasch eine Rauchwolke unter dem Beifahrersitz aufzusteigen beginnt  - das Batterie-Ladegerät des Campers hat nach Erhalt von 440V (220V wäre optimal ;o) kurzerhand den Geist aufgegeben.  

 

Da auch die Klimaanlage des Campers direkt am Netz angeschlossen ist, wird diese nützliche Einrichtung zusätzlich beschädigt.

 

Nach dem zweiten Anlauf finde ich eine Elektronik-Werkstatt in Santa Marta, die das Batterie-Ladegerät reparieren kann, für die Klimaanlage fehlen jedoch wichtige Ersatzteile. Bis auf weiteres müssen wir daher mit einem kleinen Ventilator vorlieb nehmen.

Lichtmaschine und Starter-Batterie des Fiat Ducato

 

Was sich mit dem - zwar nur selten - kurz aufleuchtenden roten Batterie-Symbol bereits seit Monaten angekündigt hat, wird bei unserer ersten Fahrt im 2020 zur Gewissheit. Das Batterie-Symbol leuchtet nun konstant, die Lichtmaschine lädt nicht mehr und die Batterie-Spannung fällt rasch ins Bodenlose.

 

Glück im Unglück - unser Camper versagt seinen Fahrdienst an der grössten Kreuzung unserer 300km langen Fahrt von Santa Marta nach Mompós. Hier in Bosconia hat sogar ein ‚Elektro-Mechaniker‘ seine Werkstatt eingerichtet.

 

Eines muss man den Fiat-Konstrukteuren lassen: Sie haben das letzte aus dem geringen Platzangebot im Motorenraum herausgeholt, zum Nachteil der Reparaturfreundlichkeit. 

Mit Händen wie Gynäkologen befreien die zwei Mechaniker die Lichtmaschine aus ihren beengenden Verhältnissen. Nach 3 Std, bei 40°C und 85% rel. Luftfeuchtigkeit, verschwitzt, sandgepudert wie Wiener-Schnitzel, haben sie das Ding ausgebaut. 

Der Laderegler - so vermutet der Meister - hat den Geist aufgegeben. Da ein baugleiches Teil an diesem Ort nicht zu finden ist, wird der alte rasch ausgeweidet und über ein Kabel mit einem neuen Laderegler lokaler Bauart verbunden.

Abends um 19 Uhr, nach 6 Std. Arbeit, ist die Lichtmaschine wieder an seinem angestammten Platz. Auch für den neuen Laderegler finden wir ein freies Plätzchen. Zündung an, und siehe da, es wird Licht :o))

 

Zwei Tage später leuchtet das beschi… Batterie-Symbol bereits wieder auf. Es ist kurz vor dem Eindunkeln, wir sind 4km vor dem Ziel - das schaffen wir noch!

 

Aber halt, wir sind auf dem falschen Weg, wir müssen umdrehen. Doch inmitten des Wendeversuchs ist die Batterie endgültig leer, alle elektrischen Systeme des Fahrzeugs verabschieden sich, der Motor schaltet ab.

In Minuten sind wir umringt von Bewohnern der umliegenden Bretter-Buden. Durch Stossen und Schaukeln können wir den Camper wieder in Bewegung versetzen. Doch auch die Brems- und Lenkhilfen sind ausgeschaltet, das schwere Fahrzeug ist nicht mehr zu halten. Glücklicherweise macht ein nahes Eingangstor der kurzen Fahrt ein Ende.

Alle wollen helfen, aber nur nach entsprechender Bezahlung. Ein Mechaniker und zwei Auto-Batterien reichen um den Camper wieder zu starten und den steilen Weg zurückzufahren. Um 21.30Uhr erreichen wir endlich den angepeilten Übernachtungsplatz. Damit ich mich am nächsten Morgen auf die Suche nach einer neuen Lichtmaschine machen kann, wird das Ding noch in derselben Nacht ausgebaut.

 

Aber auch in der eine Fahrstunde entfernten Grossstadt Cartagena bzw. in ganz Kolumbien ist keine Lichtmaschine dieser Bauart zu finden. Also nochmals ein Reparatur-Versuch. Nach langem Suchen finden wir in einem der unzähligen Ersatzteil-Läden einen originalen Bosch-Laderegler und neue Leistungsdioden.

 

Am nächsten Morgen wird die reparierte Lichtmaschine und die inzwischen geladene Batterie wieder montiert - der Camper startet anstandslos - uff, geschafft!

Nicht ganz, meint Ursi und macht mich auf einen Reifen aufmerksam, der Luft verloren hat. Da es aber bereits wieder eindunkelt verschiebe ich diese Reparatur auf den nächsten Morgen. 

