Rot 2022 Blau 2021 Violett - frühere Reisen
Mit dem Camper von Belize/Mittelamerika nach Mexiko/Nordamerika kommend
Rot 2022 Blau 2021 Violett 2014
Einmal mehr ist der Kühlschrank leer, Reis, Teigwaren und Cornflakes sind aufgegessen oder versteckt - wir nähern uns der Grenze Belize/Mexiko.
Heute Montagmorgen sind wir fast die einzigen Grenzgänger und so sind wir auch innert kürzester Zeit aus Belize ausgereist und stehen nun im menschenleeren Einwanderungs-Gebäude von Mexiko.
Die Kühlschrank- und 'Chuchi-Chäschtli'-Kontrolle ist im nu erledigt und da wir gut vorgearbeitet sind, sollte der Rest auch zügig gehen!
Röbä hat die Touristenkarte drei Tage vorher online ausgefüllt, ausdrucken lassen und für den 180-tägigen Aufenthalt 575 Pesos bzw. 25 Franken/Person mit seiner Kreditkarte bezahlt. Diese Dokumente präsentieren wir jetzt dem freundlichen Grenzbeamten. Der möchte aber auch noch die Quittungen der Kreditkarten-Zahlung sehen.
Ohne Internet ist das schwierig, aber der Beamte Carlos versucht uns mit seinem Mobiltelefon zu helfen, was leider nicht funktioniert. Schlussendlich landen wir am Computer der Chefin und Röbä durchsucht seine Mails - ohne Erfolg.
Inzwischen hat Carlos mit Mexiko City telefonisch Verbindung aufgenommen und erfahren, dass zwei Zahlungen von einem Robert Gisler eingegangen sind.
Na geht doch....aber....Robert Gisler darf jetzt zweimal einreisen ;o) Ursula Gisler muss draussen bleiben oder nochmals eine Touristenkarte ausfüllen und selbst nochmals 575 Pesos bezahlen!!
Eine Stunde lang haben drei Beamte uns mit allen Mitteln zu helfen versucht und waren immer äusserst freundlich - da fällt einem das nochmalige Bezahlen doch etwas leichter :o)
25.-29.10.2021
Da Röbä in zwei Tagen wieder ein Zoom-Meeting mit 'seiner' Firma in Guatemala hat, sind wir auf der Suche nach einem Camping mit Wifi.
An der Laguna Verde in Bacalar im mexikanischen Bundestaat Quintana Roo versuchen wir unser Glück. Doch der Parkplatz ist überfüllt mit Tages-Touristen, Bussen und Autos. Die letzten acht Monate in Mittelamerika waren wir meistens alleine, an diesen riesigen Trubel müssen wir uns zuerst wieder gewöhnen.
Auf dem Camping Jardin de Venus stehen glücklicherweise nur zwei Camper. Nadine und Thomas aus Bern gesellen sich später noch dazu.
Bei einem Glas Weisswein tauschen wir Reiseerfahrungen aus und 'chennet wider einisch Schwyzertytsch redä' ;o))
Auf der Bike-Rundfahrt durch Bacalar entdecken wir das Fort San Felipe. Dieses Fort wurde infolge der häufigen Piratenüberfällen 1725 gebaut und ist vor kurzem restauriert worden.
29.-31.10.2021
Im Reiseführer als einer der schönsten Strände von Mexiko wärmstens empfohlen, machen wir uns auf nach Tulum. Der einzige Campingplatz - für Fahrzeuge über 2.5m Höhe - muss über eine schmale Sandbank zwischen Karibik und Lagune angefahren werden.
Im ersten Drittel der Strecke klammern sich Hotel, Restaurants, Bars und Geschäfte dicht aneinander - Sicht auf Meer und Lagune gleich Null! Die letzten 7km führen über die löcherigste Piste, die wir in letzter Zeit gefahren sind. Auch für die Camper-Kupplung ist diese Strecke zu anstrengend, der Nehmerzylinder verliert Hydraulik-Flüssigkeit, das Kupplungs-Pedal kommt nicht mehr zurück :o(
Der Strandcamping entpuppt sich als kleine Enttäuschung - Preis für eine Nacht 15 US$, kein Strom, kein Wasser, kein WIFI und übernachten müssen wir auf dem Parkplatz - schön ist es trotzdem :o)
31.10.-08.11.2021
Das Kupplungsproblem, zusammen mit der holprigen Rückfahrt aus dem Camping in Tulum, macht uns etwas Sorgen. Auch die Tatsache, dass in Mexiko die Festtage 'El Día de los Muertos' - Tag der Toten - bevorstehen, wo viele Betriebe mehrere Tage geschlossen sein werden, bringt keine Entspannung.
Wir entschliessen uns nicht untätig herumzusitzen, sondern wagen die 150km lange Fahrt nach Cancún und hoffen, dort einen arbeitenden Kupplungs-Spezialisten zu finden.
Möglichst wenig schaltend - die vielen Temposchwellen im 3. und 4. Gang überfahrend, erreichen wir den Camping/Trailer-Park von Cancún, wo gerade ein VW-Käfer Treffen in vollem Gange ist.
Wie sich herausstellt, sind aber nicht nur Käfer angereist, sondern auch viele Auto-Posers mit ihren aufgemotzten Untersätzen. Als neben unserem Camper ein offizieller Wettstreit um die lauteste Musikanlage beginnt und unsere Trommelfelle - trotz Ohrstöpsel - zu platzen drohen, suchen wir das Weite und gehen Crevetten-Cocktails essen!
Heute Montagmorgen fahren wir als erstes zu einem Kupplungs-Spezialisten. Der begrüsst uns mit "Fiat flicken wir nicht - es gibt hier keine Ersatzteile!"
Wir können ihn aber soweit umstimmen, dass er sich unser Kupplungs-Problem anschaut und versucht herauszufinden, was defekt sein könnte. "Alles in Ordnung - durch den häufigen Gebrauch auf der löchrigen Strasse in Tulum hat sich der Kupplungs-Zylinder überhitzt," meint der Meister - Glück gehabt?!
Am späteren Nachmittag fahren wir per Taxi in die Stadt, denn dort gibt es ein Strassenfest zu Ehren der Toten. Wir staunen nicht schlecht, die Mexikaner haben einen wesentlich lockereren Umgang mit ihren Toten als wir. Es wird fröhlich gefeiert, viele sind verkleidet und Bilder von Verstorbenen mit ihren Lieblingsspeisen und -getränken sind auf schön dekorierten Altären aufgestellt.
Die restlichen Tage in Cancún nutzen wir zum Einkaufen von Lebensmitteln, zum Visas für die USA zu beantragen, zum fein Essen gehen und zum Relaxen.
Die 23km lange Hotelzone von Cancún fahren wir bei unserer Weiterreise ab. Wie befürchtet - Hotel reiht sich an Hotel, dazwischen hohe Mauern. Die gepflegten und schönen Stränden von Cancún kriegt man hier nur als Hotelgast zu sehen :o(
Vor der Küste Cancúns liegt die kleine Insel Isla Mujeres - 7km lang und 650m breit. Sie wird als magischer romantischer Ort beschrieben, wo man unter Palmen relaxen und im türkisfarbenen Wasser schwimmen kann. Genau das Richtige für uns - also nichts wie hin!
Mit einem Schnellboot erreichen wir die Insel in 20 Minuten. Aber hier endet die romantische magische Geschichte bereits schon. Mit unseren Bikes quetschen wir uns zwischen parkierten Autos und vorbei surrenden Golf-Wagen durch die Stadt der Südspitze entgegen. Nirgends gibt es einen freien Zugang zum Meer. Alles ist durch Hotelanlagen abgesperrt. Auf unserer Fahrt in den Süden bekommen wir das wunderschöne Meer gerade einmal zu Gesicht.
An der Ostküste gäbe es noch ein paar freie Meer-Zugänge, die sind aber nur über die scharfkantig ausgewaschenen Klippen zu erreichen. Die vielen Leguane freuts!
Wir schliessen unsere Rundfahrt an der öffentlichen Playa Norte/Nordstrand ab, wo all diejenigen an der Sonne schmoren, die keine Ferien in einer Hotelanlage gebucht haben. Nach einem kalten Bier nehmen wir das Boot zurück und freuen uns, Ferien nicht an solchen Orten verbringen zu müssen!!
Cenoten sind unterirdische Hohlräume im Kalkgestein, oft geschmückt mit Stalaktiten und Stalagmiten und klaren Grundwasserseen.
Vor Jahrmillionen war die Yucatan-Halbinsel ein mächtiges Korallenriff. Während einer Eiszeit sank der Meeresspiegel stark ab, sodass das Korallenriff aus dem Wasser zu ragen begann und sich daraus langsam ein dickes, von mit Grundwasser gefüllten Höhlen durchzogenes Kalksteinplateau bildete. Die natürliche Erosion lässt nun die Decken dieser Höhlen langsam dünner werden, bis sie irgendwann einstürzen und sich die Cenote mit Gestein und Humus zu füllen beginnt (siehe Grafik).
Die Cenoten galten den Maya als Sitz der Götter der Unterwelt, denen dort auch Menschen geopfert wurden.
In Yucatan gibt es tausende solcher Cenoten - in verschiedenen Stadien der Auflösung - wir haben einige besucht.
09.-12.11.2021
Die Stadt wurde 1543 im Norden der Yucatan Halbinsel - 50km von der Karibikküste entfernt - gegründet. Wegen der extremen Hitze und den unerträglich vielen Moskitos verschoben die Spanier Valladolid einige Jahre später 80km weiter in den Süden, an ihren heutigen Platz.
Die ruhige Provinzstadt mit den pastellfarbenen Häusern und breiten Strassen wird langsam vom Tourismus entdeckt. Viel gibt es nicht zu sehen, dafür geniessen wir die Ruhe und Gelassenheit der Menschen.
Im Hotel/Camping Xkopek - in Maya übersetzt 'Kleiner Hund' - parkieren wir unser Haus für die nächsten Tage und radeln mit den Bikes die Cenoten der näheren Umgebung ab.
Die UNESCO-Weltkulturstätte ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Mexikos und wird an speziellen Tagen - Sonnenwenden - von bis zu 70‘000 Menschen besucht. Zum Glück haben wir November - uns reicht schon eine bescheidenere Menschenmasse.
Chichén Itzá wurde ca. 450 n.Chr. gegründet und um 900 n.Chr. nach mehreren Missernten wieder verlassen.
Das bekannteste Bauwerk 'El Castillo'/das Schloss besteht aus vier Seiten, die die vier Himmelsrichtungen symbolisieren, neun Terrassen für die neun Himmel der Maya und vier Treppen mit 91 bzw. 92 Stufen für die 365 Tage eines Jahres
Zur Sonnenwende - 21. März und 21. September - erscheint durch die Sonneneinstrahlung der Schatten einer Schlange, die die Treppenstufen hinunter kriecht und sich unten mit dem Schlangenkopf vereint.
Im Innern der Pyramide fanden Archäologen einen älteren völlig intakten Tempel.
Wir lassen uns von José - unserem Guide - alles genau erklären und sind einmal mehr erstaunt über die genaue astronomische Ausrichtung dieser alten Meisterwerke.
Gleich daneben steht 'El Templo de los Guerreros'/der Krieger-Tempel. Oben auf der vierstufigen Pyramide bewacht Chak Mo'ol (Chacmool) den Eingang zum Heiligtum. Chak Mo'ol ist eine sitzende Figur, die sich nach hinten auf den Armen abstützt. In ihrem Schoss befindet sich eine Aushöhlung, die für Opfergaben bestimmt war.
Der Tempel ist umgeben von 'Las Mil Columnas‘/die 1000 Säulen - ein militärisches Ausbildungszentrum und Unterkunft für die Soldaten.
'El Juego de Pelota'/Ballspielplatz von Chichén Itzá ist der grösste bisher gefundene in der Maya-Welt - 168m x 38m. Das Spielfeld wird beidseits durch 8m hohe Mauern abgegrenzt, welche gleichzeitig auch als Tribüne für die Zuschauer dienten.
Beim Spiel musste mit Hilfe von Ellbogen, Knien und Hüften der 3 kg schwere Kautschuk-Ball dem Kapitän eines Teams - auf der Erhöhung stehend - zugespielt werden. Nur er durfte den Ball durch den oben an der Mauer angebrachten Steinring schiessen. Ein Treffer reichte zum Sieg.
Die rituelle Bedeutung des Spiels endete in der Enthauptung des Siegerkapitäns - es war eine Ehre, den Göttern geopfert zu werden!!