Eine dicke Schraube hat sich in einen Hinter-Reifen gebohrt und die Luft langsam entweichen lassen. Selbstverständlich wird das Loch selbst gestopft, der Reifen muss jetzt nur noch aufgepumpt werden. Also, Kompressor anschliessen, Camper starten - aber der Motor gibt nur ein gurgeln von sich. Die Batterie ist bereits wieder leer - sie hat das zweimalige Entladen nicht überlebt.

 

So mache ich mich mit luftleerem Reifen und der defekten Batterie in einem Mototaxi ins nächste Dorf auf. Alvaro, ein älterer Batterie-Händler - in einem von Säure verfressenen T-Shirt - ist erstaunt über meine wartungsfreie, aber leider defekte Hochleistungsbatterie. Nein, sowas gibt’s in Kolumbien nicht, meint er kopfschüttelnd.

 

Mit einer Auswahl lokaler Batterien und einem aufgepumpten Reifen mache ich mich wieder auf zu unserem ausgeweideten Camper. Eine der Batterien passt, der Reifen ist wieder montiert.

Bei der Testfahrt - alles scheint zu funktionieren - lassen wir noch in einer Garage den überfälligen Ölwechsel machen.

 

Am nächsten Tag ist leider aber das ganze Motoren-Öl wieder draussen ….. doch nun ist genug - nicht alle sind an technischen Details interessiert - lassen wir’s gut sein ;o))

Cartagena

13.-27.01.2020

In Cartagena sind wir nun am Ende unserer Südamerikareise angelangt. Diese alte Kolonialstadt -1533 von den Spaniern gegründet - ist ein kleines Bijou und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

 

Mehrere Festungen schützten die Zugänge vom Meer und die dicke Stadtmauer macht sie praktisch uneinnehmbar. Auch von hier wurden die unglaublichen Gold- und Silberschätze Südamerikas nach Europa verschifft.

 

Die mächtigste Festung thront über Cartagena. Das Innere des Castillo de San Felipe de Barajas ist mit einem ausgeklügelten Tunnel-System ausgestattet, das jedes Geräusch weiterleitet, sei es das eines Angreifers oder die Kommunikation untereinander.

 

Trotzdem musste Cartagena einige Angriffe vom gefürchteten englischen Piraten Sir Francis Drake und dem Franzosen Baron de Pointis über sich ergehen lassen.

Die engen Strassen der Altstadt sind gesäumt mit farbenfrohen Häusern und ihren - mit Bougainvillea behangenen - Terrassen. 

Auf der Plaza de los Conches wurde früher der Sklaven-Markt abgehalten und die Inquisition trieb in einem der schönsten Paläste in Cartagena ihr Unwesen.

Heute tummeln sich hier Scharen von Touristen aus aller Welt und die fliegenden Händler lassen einem kaum Ruhe, diese Stadt so richtig zu geniessen. Für einmal gehen wir nicht im Supermarkt einkaufen, der Supermarkt läuft an uns vorbei. Von Ketten und Armbänder über Kleider und Hüte bis hin zu Zigarren, Musik, Süssigkeiten, Kuchen, Kühlschrankmagnete und Bilder - wir werden ununterbrochen genötigt, etwas zu kaufen oder ein paar Münzen in die hohle Hand zu legen. 

Der Stadtteil Getsemaní liegt ausserhalb der Stadtmauer und beeindruckt weniger durch Architektur als durch Charme und Gemütlichkeit.

 

Viele der alten herrschaftlichen Kolonialhäuser im Stadtteil Manga stehen leer und sind in baufälligem Zustand, lassen aber immer noch den Glanz der alten Zeiten erahnen. Wenn die stummen Mauern reden könnten, sie hätten einiges zu erzählen!

Auf der Landzunge Bocagrande reiht sich ein Hotel-Hochhaus ans andere.

Auf dem zur Zeit höchsten Gebäude Cartagenas geniessen wir - während  unserer langen Wartezeit - kühle Caipirinhas und eine tolle Aussicht auf die Stadt.

Typische Getränke, typisches Essen in Kolumbien

Fazit Kolumbien

Kolumbien, das Land an der Nordwestspitze Südamerikas - zwischen Pazifik und Karibischem Meer - ist 27-mal grösser als die Schweiz und hat 48 Mio. Einwohner.

Die grüne Landschaft ist geprägt von Regenwäldern, Kaffee- und Bananenplantagen und ist unterteilt in ein Andenhochland und ein Küstengebiet.

Die Sicherheitslage in Kolumbien hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Im ganzen Land spürt und hört man als Tourist praktisch nichts mehr von den berüchtigten Drogen-Banden oder der Guerillagruppe FARC.

Dies ermöglicht es uns Fahrten in die entlegeneren Winkel zu unternehmen.