12.-16.11.2021
Die Spanier gründeten 1542 Mérida - die jetzige Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán - auf den Ruinen der alten Maya-Stadt T’ho. Die rasterförmig angelegten Strassen dieser typischen Kolonialstadt haben keine Namen - sondern Nummern. Die Strassen mit geraden Zahlen verlaufen in Nord-Süd-Richtung, die mit ungeraden von Ost nach West.
Im Zentrum, der mit dem Sisal-Anbau reich gewordenen Stadt, liegt der Zócalo/Plaza de la Independencia, wo sich abends die Einheimischen zu einem Schwatz treffen.
Wir nehmen ein Taxi und fahren in den nördlich gelegenen Paseo de Montejo - einer der schönsten Strassen Méridas. Wir spazieren dem Boulevard entlang ins Zentrum und bewundern die Prachtbauten der Blütezeit des 19. Jahrhunderts.
Mittlerweile ist es dunkel. Bei einem Italiener - an der Plaza Santa Lucia - gibts eine feine Pizza und ein Glas Malbec. Die Kathedrale, das Rathaus und der Palast des Stadtgründers Montejo am Zócalo sind beleuchtet und erstrahlen in einer speziellen Atmosphäre.
Da wir Mérida gestern nur im Dunkeln gesehen haben, schauen wir uns heute die Innenstadt nochmals bei Tageslicht an. Zu Fuss laufen wir in der Mittagszeit durch die praktisch ausgestorbenen Strassen - es ist Siesta - zum Zócalo. Im Zentrum und im Markt scheinen die Menschen keine Zeit für Siesta zu haben, denn hier ist doch einiges los. In einem kühlen Innenhof können wir der Sonne entfliehen und unseren Durst mit einem Ananassaft löschen. Jetzt sind wir wieder fit für den 2km-Marsch zurück zum Hostal/Camping La Ermita, wo noch ein Berg schmutziger Wäsche auf eine Reinigung wartet.
Uxmal - die voraussichtlich letzte Maya-Stätte, die wir auf unserer Reise besuchen - zählt auch zum UNESCO-Welterbe. Die restaurierten Bauwerke stammen aus der Zeit zwischen 700 und 1000 n.Ch.
Wir sind erstaunt über die wenigen Besucher und freuen uns, ohne grosses Gedränge die Anlage besichtigen zu können.
Kurz nach dem Betreten der Anlage stehen wir vor der 35m hohen Pyramide 'El Adivino'/Wahrsager. Sie weist im Gegensatz zu vielen anderen Maya Bauwerken abgerundete Ecken auf.
'El Cuadrángulo de las Monjas'/Nonnen-Viereck ist ein grosser Platz umringt von Gebäuden mit 74 Räumen. Die Fassaden sind reich verziert mit verschiedenen Ornamenten. Die Archäologen vermuten, dass es sich hier um eine Militärakademie gehandelt hat und dass hier keine Nonnen gelebt haben ;o)
Wir überqueren den Ballspielplatz - viel kleiner als der in Chizén Itzá, okay der Sieger-Kapitän wurde hier auch nicht geköpft - kommen wir zum Gouverneurspalast. Er beeindruckt durch seine Grösse und auch durch die Ornamente, die wie ein Band um den oberen Teil des Gebäudes verlaufen. Alles in allem hat uns diese Anlage sehr gut gefallen, aber unser Favorit bleibt Tikal!
16.-19.11.2021
Von Uxmal nach Campeche sind es endlose 172km enge Strassen, gesäumt von Wäldern und Gebüsch - alle 70km eine Kurve - gähn! Zum Glück wechseln wir jede Stunde den Fahrer, denn es besteht die Gefahr einzuschlafen.
Campeche am Golf von Mexiko ist zugleich auch Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Da die Stadt seit 1540 der zweitwichtigste Hafen der spanischen Kolonie war, wurde sie in regelmässigen Abständen von Piraten überfallen. Die Bürger errichteten daher zu ihrem Schutz im 16. und 17. Jh. acht Baluarten/Bastionen und verbanden diese mit einer 2.5km langen hohen Mauer.
Noch heute ist ein Grossteil dieser Befestigungsanlagen erhalten. Von den Gemäuern haben wir einen herrlichen Blick auf die bunten einstöckigen Häuser, die sich eng aneinander reihen.
Wieder unten, spazieren wir kreuz und quer durch die koloniale Altstadt. Zartes Rosa, kräftiges Gelb, kühles Himmelblau, freches Grün, beruhigendes Oker - kein Haus gleicht dem andern - und dazwischen immer wieder ein Gotteshaus.
Am Malecón ein Blick in die Ferne über den Golf von Mexiko und oben auf der Säule ein Maya-Engel, der die Stadt beschützt.
Aber irgendwie muss er beim Bewachen eingeschlafen sein, denn nicht weit entfernt scheint ein UFO gelandet zu sein. Schade, dass eine solch liebloses Gebäude einen Platz in dieser schönen Stadt gefunden hat.
Wir haben am Vortag Barbara und Robert aus Deutschland auf dem Camping getroffen. Die beiden sind mit ihren Motorrädern auf Weltreise.
Zusammen sind wir nun auf der Suche nach einem traditionellen 'Beizli' wo wir gemütlich ein Bier trinken können. In einer typischen 'Cantina Mexicana' versuchen wir unser Glück…und haben Erfolg - Frauen wurde (und wird z.T. heute noch) der Zutritt zu dieser Männerbastion verwehrt.
'Mann' zieht sich hierher zurück um Bier zu trinken und Botanas/Häppchen zu essen, seine Gedanken zu ordnen und die laute Musik aus der modernen Jukebox an der Wand verhindert, dass man sich mit den Tischgenossen unterhalten muss! Uns gefällts - erst recht, als drei Mariachis die Konservenmusik mit ihrem musikalischen und gesanglichen Können ablösen.
Auf einem Bein läuft es sich nicht gut nach Hause - ein feiner Tequila zum Abschluss löst das Problem ;o))
Was für uns in Südamerika selbstverständlich war, wurde in Mittelamerika zunehmend schwieriger und ist nun in Mexiko praktisch ein Ding der Unmöglichkeit - Trinkwasser aus dem Wasserhahn !
An Wasser mangelt es in Mexiko eigentlich nicht, vor allem nicht auf der Halbinsel Yucatan. Verschmutzung von Seen und Flüssen und fehlende Kläranlagen führen zu mit Amöben kontaminiertem Wasser. Die 'Rache Montezumas' bzw. eine heftige Magen-Darm-Infektion droht denen, die solches Wasser trotzdem konsumieren.
Zusätzlich führt eine gedankenlose Verschwendung zu sinkenden Grundwasserspiegeln, was eine touristische Attraktion und Haupteinnahmequelle - die Cenoten - rascher zum Austrocknen bringt.
So halten wir mindestens einmal die Woche an einer Wasserstation - einer Agua Purificada - und füllen dort unsere Trinkwasser-Kanister mit osmotisch gereinigtem und UV-bestrahltem Wasser wieder auf.
21.-23.11.2021
Wir verlassen Campeche und fahren dem Golf von Mexiko entlang Richtung Ciudad del Carmen. Der Himmel ist leicht bewölkt und die Strecke sieht auf der Strassenkarte interessanter aus, als sie in Wirklichkeit ist. Nach 171km liegt die Isla del Carmen vor uns. Noch 4US$ Brückenzoll entrichten und schon sind wir drüben.
Jetzt geht die schwierige Suche nach einem Übernachtungsplatz los. Alle Strandrestaurants und Hotels sind wie ausgestorben. Doch halt, da bewegt sich was! Wir halten an und fragen. Doch für einen staubigen Parkplatz ohne Strom, Wasser, WIFI verlangen sie 25US$ - das ist uns zu viel.
Etwas weiter stehen die Tore eines Clubs weit offen. Wir fahren rein und finden den Gärtner. Der meint: "Viel zu gefährlich!" Es sei niemand hier in der Nacht, das Tor verschlossen und es käme immer wieder zu bewaffneten Raubüberfällen mit Booten. Wir suchen das Weite!!
Am Ende der 42km langen Insel liegt Ciudad del Carmen. Nach längerer erfolgloser Suche verstecken wir uns am Rande der Stadt zwischen Meer und einem Zirkus, der sich gerade auf die Abendvorstellungen vorbereitet.
Auch von der Insel runter kommt man nicht kostenfrei! Heute scheint ab und zu die Sonne und nach der nächsten Kurve giesst es in Strömen. Nach 170km unspektakulärer Fahrt - zum Glück gute Strassen - erreichen wir Villahermosa.
Auf der Finca Caracol y El Jaguar werden wir von Rodolfo sehr herzlich in Empfang genommen. Was für ein Unterschied zu gestern! Heute Samstag ist auch das Restaurant geöffnet. Wir lassen uns verwöhnen.
Tacos und Tintenfischringe zur Vorspeise, Langusten in Tequila-Sauce zur Hauptspeise, dazu einen fruchtigen mexikanischen Chardonnay und das Ganze abgerundet mit einem samtigen Tequila - alles untermalt mit romantischer Livemusik von Maestro Rodolfo und seinem Freund - zwei Profimusikern.
Die nächste Etappe führt uns stufenweise auf 2100m durch zapatistische Bergdörfer, die an den Hängen kleben. (Zapatisten sind sozialrevolutionäre indigene politische Gruppierungen)
Sonne, Regen und Nebel wechseln sich immer wieder ab. Die Strasse ist sehr kurvenreich, es geht rauf und runter und die zahlreichen Tópes/Gechwindigkeitsschwellen - umgerechnet alle 400m eine - machen uns das Fahren schwer.
In Solistahuacán - auf 1560m - beenden wir um 14 Uhr müde unsere Fahrt. Es regnet und es ist kalt - 15°C.
Im Camping-Restaurant brennt ein Feuer im Kamin, die Lichter am Christbaum leuchten und wir lassen uns heute bekochen.
Am anderen Morgen um 7 Uhr und bei einer Aussentemperatur von 12°C - die Nacht war s…kalt - werden wir geweckt. Draussen ist es grau und es nieselt. Eine Gruppe Studenten hat sich zur Studienabschlussfoto versammelt. Die Frauen zittern in ihren dünnen Chiffonkleidern! :o/
23.-27.11.2021
Wir sind in der Bergstadt San Cristóbal auf 2100müM angekommen. Tagestemperatur an der Sonne - Kurzarm, am Schatten - Langarm, in der Nacht 4°C und keine Mücken!!!
Hier treffen wir wieder auf die zwei Berner Nadine und Thomas. Während Röbä mit Thomas an den Autos rumwerkelt, tausche ich die Sommerkleider mit den Winterkleidern. Auch die Sommer-Bettdecken verschwinden in einem Ikea-Vakuumsack und die dickeren Winterduvets kommen nach fast zwei Jahren wieder zum Einsatz.
Den Abend lassen wir am Kamin ausklingen und schlafen dick eingemummelt tief und fest bis zum Morgen.
Die Kolonialstadt San Cristóbal - Anziehungspunkt vieler Touristen - liegt in einem Tal umgeben von Kieferwäldern und sehr traditionellen Dörfern der Ureinwohner.
Rund um den Zócalo/Hauptplatz befinden sich architektonische Juwelen wie die Kathedrale mit ihrer barocken Fassade, der Stadtpalast oder die Kirche San Nicolás im typischen kolonialen Stil von Chiapas. Auch die beiden Aussichtspunkte Cerro de San Cristóbal und Cerro de Guadalupe besteigen wir - die Aussicht ist aber eher enttäuschend - dafür haben wir uns sportlich betätigt ;o)
Für uns einmal mehr sehr interessant die Ureinwohner der Tzotzil und Tzeltal Maya in ihren farbenfrohen traditionellen Trachten zu beobachten, welche je nach Dorf anders aussehen. Sie kommen von
den Bergen runter in die Stadt, um Einkäufe zu erledigen oder Handel zu treiben. Viele versuchen ihr Glück auch direkt bei den zahlreichen Touristen.
Vom gebirgigen Hochland von Chiapas fahren wir ohne viele Kurven 1500m runter ins Flachland nach Tuxtla Gutiérrez. Hier hat der Rio Grijalva vor 35 Mio. Jahren begonnen den über 1000 m tiefen und 14 km langen Cañon Sumidero in die Felsen zu graben.
Mit einem Boot fahren wir zwischen den mächtigen, senkrecht aufragenden Felswänden durch die Schlucht, immer unter den beobachtenden Augen einiger Krokodile.
Beim interessanten Wasserfall 'Arbol de Navidad'/Weihnachtsbaum machen wir kurz Halt und bewundern die Ideenvielfalt der Natur.
Am 261m hohen Staudamm Chicoasén - eine der zehn höchsten Talsperren weltweit - drehen wir wieder um. Es war eine eindrückliche Bootstour. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz der
Bootsfahrt in den Cayon.
Heute wollen wir früh rauf zum Aussichtspunkt. Von hier oben haben wir eine spektakuläre Sicht auf den 800m tiefen Canyon.
Wir wundern uns über das Seil, das über die Schlucht gespannt ist und entdecken einen roten Punkt, der sich uns langsam balancierend nähert.
Wir werden Zeugen, wie Alexander/Andres Schulz - Slackline-Weltmeister - im Begriff ist, zwei neue Rekorde aufzustellen.
Die längste - 1712m - und höchste - 800m - Slackline-Überquerung der Welt mit verbundenen Augen.
Mir ist nur schon vom Zuschauen flau im Magen, vor allem, als er sich auf halbem Weg auch noch gemütlich aufs Band setzt und eine Pause einlegt. Es sind nur wenige Touristen anwesend, die dieses einmalige Spektakel früh am Morgen miterleben. Alles ist mucksmäuschenstill, man kann die Anspannung und das Mitzittern der Menschen richtig spüren, dann die Erleichterung und ein riesiger Applaus beim Eintreffen von Andres. Tolle Leistung!!
Unser nächstes Ziel liegt 470km entfernt in der Nähe der Karibikküste.
Heute Sonntag ist in vielen Dörfern Flohmarkt. Es gibt Stände mit allem möglichen Krimskrams, gebrauchte Kleider und Schuhe, Spielsachen….jeder hat irgendetwas zu verkaufen oder braucht noch ein zwei Dinge. Dementsprechend ist auch viel los auf der Strasse und das Durchkommen umso schwieriger. Obwohl wir auf der Autopista/Autobahn unterwegs sind, schaffen wir es nicht bis Tlacotalpan an einem Tag und übernachten mit zahlreichen Lastwagen auf einer Shell-Tankstelle.
Die zweite Hälfte der Strecke führt uns an kilometerlangen, blühenden Zuckerrohrfeldern vorbei und immer wieder werden wir von lokalen Klein-Bussen im Höllentempo überholt.
Der wahrscheinlich unbekannteste mexikanische Ort mit dem Prädikat 'UNESCO-Welterbe' liegt am Río Papaloapan, ca. 20km vor der Karibikküste.
Tlacotalpan wird hier in Veracruz auch 'Die Perle des Rio Papaloapan' genannt. Sehr touristisch scheint dieser Ort tatsächlich nicht zu sein, denn die Strassen sind fast leer und die Restaurants warten auf Gäste. Uns beeindrucken die bunt bemalten Häuser, der Stadtpalast und der gepflegte Zócalo. Leider fehlt die Sonne, um die Pracht der Farben zum Leuchten zu bringen.
30.11.-03.12.2021
Am 22. April 1519 gründete Hernán Cortés hier an der Karibikküste die erste spanische Siedlung auf dem amerikanischen Festland.
Auch heute noch beginnt für viele Overlander in Veracruz die Reise, denn hier liegt der wichtigste Schiffshafen Mexikos.
Eines fällt uns sofort auf - die Strassen, Plätze und Strände sind sehr sauber. Etwas, was eher selten zu sehen ist. Am Malecón/Uferpromenade entlang laufen wir ins Zentrum. Ein gemütlicher Ort, aber viel gibt es nicht zu sehen.
Heute Donnerstag laufen wir zum Aquarium - das grösste in Lateinamerika. Auch hier hat es nur eine Handvoll Besucher und wir bekommen einen vergünstigten Eintritt - dank unserem hohen Alter ;o))
Wir sind hin und her gerissen. Zum einen ist es fantastisch, in die Unterwasserwelt einzutauchen, zum andern wäre es schön, wenn alle diese Fische frei durch die Meere ziehen könnten.
Eigentlich war es nicht unser Plan nach Veracruz zu fahren. Da wir aber zwei neue AGM-Batterien für unsere Solaranlage benötigen und unsere Abmessungen ziemlich schwierig aufzutreiben sind, haben wir diesen Umweg in Kauf genommen.
1525 liess Hernán Cortés in La Antigua die zweite Siedlung in Mexiko errichteten. Die 'Casa de Cortés' - hier soll angeblich der spanische Eroberer eine Zeit lang gewohnt haben - ist die Hauptsehenswürdigkeit in diesem kleinen Dorf.
Die alten Mauern sind von mehreren Bäumen überwachsen. Die zahlreichen Wurzeln kleben halb erdrückend, halb stützend an diesem alten Gemäuer - der spanische Künstler Gaudí hätte hier sicher auch noch ein paar inspirierende Ideen gefunden ;o)
Ein Spaziergang durch das verschlafene Dorf, das sich langsam auf den Wochenend-Ansturm vorbereitet, bringt uns zu zwei weiteren Sehenswürdigkeiten.
Die kleine Kapelle Ermita de Rosario - sie soll die älteste in den Amerikas sein - stammt aus dem Jahr 1523 und wurde kürzlich einer Schönheitsoperation unterzogen. Jetzt strahlt sie in neuem Glanz - nur die Glocken fehlen noch!
Ein weiteres Relikt aus dem 16. Jh. ist der gigantische Ceiba-Baum. Hier soll Hernán Cortés jeweils sein Boot festgebunden haben - was die Menschen so alles überliefern?!
Bei unserer Rückkehr zum Camper wartet hoher Besuch auf uns. Der Bischof von Veracruz - hier für die Firmung der Kinder im Dorf - ist begeistert von unserer reisenden Lebensart und hat zahlreiche Fragen.
Die wenigsten Mexikaner trennen ihren Abfall. Das überlassen sie den Männern der Kehrichtabfuhr, die den Abfall direkt auf der Strasse beim Lastwagen sortieren.
03.-05.12.2021
Nach 80km Autobahn ohne Sicht auf irgendetwas, dafür keine Geschwindigkeits-Schwellen, erreichen wir die Hauptstadt des Bundestaates Veracruz - Xalapa.
Unser Ziel ist der Walmart-Parkplatz zum Übernachten, denn in dieser grossen Stadt scheint es leider keine andere Möglichkeit zu geben.
In dichtem Verkehr nähern wir uns langsam der Walmart-Einfahrt - wups! - und schon sind wir vorbei. Zurück geht nicht mehr - also, nochmals eine Runde. Diesmal parkieren wir in der Nähe am Strassenrand und Röbä inspiziert die Parkplatz-Situation zu Fuss, während ich im Camper warte.
Pumm….ein älterer Mexikaner deformiert unsere hintere linke Camper-Ecke. Er meint, er hätte Probleme mit dem Blutzucker….wir denken, es könnte aber auch etwas zu viel Alkohol im Blut sein. Beschämt drückt er uns 3000 Pesos/150CHF in die Hand und fährt weiter.
Dank den hilfsbereiten Mexikanern finden wir in einer Seitengasse in einem urigen Quartier einen Experten, der sich mit Fiberglas auskennt. Während wir in der Obhut der freundlichen Nachbarn zwei Tage bzw. Nächte am Rande der ausgewaschenen Gasse verbringen, repariert und verschönert Novoyuki beide hinteren Kunststoff-Ecken.
05.-12.12.2021
Nach der 2-tägigen Epoxy-Reparatur wollen wir Xalapa so schnell als möglich hinter uns lassen und nehmen die Autopista nach Puebla. Auf den 160km passieren wir vier Zahlstellen und müssen insgesamt SFr. 25 abdrücken - Autobahnen in Mexiko sind teuer :o/
Ohne grosse Kurven gehts hoch auf 2500m. Die Landschaft wird immer karger und trockener - uns gefällts immer besser! Nach Langem ist der Blick in die Ferne wieder einmal möglich und die Berge und Vulkane schiessen vor unseren Augen wie Pilze aus der Landschaft. Dazwischen wachsen Kakteen und Joshua-/Yucca-Palmen. Leider liegt alles etwas im Dunst und Smog - mitunter eine Auswirkungen der Grossregion Mexiko City.
In Cholula - auf 2175m - finden wir wieder einmal einen vernünftigen Campingplatz. Schweizer, Franzosen, Deutsche, Kanadier - wir sind eine bunte Gesellschaft. Röbä kickt den Grill an und neben dem Lagerfeuer lassen sich die Abendtemperaturen von 13°C gut aushalten.
Die sonnigen Tage nutzen wir unter anderem auch um altersbedingte Schäden an Kühlschranktür und Dachluke mittels Epoxy zu beseitigen.
Cholula ist bekannt für die flächenmässig grösste Pyramide der Welt - Grundfläche 450m × 450m.
Ein Modell gibt uns einen Überblick über die zu einem Grossteil unter der Erde liegende Pyramide. Auf der obersten der vier Plattformen steht inzwischen eine Kirche. Wir geniessen von dort oben eine wunderbare Aussicht auf den Ort, auf die angrenzende Stadt Puebla und den Vulcán Popocatépetl.
Meine Reiseführerin wird in ein paar Tagen 65 Jahre alt. Für mich Grund genug, um wieder mal ein kulinarisches Abenteuer einzuschieben. Im Restaurant Maizal im Herzen der Grossstadt Puebla finde ich das Gesuchte - Mexikanische Küche, neu interpretiert.
Mir läuft beim Schreiben bereits wieder das Wasser im Munde zusammen...
Chile Poplano gefüllt mit geräucherter Forelle in dunklem Maismantel an Mole/Sauce
Amaranto-Sandwich mit Paté
Fisch eingewickelt in Papier aus Auberginen
Ente an Schokoladen-Sauce, leicht pikant
Apfelkuchen mit Kürbiscrème, Frischkäse und Mango-Eis
12.-16.12.202s
Die nächsten fünf Tage wollen wir eine grössere Strecke bis zu unserem Weihnachtsquartier im Bundesstaat Jalisco zurücklegen.
Aber noch haben wir 700km Weg vor uns! Ein Grossteil dieser Strecke sollte über Autobahnen möglich sein, aber heute - 12. Dezember - findet das wichtigste Fest der Mexikaner statt - Día de Nuestra Señora de Guadalupe/Tag der Jungfrau von Guadalupe. Zahlreiche Prozessionen - zu Fuss, auf Velos, Motorrädern oder auf Lastwagen - verstopfen die Strassen. Viele Fahrzeuge sind geschmückt mit Blumen und Bilder der Jungfrau Maria.
Aus nicht erfindlichen Gründen ist auch die Autobahn gesperrt und wir müssen über eine Bergstrasse mit vielen Geschwindigkeits-Schwellen ausweichen - ein anstrengender aber interessanter Reisetag :o/
Endlich sind wir an der Peripherie von Mexiko City angekommen, finden aber keine Auffahrt auf die Autobahn. Eine Stunde lang quetschen wir uns durch enge Quartierstrassen mit unzähligen Geschwindigkeits-Schwellen, bis wir endlich eine Auffahrt entdecken. Aber so einfach ist das nun auch wieder nicht. Wir müssen zuerst ein Telepass-Gerät kaufen, um die automatischen Autobahn-Barrieren öffnen zu können. Wir sind langsam müde und unsere Nerven liegen blank - speziell Ursis!!
Etwas ausserhalb der Metropole - auf 3100m - finden wir dann doch noch ein ruhiges, aber kaltes Plätzchen zum Übernachten.
Bei einer Morgentemperatur von 6°C gehts weiter zum Santuario del Rosario, einem der hier zahlreich vorhandenen Winterquartiere der amerikanisch-kanadischen Monarch-Schmetterlinge.
Diese orange-schwarzen Falter gelangen nach einer sagenhaften Flatter-Reise von rund 4500 km im November bis in die Wälder des Bundesstaates Michoacán um zu überwintern.
An ihrem Reiseziel angekommen, hängen sich die Tiere an die Äste und bilden dichte Trauben, um sich vor den niedrigen Temperaturen und dem Wind zu schützen. Bis zu einer Milliarde Schmetterlinge sollen es sein. Ein orange-schwarzes Gewand überzieht dann die Bäume und Wälder. Bei kalten Temperaturen bleiben die Tiere gerne in der wärmenden Traube hängen. Erst wenn die Sonne auftaucht, kehrt Leben ein und die Schmetterlinge flattern herum oder setzen sich auf den Boden um zu sonnen.