 

Vermutlich weil wir vom interessanteren Süden des Kontinents her kommen, zählt Kolumbien nicht zu den Favoriten und nimmt in unserer Rangliste der südamerikanischen Länder einen hinteren Platz ein. 

 

In den 91Tagen in Kolumbien haben wir festgestellt, dass…. 

  • das südliche Kolumbien landschaftlich viel Ähnlichkeit mit der Schweiz aufweist (grüne Hügel und Wiesen).
  • der Süden sauber und aufgeräumt, der Norden mit Plastiktüten und Abfall vermüllt ist.
  • die Menschen im Süden zugänglicher sind als die im Norden.
  • die Menschen das erste Lächeln von dir erwarten und die Hilfsbereitschaft meistens mit einer anschliessenden Geldforderung verknüpft ist.
  • die Kolumbianer extrem schnell sprechen und es schwierig macht sie zu verstehen.
  • viel und überall gebettelt wird.
  • die Strassen sehr kurvenreich sind und viele Hügel und Täler überwinden.
  • Polizei- und Militärkontrollen zahlreich sind, wir aber kaum kontrolliert wurden.
  • die Auto- und Lastwagenfahrer auf doppel-spurigen Strassen links fahren und rechts überholen.
  • die langen Lastwagen in den engen Kurven die ganze Strassenbreite brauchen und der Gegenverkehr frühzeitig stoppen muss.
  • Kolumbien das Land mit den teuersten Strassentarifen ist. Alle paar Kilometer gibt es eine Zahlstation, auch wenn die Strasse in miserablem Zustand ist.
  • man wenig Aussicht auf die Landschaft hat, da beidseits der Strasse hohe Büsche und Bäume wachsen.
  • Kolumbien das Land mit dem schwächsten WiFi-Netz von Südamerika ist.
  • der Espresso in den Restaurants oft sauer schmeckt.

Adiós América del Sur

Grobplanung & tatsächliche Reise 2016-2020



Nach 3 Jahren und 3 Monaten verlassen wir den Südamerikanischen Kontinent in Richtung Panamá. In dieser Zeit haben wir Uruguay, Argentinien, Chile, Paraguay, Brasilien, Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien intensiv bereist. Leider blieb uns die Zufahrt nach Venezuela und damit auch der Besuch von Suriname und den Guayanas verwehrt.

 

Gerne erinnern wir uns zurück an …. die kurzweilige Überfahrt mit dem Container-Schiff nach Südamerika, …. die Herzlichkeit einzelner, die Friedlichkeit vieler Menschen, …. das gemütliche Zusammensein mit anderen Reisenden, …. die Begegnungen mit den indigenen Völkern, …. die unglaublichen Weiten Patagoniens, …. die blauen Eisberge des Lago Grey, …. die gewaltige Abbruchkante des Perito Moreno Gletschers, …. die atem-raubende Überquerung des Paso Agua Negra, …. den Ausflug auf die mystische Osterinsel, …. die vielfältige Atacama-Wüste, …. die anspruchsvolle Fahrt zu den bolivianischen Lagunen, …. die überwältigenden Wasserfälle Foz de Iguazu, …. die unglaubliche Tiere-Vielfalt im Pantanal, …. die abenteuerlichen Flossfahrten im Amazonas-Gebiet, …. die weissen Dünen des PN Lencois Maranhenses, …. das gleissende Salz des Salar de Uyuni, …. die engen staubgeschwängerten Silber-Minen von Potosí, …. die sehr interessante Stadt La Paz, …. das Befahren der Ruta de la Muerta, …. das Besteigen unseres ersten 6000-ers, …. den epischen Titicacasee mit seinen Inseln, …. die farbenprächtigen Berge Siete Colores, …. die Ruinen von Machu Picchu, …. den majestätischen Vulkan Chimborazo, …. an die zutraulichen Tiere der Galapagos-Inseln....

 

Auch unsere Geduld und unser Durchhaltewille wurde mehrmals auf die Probe gestellt, sei es wegen …. den nervenaufreibenden Wartezeiten auf Ersatzteile, Reparaturen oder Verschiffungsmöglichkeiten, …. des unerbittlichen Windes von Patagonien, …. des anstrengenden Reisens auf Höhen von über 4000müM, …. der Gedanken- und Rücksichtslosigkeit, der Apathie, der Ideenlosigkeit vieler Südamerikaner.

Schön war‘s trotzdem!

 

Nach 39 Monaten in Südamerika bleiben uns zahlreiche Freunde fürs Leben und ein unglaublicher Berg an unvergesslichen Eindrücken und Erinnerungen. 

Mit dem Flugzeug, der Camper mit dem Schiff, geht's nach Panamá/Mittelamerika 2020/2021