Das phänomenale Migrationsverhalten der Monarch-Falter, wie sie sich auf der bis zu 4500 Kilometer weiten Reise orientieren, ist nicht restlos geklärt.
Wegen der kurzen Lebensspanne kann jeder einzelne Schmetterling nur eine Teilstrecke zurücklegen. Unterwegs legen die Weibchen ihre Eier, die geschlüpften Raupen verpuppen sich. Wenig später setzen die jungen Monarch-Falter die Reise ihrer Eltern fort und treffen im November im Winterquartier bzw. im April in ihrem Sommerquartier ein.
14.-16.12.2021
Als letzte Station auf unserer langen Fahrt zum Weihnachtsquartier biegen wir von der Autobahn ab nach Morelia. Die Hauptstadt des Staates Michoacán zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und wir werden von der Polizei auf dem Parkplatz beim Planetarium herzlich empfangen.
Oscar - der Chef - begrüsst uns persönlich, nimmt unsere Personalien auf, misst uns die Temperatur, gibt uns Händedesinfektant und versichert uns, dass wir hier - unter den Augen der Polizei - geruhsam schlafen werden. Passt perfekt!!
Geschlafen wie Babies, machen wir uns heute Mittwoch auf, die Stadt zu erkunden.
Morelia besitzt seit dem 18. Jh. einen 1700m langen und 8m hohen Aquädukt mit 253 Bögen, der das Wasser bis 1919 in die Stadt transportierte.
Vorbei am imposanten Templo de las Monjas/Tempel der Nonnen - der Tempel wurde 1722 für den Orden der Dominikanerinnen erbaut - schlendern wir zur ebenso eindrücklichen Kathedrale. 1660 begonnen, dauerte es 80 Jahre um dieses massive Bauwerk zu vollenden.
Weiter laufen wir durch die vielen weihnachtlich geschmückten Plätze, vorbei an vielen Kirchen und Palästen und beschliessen unseren Rundgang im Centro Cultural Clavijero, wo Wechselausstellungen verschiedener lokaler Künstler zu sehen sind. Ein feines Rindsfilet an einer Jamón de Serano-Sauce zusammen mit einem wunderbaren Blick über den Zócalo beenden diesen interessanten Tag in Morelia.
Vorbei an Lagunen-Landschaften mit weissen Fisch-Reihern und grossen Agaven-Feldern fahren wir zielstrebig durch den Bundestaat Jalisco nach Santa Elena.
Liebe Familie und Freunde
Von Herzen wünschen wir euch erholsame Festtage und einen sanften Rutsch ins Neue Jahr.
Fürs 2022 - natürlich - gute Gesundheit und wenig Stress im Alltag.
Ein schwieriges Jahr geht dem Ende zu, die Hoffnung auf rasche Besserung scheint zurzeit minimal :o( Wir lassen uns jedoch nicht unterkriegen und versuchen, unser (Reise-)Leben so gut wie möglich weiterzuführen. Wir hoffen, dass auch ihr die nötige Kraft aufbringt und voller Tatendrang wieder ins neue Jahr starten könnt.
16.-25.12.21
Mitte Dezember treffen wir bereits in unserem Weihnachtsquartier ein. Santa Elena - ein kleines Dorf im Bundesstaat Jalisco - liegt in einer wunderschönen hügeligen Landschaft, umgeben von Agavenfeldern und Bauernhöfen mit allerlei Vier- und gefiederten Zweibeinern.
Aber das Juwel von Santa Elena ist das Schweizer Restaurant Charly’s. Hier verwöhnen Charly und seine mexikanische Frau Mariaelena die Gäste mit vielen Schweizer-Spezialitäten - Bratwurst und Rösti, Cordonbleu, Züri Geschnetzeltes, Raclette…. Dazu ein feines Erdinger Weissbier und als 'Verdauerli' einen Tequila Añiejo. Was kann es besseres geben?!
Zweimal die Woche bäckt Charly Brot fürs Restaurant und wir werden mit einem super knusprigen dunklen Brot überrascht - das Beste in ganz Süd- und Mittelamerika!!
Mit Charly fahren wir in die 15km entfernte Stadt Atotonilco, wo wir die Tequila Brennerei Siete Leguas besuchen, die köstlichen Guasanas entdecken und mit einem überfüllten Bus wieder nach Santa Elena zurückkehren.
Neben Bier ist Tequila das am häufigsten konsumierte alkoholische Getränk in Mexiko. Es gibt etwa 130 Hersteller. Zwei dieser Destillerien haben wir besucht - Siete Leguas in Atotonilco mit einem traditionellen Herstellungs-Prozess und José Cuervo in Tequila, die älteste Destillerie in Latein-Amerika.
Rund 80% des Tequilas kommt aus dem mexikanischen Bundesstaat Jalisco. Mittlerweile beherrschen die blauen Agave-Felder weite Teile dieser Region.
Tequila ist der bekannteste Mezcal bzw. Agaven-Schnaps und wird in der Umgebung der Stadt Tequila im mexikanischen Bundesstaat Jalisco sowie in vier weiteren Staaten hergestellt. Für gewöhnlich beträgt der Alkoholgehalt 38-40% - bei einigen Tequilas auch bis zu 50%.
Der Rohstoff für Tequila darf ausschliesslich aus der Agave Azul/blaue Agave hergestellt werden. Durchschnittlich dauert es acht Jahre, bis eine Agave geerntet werden kann. Das Innere der Agave - Herz oder Piña/Ananas genannt - wird in Dampf-Öfen für 24-36 Std. gegart.
Nach dem Garen lässt man die zuckersüssen Agaven-Herzen abkühlen, bevor sie zerkleinert und ausgepresst werden.
Traditionell ohne Hefe - industriell mit Hefe - fermentiert die Masse, abhängig von Jahreszeit und Temperatur bis zu 12 Tagen. Der Zucker wird in Alkohol umgewandelt - etwa 5-7% - die Hefe stirbt ab. Danach wird der Mosto zweifach destilliert, entweder in traditionellen Kupfer- oder modernen Stahl-Behältern. Die Destillation dauert zwischen 4 und 8 Stunden. Das erste Destillat ist milchig trüb, das zweite ist ein klarer Tequila.
Bei Tequila unterscheidet man zwei Qualitäten:
Tequila wird in fünf Gruppen klassifiziert:
Guter 100-%-Agave-Tequila sollte pur genossen werden. Reposado wird im Sherryglas serviert, Añejo auch oft im Cognac-Schwenker.
Der runde Geschmack eines guten, alten Tequilas entfaltet sich bei Zimmertemperatur am besten und sollte nicht durch Salz oder Limette verfälscht werden.
Salud !
Garbanzos/Kichererbsen - als Salat oder als Humus/Mus mit Knoblauch, Olivenöl und Paprika - sind bei uns öfters auf dem Tisch. Auf einer unserer Ausflüge entdecken wir eine kleine Strassenküche in der Guasanas geröstet werden. Auf unsere Frage was das sei, bekommen wir eine paar dieser Dinger in die Hand gedrückt und lassen uns erklären, wie man sie isst - aufdrücken, Bohne rausholen und geniessen!! So einfach geht das.
Wie wir rausfinden sind dies in der Schale geröstete Garbanzos. Die Guasanas schmecken köstlich, aber etwas Geduld braucht es schon, denn in jeder Schale sitzt nur eine Erbse. Beim Heimfahren entdecken wir am Strassenrand einen Bauer, der frische Garbanzos in Büscheln oder bereits abgezupft in grossen Säcken ab seinem Pick-Up verkauft.
Nun wissen wir endlich wie die Grabanzo-Pflanze aussieht und entdecken anschliessend auch viele Äcker, auf denen sie alleine oder im Zwischenraum von Agaven angepflanzt sind.
25.12.2021-01.01.2022
Über Silvester fahren wir an den grössten See Mexikos, den Lago Chapala. Er ist doppelt so gross wie der Bodensee und liegt auf einer Höhe von 1524müM. Wegen dem ganzjährig milden Klima haben sich hier viele Ausländer - hauptsächlich US-Amerikaner und Kanadier - niedergelassen. Unser Ziel ist Ajijic, eine Stadt direkt am See. Sie wurde 1531 gegründet, der Name stammt aus der Nahuatl-Sprache Axixic und bedeutet; 'Wo das Wasser fliesst‘.
Hier treffen wir unseren Neffen Patrik und seine Frau Quetzali, die aus Ajijic stammt. Die beiden sind für einen Familienbesuch über die Festtage aus der Schweiz einflogen. Wir haben die perfekten Reiseführer und zusammen gehen wir fein essen und erkunden die 'nähere‘ Umgebung - Umkreis 100km ;o)
Erster Besuch - Ajijic!
Die erste Siedlung, die dem See den Namen gibt - Chapala - stammt aus dem 12. Jh. 400 Jahre später, mit dem Eintreffen der Spanier, wurde Chapala zur neuen Welt gezählt.
Für uns eher ungewöhnlich, aber mit Einheimischen wagen wir auch mal den Ausgang am Abend. Wir sind nicht die einzigen mit dieser Idee. Es ist Ferienzeit und die Mexikaner strömen geradezu in Massen in die weihnachtlich beleuchtete Stadt. Mit Quetzali und Patrik spazieren wir über den Malecón, lauschen den Mariachi-Musikern und beschliessen den Abend mit einem Bier und Guacamole.
Nachts sind alle Katzen grau - trotz Weihnachtsbeleuchtung - deshalb möchten wir die Stadt nochmals im Sonnenschein besuchen und radeln anderntags mit den Bikes wieder nach Chapala.
Bei Ausflügen nach Ajijic und Tequila beobachten wir beide Male dieselbe Männer-Gruppe, die als fahrende Schausteller (Voladores) etwas für uns gänzlich Neues aufführen.
Der Danza del Volador/Tanz der Fliegenden ist ein zeremonieller Tanz, der von einigen indigenen Völkern in mehreren Orten Mexikos und Guatemalas heute noch zelebriert wird. Dabei klettern die traditionel gekleideten Voladores bei Trommel- und Flöten-Musik einen etwa 25 m hohen Pfahl hoch, an dessen Spitze eine an ein Storchennest erinnernde Plattform angebracht ist.
Als letzter klettert der Musiker selbst hinauf, bindet sich auch eines der zuvor um den Pfahl gewickelten Seile um den Oberkörper und beginnt wieder zu spielen. Nun lassen sich die Männer hinterrücks und kopfüber von der Plattform fallen und kreisen anschliessend majestätisch auf den Boden zurück.
Inzwischen wurde dieser Fliegertanz - vermutlich ein präkolumbianischer Fruchtbarkeits-Tanz - von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Die zweitgrösste Stadt Mexikos liegt auf einer Höhe von 1566müM und ist die Heimat der bekannten Mariachi Musik.
Um ins Zentrum zu gelangen, fahren wir 20km lang durch die dicht verbauten Aussenquartiere Guadalajaras. Stau ist hier vorprogrammiert. Wir haben Glück, denn für die Mexikaner ist Ferienzeit und diese verbringen sie lieber am Meer.
Von unseren Guadalajara-Kennern Quetzali und Patrik lassen wir uns durchs Zentrum führen und können so sicher sein, dass wir interessante Sehenswürdigkeiten vor die Linse bekommen.
Tlaquepaque, eine Stadt im Grossraum von Guadalajara ist nahtlos mit der grossen Schwester verwachsen.
Das vibrierende Zentrum der Stadt lockt mit grossen bunten Märkten, Galerien, kleinen Strassenküchen und schön dekorierten Plätzen. Alle Mexikaner, die nicht am Meer sonnenbaden, quetschen sich hier durch das Zentrum - zumindest fühlt es sich für uns so an!
Wir feiern unseren ersten mexikanischen Silvester mit vielen Verwandten und Freunden der Familie von Quetzali. Norma, Quetzali und Patrik zaubern ein leckeres Silvester-Menü auf den Tisch. Die Steinpilze, den Risotto-Reis und den Käse haben die beiden extra aus der Schweiz mitgebracht. Für uns natürlich doppelt gut!!
Es fliesst viel Tequila und Wein. Die ältere Generation schwingt das Tanzbein, die Jüngeren amüsieren sich bei einem Kartenspiel.
Zwei, drei Minuten nach 24 Uhr sind dann alle bereit um....
....uff, ganz schön hektisch!!
Querida Norma, querida Quetzali, querido Patrik, querido Victor
Una gran e interesante semana se acabó. Lo disfrutamos mucho, vimos muchos lugares nuevos, comimos muchas comidas deliciosas y conocimos a mucha gente amable.
Muchisimas gracias por la gran hospitalidad.
Ursula y Robert
Rot - 2022 Blau - 2021 Violett - 2014
01.-14.01.2022
Die Feiertage sind vorbei, das neue Jahr hat Einzug gehalten. In Jocotepec am Lago Chapala lassen wir uns für ein paar Tage nieder um alles zu erledigen, was über den Jahreswechsel liegen geblieben ist.
Hier erreicht uns die Meldung, dass Heike und Peter aus Deutschland wieder in Mexiko sind.
Wir kennen die beiden seit unserer Reise durch Ecuador und Kolumbien. Da sie in Mexiko City ihr Fahrzeug stationiert haben, wir aber im Westen Mexikos sind, entschliessen wir uns - wegen der grossen Distanz von 700km - uns in der Mitte zu treffen. Für uns heisst das, dass wir unsere Pazifiktour verschieben und uns erstmal eine neue Strecke zurück in den Osten suchen.
Da wir über die Autobahn zum Lago Chapala hierher gefahren sind, nehmen wir auf unserem Rückweg die Überlandstrasse.
Wir sind im Beeren-Land! Riesige weisse Flächen mit Gewächshäusern glänzen im Sonnenlicht, darunter wachsen Brom-, Blau-, Him- und Erdbeeren.
In Mazamitla - ein Pueblo Mágico/besonders sehenswerter Ort - machen wir Halt und übernachten etwas ausserhalb auf einer Farm.
Der junge Hund der Besitzerin verwechselt unser rotes Stromkabel mit einem Knochen und - schwups - sind wir stromlos - Röbä muss den Lötkolben auspacken!!
Die restlichen 200 Strassenkilometer durch Michoacán sind zum Teil in sehr schlechtem Zustand - es rüttelt und schüttelt - und verlangen vom Fahrer und Beifahrer starke Nerven. Dafür entschädigt uns die Landschaft für die anstrengende Fahrt.
10.-14.01.2022
In einer hügeligen Landschaft umgeben von Pinienwäldern liegt auf 2080müM das Pueblo Mágico Pátzcuaro.
Aus Lehmziegeln gebaute, weiss-ocker-farbige Häuser, Kopfsteinpflaster sowie gepflegte Gärten und Parks prägen das harmonische Bild dieses Städtchens.
Zusammen mit Heike und Peter schlendern wir durch die Strassen und Märkte, schauen einem Weber zu, wie er Stoffe für Tischläufer, Servietten und Ponchos webt und geniessen einen feinen Latte Macchiato an der Plaza.
Der Hafen am Lago Pátzcuaro ist mit Wasser-Pflanzen überwachsen, so dass die Schiffe in einem Garten zu ankern scheinen. Ein Mäh-Boot versucht den wuchernden Gewächsen Herr zu werden; wie es scheint ein hoffnungsloses Unterfangen.
Fünf Inseln locken die Touristen aufs nicht gerade saubere Wasser, wir begnügen uns mit einer Bootsfahrt auf die Isla Janitzio - Live-Musik inbegriffen.
14.-24.01.2022
Von Pátzcuaro aus sind es 240km nordwärts bis nach San Miguel de Allende. Über einen Damm überqueren wir den im Moment eher seichten Lago de Cuitzeo.
Auf dem Camping treffen wir auf Nadine und Thomas, Heike und Peter stossen etwas später auch wieder zu uns. Während die Männer wieder einmal unter einem der Autos liegen und einen Stossdämpfer ersetzen, warten Heike und ich auf das Öffnen der Wäscherei.
Abends sitzen wir bei einem gemütlichen Apéro zusammen.
Heute spazieren wir in die Stadt. San Miguel de Allende besticht durch ihre gut erhaltene, koloniale und spanische Architektur. Das höchste Gebäude der Stadt - die aus rosa Kalkstein erbaute Parroquia San Miguel Arcángel - ist schon von weitem zu sehen. Als Vorbild galt den Erbauern Gaudi’s Sagrada Familia in Barcelona.
In der gepflegten Stadt haben sich wegen dem milden Klima viele Amerikaner und Kanadier niedergelassen. Obwohl es abends und morgens eher frisch ist, steigt das Thermometer tagsüber bis auf 27°C. Zahlreiche Boutiquen und Restaurants mit internationaler Küche säumen die unebenen Kopfsteinplaster-Strassen - flache Schuhe sind hier ein Muss ;o)
El Charco del Ingenio Jardín Botánico ist ein Naturschutzgebiet mit einer umfangreichen Sammlung von Kakteen und Sukkulenten aus Mexiko, von denen viele selten oder gar vom Aussterben bedroht sind.
Der Botanische Garten liegt hoch über San Miguel de Allende an einem Canyon. Über ein Netz von Wegen erkunden wir dieses Trocken-Gebiet und bestaunen die zum Teil sehr alten Kakteen.
Der 253. Geburtstag von General Ignacio Allende - General im mexikanischen Kampf um die Unabhängigkeit von Spanien und Namensgeber - wird in seiner Geburtsstadt San Miguel de Allende mit einem prächtigen Defilee der bundesstaatlichen Organisationen - Behörden, Polizei, Militär, Feuerwehr, Zivilschutz, Rotkreuz, Schulen - lautstark gefeiert.
24.-26.01.2022
Wegen grosser Silber- und Goldvorkommen wuchs Guanajuato ab 1529 zur bedeutendsten Silberstädte Mexikos an. Bis zu Beginn des 19. Jh. wurden hier zeitweise ein Drittel der Weltsilberproduktion gefördert. Heute lebt die UNESCO-Stadt von den Studenten und Touristen.
Guanajuato liegt auf über 2000m in einem Talkessel. An den Hängen kleben bunte Häuser. Dazwischen winden sich steile enge Strassen bergauf und bergab. Die Stadt ist unterhöhlt mit einem Tunnelsystem für Autos und Fussgänger. Es ist die Geburtsstadt des Malers Diego Rivera - Ehemann der Künstlerin Frieda Kahlo.
Obwohl ich den zahlreichen Variationen von Mais- und Weizen-Fladen nicht viel abgewinnen kann, kommt man in Mexiko kaum um diese Gerichte herum. Selbstverständlich haben wir einige der zahlreichen Abwandlungen probiert.
Tortillas/kleine Kuchen
Im Gegensatz zu Spanien (Omelett aus Eiern und Kartoffeln) sind die mexikanischen Tortillas dünne Fladen aus Mais- oder Weizen-Mehl. Ein mexikanisches Essen ohne Tortillas ist kaum denkbar. Die Fladen legen die Mexikaner oft als Beilage in ein Körbchen mit buntem Tuch zum Warmhalten.
Der traditionelle Herstellungsprozess der Mais-Tortillas ist recht aufwändig. Zuerst werden die Maiskörner in einer alkalischen Kalkwasserlösung gekocht. Dieser Prozess (Nixtamalsation) macht das in den Körnern enthaltene Vitamin B für den Körper verfügbar und verbessert außerdem Geschmack und Backeigenschaften. Dabei löst sich auch die Schale, sodass der Mais zerdrückt und erneut gekocht werden kann. Aus der Masse wird anschließend ein Teig geknetet, der in einer Pfanne oder auf einer heissen Eisenplatte gebacken wird.
Tortilla ist die Grundlage vieler mexikanischer Fladen-Gerichte.
Enchiladas/mit Sauce übergossen
Enchiladas sind weiche Tortillas,, die mit einer Sauce übergossen werden. Der Name Enchilada kommt vom spanischen Verb enchilar und heißt wörtlich „mit Chili-Sauce versehen“. Die Füllung besteht meistens aus Fleisch, kann aber auch Rührei, Gemüse oder Chili enthalten. Die Soße ist ebenfalls beliebig, die bekanntesten Enchiladas werden mit Mole, einer braunen Sauce aus Chilis und Kakao, zubereitet. Oft werden noch Rahm, geriebener Käse, Frühlingszwiebeln oder Salat hinzugegeben.
In unserem Fall bestand die Sauce aus einer roten Mole und die Füllung aus Käse.
In Mexiko-Stadt kann man Enchiladas Suizas/Schweizer Enchiladas essen, welche mit Käse überbacken serviert werden.
Burritos/Eselchen
Burritos bestehen aus Weizen- oder Mais-Tortillas, die belegt und zu einem Zylinder gerollt werden. Authentische Burritos sind in der Regel sehr dünn und enthalten nur eine oder zwei Zutaten, wie gebratenes Rindfleisch, Reis, Kartoffel, Bohnen oder Käse. Die internationalen ‘Abwandlungen’ hingegen sind oft prall gefüllt.
Tacos & Sopes
Tacos sind kleine Mais- oder Weizen-Tortillas – gebacken oder frittiert - die mit verschiedenen Fleisssorten gefüllt sein können. Sopes sind ein bisschen dicker als Tacos und verfügen über einen Teigrand, damit die flüssigen Zutaten nicht rauslaufen.
Unser Favorit sind Tacos al Pastor/nach Schäferart, bei dem Schweinefleisch ein bis zwei Tage lang in eine Marinade aus getrockneten Chilis gelegt und dann ähnlich wie ein Döner mit einer offenen Gas-Flamme an einem sich drehenden Spiess gegrillt wird.
Wenn das Fleisch fertig gegart ist, wird es mit einem großen Messer dünn vom Fleisch-Spiess geschnitten und zusammen mit kleinen Tortillas/Tacos serviert. Oft fragt der Taquero, ob man die Tacos mit Verdura/Gemüse haben möchte. Gemeint sind dann Cilantro y Cebolla/Koriander und Zwiebel.
Je nach Geschmack werden die Tacos al Pastor dann noch mit Limettensaft und einer der zahlreichen Chili-Saucen gewürzt.
Fajitas/Gürtelchen
Fajitas entstanden offensichtlich in den 1930ern im Süden und Westen von Texas. Um beim Viehtrieb die Cowboys zu verköstigen, wurden Rinder geschlachtet. Die mexikanischen Reiter erhielten als Teil ihrer Bezahlung das zähe Arachera/Zwerchfell- oder Gürtelfleisch. Dieses Fleisch wurde in eine Mais-Tortilla gelegt – und fertig waren die ersten Fajitas.
Die heutigen Fajitas sind mit verschiedensten Zutaten gefüllt - von diversen Fleischsorten – gebraten in einer Tomatensauce - über Fisch bis zu allen Arten von Gemüse. Zu den beliebtesten Füllungen zählen Salat, Sour Cream, Guacamole, scharfe Saucen, Käse, Bohnen und Tomaten.
Quesadillas
Bereits der Name verrät, was dieses Gericht enthält: Queso/Käse + Tortilla = Quesadilla. Mais- oder Weizen-Tortillas werden mit Mozzarella-Käse gefüllt und grilliert. Viele ergänzen die Füllung mit Gemüse, bevor sie die Quesadillas in der Pfanne braten. In Mexiko werden Quesadillas meist mit Salz, Zwiebeln und Guacamole serviert.
Nachos
Bei Nachos handelt sich um kleine dreieckige Mais- oder Weizen-Tortillas, die frittiert und anschliessend mit viel geschmolzenem Käse, Jalapenos/Chilischoten, gehackter grüner Paprika und Tomaten übergossen werden. Als Hauptgericht serviert, gesellen sich zu den Grundzutaten auch noch Bohnen, Hackfleisch und Zwiebeln.
26.01.-01.02.2022
Für die 650km lange Fahrt von Guanajuato nach Puerto Vallarta an der Pazifikküste lassen wir uns sechs Tage Zeit.
Den ersten Stopp legen wir nochmals bei Charly in Santa Elena ein, geniessen einmal mehr die feine Schweizer Küche und erklimmen unter gleissender Sonne - zusammen mit Hans vom Rheintal - den lokalen Hausberg zu einem Gipfel-Kreuz.
Dort oben angekommen, lässt Röbä unsere Drohne steigen, um ein paar Eindrücke der wunderbaren Aussicht einzufangen. Ups!….einen unachtsamen Moment später verschwindet das Fluggerät in einer Baumkrone. Jetzt muss - oder darf - Röbä wieder einmal einen Baum hochklettern, um im dichten Blätterdach nach der Drohne zu suchen. Beide haben dieses Abenteuer zum Glück heil überstanden ;o)
Den Berg runter gehts durch Agavenfelder und über steinige Wege - immer mit einem herrlichen Ausblick auf die Ebene.
Die restlichen Kilometer nach Santa Elena führen zuerst über eine Autobahn, bevor wir in unzähligen Kurven und durch hügelige Landschaften auf ruppigem Belag einem Übernachtungs-Platz entgegensteuern. Bei der Einfahrt werden wir von einem 'Achtung Puma'-Schild begrüsst!
Hier, auf einer Höhe von 1600müM, geschützt von knorrigen Eichen und Kiefern, gibt es noch etwas Lebensraum für dieses stattliche Raubtier. Trotzdem wagen wir es, unsere Kalbs-Bratwürste draussen zu grillieren….!! ;o)
01.-22.02.2022
Heute düsen wir steil und praktisch schnurgerade 1600m runter an den Pazifik. Mit heissen Bremsen fahren wir in Puerto Vallarta im RV Park ein. Wir sind nicht alleine. Unzählige 'Snowbirds‘ - ältere Kanadier, meistens aus der Quebec-Region, mit grossen Bussen und Wohnwagen - verbringen hier die Wintermonate, bevor sie wieder in den kalten Norden ziehen.
Vallarta ist für tausende von Touristen eine der beliebtesten Destinationen Mexikos. Ein schöner Malecón zum Flanieren, brauner Sandstrand zum Sonnenbaden und unzählige Restaurants und Bars für das leibliche Wohl.
Uns reichen zwei Tage um die Stadt zu besichtigen und die dringendsten Einkäufe zu erledigen.
Von Puerto Vallarta sind es 1400km entlang der Pazifikküste bis zur Playa Escondido im Süden.
Die ersten 60km - beim Verlassen von Vallarta - verheissen nichts Gutes. Der Strassenbelag ist voller schlecht geflickter Löcher. Mit 40Km/h bewegen wir uns schlängelnd vorwärts. So werden wir eine Ewigkeit brauchen, bis wir die 1400km abgefahren sind.
Aber alles wendet sich zum Besseren und die Rumpelgasse weitet sich um die Mittagszeit in eine breite, neu geteerte Strasse.
04.-07.02.2022
Im kleinen Ferienort Punta Perula - direkt am Strand - machen wir Halt übers Wochenende.
Auch hier alles voller 'Snowbirds‘. Zwei dieser Zug-Vögel geben am Abend ein Gitarrenkonzert, zu dem wir eingeladen werden. Am Samstagmorgen fahren die Mexikaner ein und in null Komma nichts sind wir umringt von über 50 Zelten. Das 'Konzert' aus den verschiedenen Musikboxen ist gerade noch erträglich und mit Ohrstöpseln schläft es sich einigermassen :o/
Leider ist der Pazifik für uns zu kalt zum Baden, daher umrunden wir das Dorf auf Schusters Rappen und machen in ein paar Beizen halt! Das Wochenende in Perula haben wir überlebt.
Da gute Übernachtungsplätze an der Pazifikküste eher rar sind, müssen wir heute Montag 240km zurücklegen. Rechts der Strasse hohe Büsche, links der Strasse hohe Büsche und nur ab und zu erhaschen wir einen Blick auf das Meer. Wir beschliessen den bekannten Badeort Manzanillo nicht zu umfahren, sondern steuern den Ort direkt an. Vielleicht gibt es ja hier was zu sehen. Na ja, den Weg hätten wir uns sparen können!
Müde von der anstrengenden Fahrt erreichen wir San Juan de Alima, wo wir wieder einmal einen tollen Sonnenuntergang über dem Meer miterleben dürfen.
08.-11.02.2022
Auf der Weiterfahrt führt uns die Strasse immer wieder weg vom Meer ins Landesinnere, um dort einen Fluss zu überqueren. Da es keine Tunnels gibt, müssen die felsigen Klippen über viele Höhenmeter bezwungen werden.
An der Playa Azul finden wir in einem Hotelgarten Unterschlupf. Auch hier ist das Meer nicht wirklich 'badig‘, denn obwohl der Strand flach ist, wirft das Meer ganz schön hohe Wellen. Wir schauen dem Spektakel unter einer Palapa/Strohdach zu und geniessen ein kühles Bier und feine Camarones/Krevetten.
So gut scheinen die Camarones dann aber doch nicht gewesen zu sein, denn ich leide anderntags an Fieber und übergebe mich mehrmals :o(
11.-14.02.2022
Mittlerweile sind wir in Zihuatanejo und die Tagestemperaturen sind bereits auf 35°C. Das ehemalige Fischerdorf hat sich zu einer Touristenhochburg für Badende und Sonnenanbeter entwickelt. Der Ort schmiegt sich an die steilen Hänge der geschützten Bucht.
Jetzt haben wir keine Ausrede mehr, uns nicht sportlich zu betätigen. Laufend und joggend erklimmen wir die steilen Strassen und werden oben mit einer schönen Aussicht belohnt. Leider wird unser Enthusiasmus nach ein paar Kilometern schon wieder gekühlt, denn wir stehen vor den verschlossenen Toren eines Ferienresorts, das sich eine ganze Halbinsel geschnappt hat!
14.-16.02.2022
Acapulco - dieser Ort spukt schon lange in Röbäs Kopf rum. Trotz vieler Warnungen wegen hoher Kriminalität, korrupter Polizeikontrollen und maroder Schönheit - er will es wissen!
Unser Camping etwas ausserhalb der Stadt ist eine positive Überraschung. Sehr sauber, aufgeräumt und ruhig - gut, es ist nicht Wochenende!! Die direkt hinter unserem Camper liegende Playa Pie de la Cuesta haben wir praktisch für uns alleine und der Sonnenuntergang ist vom Feinsten.
Mit einem Sammeltaxi fahren wir in die Altstadt. Aber ausser mehrerer hundert Meter langer Menschenschlangen, die stundenlang für Sozialbezüge anstehen müssen, gibt es nicht viel zu sehen.
Etwas weiter entfernt, an der Corniche, buhlen unzählige Strand-Hotels um die 'alles inklusive'-Gäste.
Das Highlight Acapulcos sind aber die Klippenspringer.
1934 baute der Schweizer Bandleader Teddy Stauffer den mondänen Nachtclub "La Perla" direkt an die Klippen und bezahlte die Felsenspringer, damit die seine Gäste - Brigitte Bardot, Elizabeth Taylor, Frank Sinatra, Clint Eastwood, John Wayne, J.F. Kennedy, etc. - mit ihren gewagten Sprüngen unterhielten.
Eine in die Klippen gehauene Treppe führt hinunter auf eine Aussichtsplattform direkt gegenüber dem Absprung-Felsen. Während ich einen Logenplatz auf der Terrasse des ehemaligen La Perla - heute El Mirador - beziehe, versucht Röbä das Geschehen aus der Nähe zu verfolgen. Die Athleten und eine Athletin klettern barfuss die fast senkrechte Wand hoch zu den drei Absprungstellen auf 10m, 25m und 35m Höhe. Mir wird nur schon vom Zuschauen schwindlig! Elegant und mit durchgestreckten Körpern stürzen sie sich - einer/eine nach dem andern - mit oder ohne Salto in die enge Meeresspalte tief unter ihnen.
Vor der Durchfahrt Acapulcos haben uns etliche gewarnt. Wir würden sicher von korrupten Polizei-Kontrollen gestoppt. Aus einer Liste möglicher Vergehen - inklusive den horrenden Geldstrafen - werde dann das Passende für uns ausgesucht.
Das will sich Röbä nicht entgehen lassen und montiert eine Kamera, um das Geschehen auch auf Video aufzunehmen.
Doch es kommt alles ganz anders! Wir fahren durch drei Kontrollposten der örtlichen Sicherheits-Miliz/Policia Guardada. Mit alten Flinten bewaffnet, stehen sie am Strassenrand und bitten mit Plastikbechern um eine milde Gabe für ihren 'Verein'. Da sind wir natürlich gerne bereit, ein paar Pesos zu spenden ;o)
16.-20.02.2022
Unser letzter Halt bevor wir Puerto Escondido erreichen ist die Meeres-Schildkrötenstation Sirenito Macho von Javier. Seit 20 Jahren fährt er - falls genug Geld für Benzin vorhanden ist - ab 22 Uhr für mehrere Stunden den 18km langen Strand ab, auf der Suche nach frisch gelegten Schildkröteneiern, immer im Wettrennen mit vier- und hauptsächlich zweibeinigen Nesträubern. Die Eier gelten bei der männlichen Bevölkerung als aphrodisierend. Die gefundenen Eier hätschelt und bewacht Javier anschliessend in seinem 'Kindergarten‘ je nach Schildkrötenart - zwischen 45 und 60 Tagen.
Zwei Nächte begleiten wir Javier mit seinem Quad auf der Suche nach diesem kostbaren Gut. In der ersten Nacht haben wir leider kein Glück. Um 22 Uhr fahren wir los und kommen zu spät - zwei Nester sind schon geplündert. Bei der dritten Spur scheint es der Schildkröte wegen dem mit Plastik verschmutzten Strand nicht gefallen zu haben. Sie hat umgedreht und ihre Spur verschwindet im Meer.
Am anderen Morgen wollen wir uns den Strand einmal bei Tageslicht ansehen. So schön der Strand auf der einen Seite ist, so erschreckend ist es zu sehen, wie viel Plastik das Meer anschwemmt und wie viel Abfall von den Bewohnern deponiert wurde. Dadurch hat es eine Schildkröte gar nicht so einfach einen guten Eiablageplatz zu finden.
Das Glück ist diesmal unser Begleiter!
Wir starten um 23 Uhr und fahren schon nach ein paar hundert Metern an eine 1.80m lange Laúd/Leder-Schildkröte. Mit den Hinterflossen gräbt sie ein 70cm tiefes Loch um ca. 90 Eier abzulegen. Javier holt die Eier aus dem Loch und ich packe sie in eine Plastiktüte, um sie vor der Auskühlung zu schützen. Sie sind mit etwas Schleim umgeben und nicht druckfest. Sobald die Laúd ihre Eier abgelegt hat, schliesst sie das Loch sorgfältig wieder, drückt mit ihren Hinterflossen den Sand fest und tarnt das Nest, indem sie den Sand oberflächlich hin und her verteilt. Der ganze Prozess dauert etwa 2 Stunden.
Wir fahren zurück, und platzieren die Eier im Sand der Baby-Station.
Inzwischen es ist 01.30 Uhr - und weiter geht die Suche. Wir finden noch drei weitere Laúds, die gerade im Begriff sind, einen geeigneten Platz für die Eiablage zu finden. Diesmal darf Röbä Geburtshelfer spielen und die Eier aus dem Loch holen.
Es ist unglaublich faszinierend diesen riesigen Schildkröten zuzuschauen, mit welcher Präzision und Geschicklichkeit sie die Löcher graben, die Eier ins Nest flutschen lassen und dabei immer wieder tief Luft holen.
Das letzte Nest, das wir entdecken, gehört einer Golfina. Sie selbst ist aber schon lange wieder in die Tiefen des Ozeans abgetaucht. Um 04.00 Uhr morgens, ihre 79 Eier in einem sicheren Nest vergraben, fallen wir todmüde aber glücklich ins Bett.
Nach nur gerade vier Stunden Schlaf stehen wir wieder in der Baby-Station. Viele kleine 'Golfina-Schildchrötli' sind geschlüpft und möchten ins Meer entlassen werden. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
20.-22.02.2022
Ziel erreicht - wir sind in Puerto Escondido!
Im Reiseführer steht, dass man sich beim ersten Blick in diesen Ort verlieben würde. Da die Stadt aber vor allen Dingen ein Ziel für Badetouristen und Surfer ist, und wir weder dem einen noch dem andern Lager angehören, fällt uns das Verlieben eher schwer. Aber die Strandzone mit den unterschiedlichen und interessanten Restaurants gefällt uns ganz gut. Sonst gibt es leider keine Sehenswürdigkeiten und so bleiben wir auch nur zwei Nächte, bevor wir ins 2500m hohe Gebirge hoch fahren.
Aber weit kommen wir nicht, denn Röbä merkt, dass mit dem rechten Vorder-Rad etwas nicht in Ordnung ist. Tatsächlich steckt eine Schraube inkl. Unterlagsscheibe in der Lauffläche des Reifens und lässt die Luft langsam entweichen. Unser Glück - wir haben genau neben einer LIantera/Reifenwerkstatt angehalten.
Schlängelnd - eine Kurve führt in die andere - steigen wir auf den nächsten 90km von Meereshöhe auf 2500müM. Die Hitze hinter uns lassend, geniessen wir zur Abwechslung wieder einmal die kühle Luft im Hochland.
Das Restaurant Teonanácatl offeriert uns einen gratis Übernachtungsplatz und wir geniessen dafür ein feines Nachtessen bei unseren Gastgebern.
Von unserem letzten Übernachtungsplatz fahren wir noch 1000Hm runter in ein Seitental der Sierra Madre del Sur. Hier liegt auf 1550m die Stadt Oaxaca (ausgesprochen: O-a-ha-ka), welche seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Aber im Moment lassen wir die Stadt links liegen und beziehen Quartier im angrenzenden El Tule auf dem RV Park El Rancho. Hier treffen wir wieder auf alte Freunde - Simon aus dem Waadtland und Cornelia und Stefan aus Deutschland.
Umgeben von Männern im Übergwändli/Blaumann lässt sich Röbä nur allzu gerne anstecken und kaum sind wir eingerichtet, liegt er auch schon unter dem Camper....
Unterhaltsarbeiten sind angesagt: Alle Bremsbeläge - zum letzten Mal gewechselt in Medellín/Kolumbien - an Vorder- und Hinterachse müssen infolge der zahllosen zurückgelegten, kurvenreichen Höhenmeter ersetzt werden.
Auch die Bremsbacken der Handbremse sind am 'zerbröseln'. Bremsbeläge für die Scheibenbremsen haben wir dabei, Bremsbacken für die Handbremse aber leider nicht. Neue finden wir keine in der Stadt, so dass Röbä sie neu überziehen lassen muss.
Damit die beiden Handbremsen überholt werden können, müssen die beiden Hinterräder entfernt und der Camper mit Wagenhebern und Stützen bzw. Pflastersteinen gestützt werden. Genau während dieser drei Tage 'in der Luft', schwankt die Erde in Oaxaca - und damit auch unser Camper - infolge diverser Erdbeben - mehrmals bedrohlich. Glücklicherweise hält die improvisierte 'Aufbockung' und unser Gefährt liegt nicht radlos auf dem Boden - Uff!!
Auch der Kühlschrank funktioniert auf Gasbetrieb nicht mehr und verlangt nach einer gründlichen System-Reinigung.
Herzlichen Dank Simon (Iveco LKW), für deine fachliche Begleitung und deine tatkräftige Unterstützung. Auch für die tatkräftige Unterstützung von Stefan (MAN LKW) und den moralischen Support von Stefan (Unimog LKW) bedanke ich mich herzlichst - ich habe wieder viel gelernt :o))
Heute Mittwoch - nach einer Woche unter dem Camper - lassen wir die Arbeit ruhn und fahren mit einem Colectivo/Sammeltaxi nach Oaxaca. Im Reiseführer wird der Zócalo/Hauptplatz als einer der schönsten Plätze Mexikos angepriesen. Wir suchen lange nach der Schönheit dieses Platzes und können sie einfach nicht finden!!
Etwas weiter nördlich, um den Templo de Santo Domingo de Guzmán, macht die Stadt einen viel gepflegteren Eindruck und entspricht eher unserem Verständnis einer UNESCO-Stadt. Trotzdem muss sich Oaxaca in unserer Rangliste mexikanischer Städte hinten einordnen.
Wir beschliessen noch etwas länger zu bleiben und machen einen Spaziergang ins Dorf El Tule, das mit einer ganz speziellen Sehenswürdigkeit aufwartet.
Nein, keine Ruine, keine Kirche, sondern ein Baum! Der grösste Baum der Welt - ein Taxodium Mucronatum/ Sumpfzypresse - mit unglaublich eindrücklichen Zahlen: über 2000 Jahre alt, 40m hoch, Stamm-Durchmesser 14m.
Die Umgebung lockt. So entschliessen wir uns die verstaubten Bikes wieder einmal in Betrieb zu nehmen und die hügelige Landschaft rings um Oaxaca zu erkunden. Wir staunen nicht schlecht, denn es gibt sogar einen MTB-Trail, der durch Flüsse, Wiesen und trockene Wälder führt.
Beim Stausee/Presa la Azucena - ein Familienausflugsort - machen wir kurz Halt, bevor es in rasanter Fahrt wieder heimwärts geht.
Von Oaxaca aus unternehmen wir einen Tagesausflug zu den versteinerten Wasserfällen Hierve el Agua.
Doch so einfach wird es uns nicht gemacht. Da das Dorf San Lorenzo sich wegen Covid von der Aussenwelt abgeriegelt hat, sind die Wasserfälle nur noch über einen Pass mit steiler, sandiger Naturstrasse zu erreichen. Hinzu kommt noch, dass einzelne Teilstücke - ausgerechnet heute - mit neuem losem Erdreich und Steinen ausgebessert werden. Unsere Räder drehen durch, fassen wieder Boden und….es geht weiter, uff!! Beim steilsten Teilstück haben wir aber Pech. Der Bagger ist gerade am Verteilen der losen Masse und wir bleiben stecken! Glück im Unglück - der Bagger kann uns gleich durch dieses Teilstück hindurchziehen. Geschafft!!
Wir stehen auf einem - seit Tausenden von Jahren entstehenden - versteinerten Wasserfall. Vor uns der weite Blick ins mexikanische Hinterland. Kurz vor dem Abgrund liegen Quellbecken, die mit mineralhaltigem, 24°C Wasser tief aus der Erde gespeist werden.
Hierve el Agua besteht aus mehreren Wasserfällen, welche durch ihr Farbenspiel und einer Höhe von ca. 30m beeindrucken. Bei einer Wanderung rings um die Wasserfälle bestaunen wir dieses Naturwunder und sind begeistert.
Oaxaca - im gleichnamigen Bundesstaat - ist das Zentrum der mexikanischen Mezcal-Produktion. Im Gegensatz zu Tequila - dem berühmtesten Mezcal - werden die eigentlichen Mezcales noch mehrheitlich in Kleinbetrieben und aus zahlreichen - zum Teil wild wachsenden - Agaven-Arten hergestellt.
In der Destillerie El Rey de Matatlán lassen wir uns in die Geheimnisse von Mezcal einführen.
Als weiterer grosser Unterschied zu Tequila kochen die Mezcaleros die Agaven-Herzen/Piñas in grossen Gruben im Erdboden/Palenques. Diese Gruben werden mit heissen Steinen ausgelegt, darauf kommen die Piñas und werden mit Palmmatten und mit Erde abgedeckt. In dieser Grube verbleiben sie drei bis fünf Tage, um das Aroma des Bodens und des Rauchs aufnehmen zu können.
Der restliche Herstellungs-Prozesses deckt sich mit dem von Tequila (zerquetschen, fermentieren, 2x destillieren, lagern oder direkt in Flaschen abfüllen).
Dabei unterscheidet man drei Altersstufen:
Im Gegensatz zu vielen anderen Spirituosen wie Whisky, Rum, Cognac oder Tequila bevorzugen Liebhaber von Mezcal oft nicht gelagerte Brände gegenüber den gereiften und durch die Fasslagerung milderen Sorten. Frisch gebrannter Mezcal weist dementsprechend oft einen rauen und oftmals auch rauchigen Agavengeschmack auf.
Einige Mezcal-Marken enthalten eine Motten-Raupe in der Flasche. Diese Raupen werden als Gusano/Wurm bezeichnet. Mezcal aus raupenbefallenen Agavenblättern sollen einen etwas anderen Geschmack als der von unbefallenen besitzen.
Zum Mezcal wird üblicherweise ein mit einem rötlichen Gewürz bestreuter Orangen-Schnitz serviert. Bei dem Gewürz handelt es sich um Chilisalz mit Pulver der getrockneten und zerstampften Raupe/Sal de Gusano – Prost!
15.-17.03.2022
Nach drei Wochen Oaxaca nehmen wir wieder Fahrt auf gegen Norden. Wir leisten uns die Autobahn - hier gibts keine Topes/Geschwindigkeitsschwellen ;o) - ins UNESCO-Biosphärenreservat Tehuacán.
Die Landschaft um uns verändert sich, sie wird trocken und riesige Säulenkakteen überziehen Täler und Hügel. Wir sind fasziniert von dieser seltenen Landschaft!
Auch gibt es hier mehrere Salinen. Das salzhaltige Wasser wird über Leitungen in Becken gepumpt und trocknet an der heissen Sonne zu Salz.
Der Botanischer Garten "Helia Bravo Hollis" - benannt nach der ersten mexikanischen Botanikerin - liegt inmitten des 150.000 Hektar grossen Tales des Biosphärenreservats.
Der Camping liegt umgeben von einem Wald von Kakteen, die mehr als 10m hoch und mehrere hundert Jahre alt sind. Ehrfürchtig bewundern wir diese wunderbare Natur. Bei einer Führung mit Alejandro lernen wir noch andere Sukkulenten kennen und sind immer wieder erstaunt über das hohe Alter der einzelnen Pflanzen. Wenn die erzählen könnten….
In der Nacht haben wir zum ersten Mal, nach langer Zeit, etwas Regen - die Regenzeit kündigt sich langsam an!
Tejate - ein traditionelles alkoholfreies Mais-Kakao-Getränk aus Oaxaca
20.-28.03.2022
Nach einem Stopp in Puebla erreichen wir Teotihuacán, den Einstellplatz für unseren Camper.
Der Ort ist berühmt wegen seiner Sonnen- und Mondpyramide. Da wir diese archäologische Stätte bereits 2014 besucht haben, möchte Röbä nur noch ein paar Fotos mit der Drohne 'schiessen'. Von weit ausserhalb der archäologischen Stätte - Drohnen sind dort nicht erlaubt - startet er seine 'Mission Possible‘.
In der restlichen Zeit konzentrieren wir uns aufs Packen unserer Reisetaschen und das Einstellen des Campers, der drei Monate hier in Teotihuacán auf uns warten muss.
Entgegen unserer Gewohnheit - möglichst nicht an den selben Ort zurückzukehren - verbringen wir vor unserem Heimflug doch noch drei Tage in Mexico City.
Wir haben keine speziellen Pläne und laufen kilometerweit, kreuz und quer durch die Stadt. Vom Besuch des Museums Bellas Artes sind wir enttäuscht. Aus welchen Gründen auch immer, es ist nur die Hälfte offen. Dafür habe ich Glück, denn die Ü65 kommen gratis rein :o)
Begeistert sind wir vom Atrio del Templo de San Francisco mit Skulpturen Dalís und Rodins. Auch die Ausstellung im Palacio de Iturbide - der Palacio ein Hochzeitsgeschenk eines spanischen Grafen an seine Tochter - gefällt uns sehr. Die zum Teil grossen Skulpturen der mexikanischen Künstlerin Yvonne Domenge beeindrucken durch Form und Farbe.
Todmüde vom Laufen und Stehen schleppen wir uns jeweils nach dem Nachtessen zurück ins Hotel.
Mit Uber fahren wir heute Mittwoch zum Castillo de Chapultepec. Das Schloss liegt auf dem Hügel des Chapultepec, was in der Azteken-Sprache 'Heuschreckenhügel' bedeutet.
1864 liess der erste Habsburger-Kaiser Maximilian das Schloss in seine Residenz umbauen. Die heutige Prachtstrasse Paseo de la Reforma - 14km lang - verbindet das Schloss mit dem Stadtkern.
Am 31. März 2022 geht's mit dem Flugzeug von Mexiko City in die Schweiz, von wo wir am 30. Juni 2022 auch wieder zurückkehren.
Rot 2022 Blau 2021 Violett 2014
Rot 2022 Blau 2021 Violett 2014
30.6.-11.7.2022
Diesmal haben wir ein ganz spezielles Andenken aus der Schweiz oder Amsterdam/Flugzeug mitgebracht...
Zwei Tage nach unserer Ankunft in Teotihuacán liegt Röbä mit Temperatur, Schnupfen, Husten, ziehendem Kopfweh, Müdigkeit und gurgelnder Atemnot im Bett. Ein Schnelltest bringt Gewissheit - Covid19. Ich versuche ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen, aber auf 12m2 ist das ein schwieriges Unterfangen – vor allem nachts. Und so kommt’s wie’s kommen muss - einen Tag später gehöre ich auch zum Club der Infizierten. Nach elf (!) Tagen fühlen wir uns wieder einigermassen fit, um die geplanten Reparaturen (Kühlschrank, Drehzahlsensor, neue Reifen) durchzuführen und anschliessend die nächste Reise anzutreten.
Glücklicherweise hatten wir die richtigen Medikamente in genügender Menge dabei!
Mit gefülltem Kühlschrank verlassen wir Teotihuacán und fahren 2300 Höhenmeter runter zur Karibikküste. Es ist ein herrliches Gefühl, wieder unterwegs zu sein und so geniessen wir die langsam ins tropisch wechselnde Landschaft.
Wir müssen uns aber auch wieder an die mexikanische Fahrweise gewöhnen - meistens sind die Fahrer zu schnell unterwegs, mit verheerenden Folgen....
Die einzigartigen Nischen-Pyramiden von El Tajín wurden zwischen 100 v.Chr. bis 1200 n.Chr. von den Totonaken erbaut. Seit dem Untergang im 13. Jh. holte sich der Urwald sein Territorium langsam wieder zurück und El Tajín war einige Jahrhunderte in der dichten tropischen Vegetation von Veracruz verborgen.
Die Nacht verbringen wir auf der Parkwiese von El Tajín und geniessen die Ruhe und den Vollmond. Nur die Hitze macht uns etwas zu schaffen. Letzte Nacht auf 2'300müM noch mit zwei Decken zugedeckt, laufen diese Nacht auf Meereshöhe die Ventilatoren auf Hochtouren.
Die in Mexiko hauptsächlich kultivierte Vanilla Planifolia gehört zur gleichen Pflanzenfamilie wie die in Madagaskar kultiviert Bourbon-Vanille.
Vanille ist eine Kletterpflanze und rankt bis zu dreissig Meter am Stamm eines Baumes oder Pfahles hoch. Die Sprösslinge der Vanillepflanze benötigen etwa drei Jahre, bis sie zum ersten Mal Blüten und Vanilleschoten ausbilden. Nach der meist manuellen Bestäubung wachsen innerhalb von neun Monaten die fast geschmacksneutralen grünen Kapselfrüchte aus der Blüte. Erst durch die anschliessende Fermentierung entstehen die bekannten dunklen Vanilleschoten.
Zur Zeit der Azteken war Vanille ein wesentlicher Bestandteil der Trinkschokolade 'Xocoatol'. Heute wird sie in Mexiko vor allem zum Verfeinern von Süssspeisen und Gebäck aller Art benutzt, aber auch zum Würzen von Fleisch oder Fisch.
12.-18.07.2022
Nach der Vanille-Farm ist es nur noch einen Katzensprung bis zum Camping 'Coco Loco‘ in Casitas.
Der Schweizer Martin aus Emmenbrücke hat hier vor mehr als 30 Jahren, zusammen mit seiner mexikanischen Frau, ein Stück Karibikküste gekauft und es umgewandelt in eine Hotel-Restaurant-Camping Zone.
Wir geniessen nicht nur das Leben in der Hängematte, wir machen auch Spaziergänge am Strand und gehen sogar einmal ins Meer baden!!
Martin ist ein passionierter, lizenzierter Schildchrötli-Schützer. Morgens um 06.00Uhr fahren wir los um die geschlüpften Jungen frei zu lassen. Bei Sonnenaufgang und genau an der Fundstelle der Eier lassen wir die süssen kleinen Chrabbler los. Noch etwas verdutzt und unbeholfen brauchen sie ein paar Minuten, bis sie realisieren, dass ihnen jetzt eine grosse und gefährliche Reise bevorsteht. Viel Glück ihr Kleinen!!
Martin zeigt uns die französische Kolonie Jicaltepec, die 1834 von Migranten aus Haute-Saône und Côte d'Or gegründet wurde.
Um ins Dorf zu gelangen, müssen wir den Río Filobobos mittels einer Hängebrücke überqueren. Wir tauchen ein in eine andere Welt. Die alten Kolonialbauten sind repariert, es liegt kein Abfall auf der Strasse, die Hinweisschilder sind in französischer Sprache, die Dorfkirche steht auf dem Fussball-Platz und in den gepflegten Gassen grüssende und lachende Menschen.
18.-25.07.2022
Zurück geht es über die Autopista nach Pachuca. Wie so oft beginnt es am Nachmittag zu regnen - doch verflixt - die Scheibenwischer bleiben nach einem müden Wisch-Wasch mitten im Sichtfeld stehen. Regenzeit ohne funktionierende Scheibenwischer ist ein no-go, also biegen wir wieder nach Teotihuácan ab und tuckern durch die Regenschauern zum uns bereits bekannten Trailer Park.
Prozessionen und Böllerschüsse leiten das jährliche Kirchenfest der Kathedrale Teotihuácan ein. Für drei Tage wird im Viertel um die Kirche laut gefeiert. In drei grossen Zelten werden traditionelle Kampf-Tänze aufgeführt, und buntes Jahrmarktstreiben füllt die Plätze und Gassen.
Scheibenwischer wieder in Stand gestellt, nützen wir die Zeit noch, um hier mit dem guten Internet die verschiedenen Versicherungen für die USA abzuschliessen. Dann geht es Richtung Norden. Wir waren gerne hier, sind aber auch froh, wenn wir erst wieder für unseren 6. Heimaturlaub zurückkommen werden/müssen ;o)
Von Teotihuacán aus gehts zur alten Bergbausiedlung Mineral del Monte auf 2700m. Den Ort haben wir schnell durchlaufen, denn es gibt hier nicht viel zu sehen ausser Souvenirläden, die Silberschmuck, Lederartikel und Krimskrams anbieten. Eine Spezialität wollen wir hier aber unbedingt probieren - Pastes. Die sehen aus wie Empanadas…..schmecken aber viiiiel besser!!
Gestärkt fahren wir runter ins Tal zu den Prismas Basálticos/Säulen aus Basaltgestein (30-50m hoch), die eine Schlucht säumen. Vor einigen Millionen Jahren hat sich hier ein glühender Lava-Strom in einen Sumpf ergossen und - nach Kontakt mit kaltem Wasser - in 5- oder 6-eckige Prismen aufgespalten.
Die Nacht verbringen wir alleine im Park - kein Hundegebell, keine Musik, keine Kirchenglocken, kein Strassenlärm - so muss es im Paradies sein ;o)
Das himmelblaue Wasser der Grutas Tolantongo steht bei fast jedem Mexiko-Reisenden auf dem Programm - erstaunlich, dass unser Reiseführer Lonely Planet den Ort nicht kennt!
Durch eine karge Landschaft fahren wir hoch an eine Schluchtkante. Doch bevor wir über zahlreiche Serpentinen runter ins Tal fahren können, werden Fahrzeug und Mensch von Viren und/oder Bakterien mittels Dusche und Ausräuchern 'befreit' ;o)
Tief unten im Tal erhaschen wir einen ersten Blick auf den türkis-blauen Fluss mit unzähligen Badenden.
Wir finden ein ruhiges Plätzchen am Rio Tolantongo, sind aber - obwohl Dienstag und der Platz riesig - rasch von anderen Autos umzingelt.
Zu Fuss laufen wir 45 Min. steil hoch zu den Thermalbecken und müssen zu unserer Enttäuschung feststellen, dass es keine natürlichen Becken sind. Auch hier ist es ziemlich voll und uns 'gluschtets‘ gar nicht in diese überfüllten Becken mit über 30°C zu sitzen - zumal wir jetzt nach diesem steilen Aufstieg lieber kühleres Wasser hätten.
Mit dem Colectivo/Bus fahren wir kurz darauf wieder runter und laufen zum imposanten Wasserfall. Aber auch hier ist alles überfüllt - Mexiko hat Schulferien!
Am anderen Morgen verlassen wir um 07.00Uhr die Schlucht und geniessen bei Sonnenaufgang unser Frühstück hoch oben auf der Kante.
27.07.-01.08.2022
Die kurvenreiche Etappe führt uns zunächst durch eine halbtrockene Zone mit vielen verschiedenen Kakteen. Doch kaum haben wir den ersten Hügelzug überquert, geht es wieder runter in ein Bachtal. Es wird grüner und grüner.
Die Strasse schlängelt sich aber auch oft einem Höhenkamm entlang durch die grüne Landschaft, quetscht sich durch kleine Bergdörfer, die am Hang kleben. Zig Topes/Geschwindigkeits-Schwellen lassen uns schier verzweifeln - und keinen vernünftigen Übernachtungsplatz in der Nähe.
So entschliessen wir uns, in den sauren Apfel zu beissen und die Fahrt bis nach Xilitla durchzuziehen.
Nach 300 Kilometern, 7 ½ Std. Fahrt ohne Pause, gefühlten 3000 Kurven (!) und 2000 Topes (!) erreichen wir todmüde das Bergdorf.
Das kleine Xilitla liegt im Regenwald in der Huasteca Potosina und lebt vor allem von einer Sehenswürdigkeit - Las Pozas.
Der exzentrische englische Adlige Edward James liess hier im Dickicht des Regenwaldes seiner blühenden Fantasie freien Lauf. Inspiriert durch die Vegetation, entstanden seine surrealistischen Skulpturen - Säulen, Betonblumen, Türen die sich ins Nichts öffnen, Treppen, die in den Himmel führen.
Obwohl die Anlage viele Touristen anlockt - unsere Begeisterung hält sich in Grenzen!
Dafür gefällt uns die geschäftige kleine Bergstadt Xilitla - 8'000 Einw. - recht gut. Es geht über Treppen rauf und runter. In den Gassen sitzen die Frauen auf dem Gehsteig, verbessern das Familieneinkommen mit dem Verkauf von Produkten aus ihrem Garten; die Männer gehen schwererer Arbeit nach und die Touristen verziehen sich an ein schattiges Plätzchen und gönnen sich einen kühlen Drink.
01.-08.08.2022
Um nach Jalpan de Serra zu gelangen, nehmen wir die Strasse durch die Sierra Gorda. Die Sierra Gorda ist eine bis zu 3100m aufragende Gebirgskette im Norden des mexikanischen Bundesstaats Querétaro und ein Grossteil der Sierra ist als Biosphärenreservat geschützt.
Gegen Abend finden wir Unterschlupf bei Daniél und seinem Hotel/Camping Los 4 Pulques.
In der Gegend rund um Jalpan de Serra gibt es fünf Franziskaner-Klöster, die alle durch die filigran verzierten Fassaden der dazugehörigen Kirchen auffallen und einen Teil des UNESCO Weltkulturerbes ausmachen. Da sie sich aber nicht wesentlich voneinander unterscheiden, begnügen wir uns mit der Besichtigung der Kirche in Jalpan.
Auch der lokale Mercado hat Interessantes zu bieten. Das in dieser Gegend bekannte 'Cecina seca‘/Trockenfleisch wird hier verkauft.
Wir verbringen eine Woche bei Daniél. Er ist auch ein begeisterter Overlander und baut im Moment seinen Suzuki Samurai zu einem 'fahrenden Haus' um. Wir helfen ihm ein Schnittmuster für sein Dachzelt anzufertigen, denn dafür braucht es mehr als nur zwei Hände.
Bei einer Biketour zur Presa/Stausee de Jalpan staunen wir nicht schlecht - auch hier herrscht Wassernot.
An den Abenden sitzen wir gemütlich zusammen und probieren die flüssigen Spezialitäten von Jalpan ;o)
Daniél - unser Gastgeber in Jalpan de Serra - fährt uns über ausgewaschen Erdstrassen in die Hügel der Sierra Gorda zu einem der wenigen Orte, wo Pulque noch auf traditionelle Art und Weise produziert wird.
Don Pedro, der 77-jährige Tlachiquero/Pulque-Hersteller freut sich über unseren Besuch und zeigt uns stolz seine Finca mit Maguey/Agaven. Mindestens 7 Jahre dauert es, bis eine Agave ihre erste und einzige Blüte entwickelt, um danach - in kurzer Zeit - ihr Zeitliches zu segnen. Bevor es jedoch soweit ist, höhlt der Tlachiquero die Pflanze aus und startet damit den Pulque-Produktionsprozess.
Dreimal am Tag - 06.00, 14.00, 22.00 Uhr - schöpft Don Pedro das in den ausgehöhlten Agaven angesammelte Aguamiel/Honigwasser ab. Bis zu 70 Liter dieser Flüssigkeit erntet er so täglich, doch auch die zahlreich anwesenden Bienen und Wespen bekommen ihren Anteil.
Sobald das Aguamiel das Herz der Agave verlassen hat, beginnt der intensive, bakterielle Fermentierprozess. In wenigen Stunden wird aus dem lieblichen Honigwasser das 2-6 Vol.% Alkohol enthaltene, milchig-trübe Pulque.
Don Pedro's Pulque schmeckt uns - im Gegensatz zu dem was man uns bis anhin in Pulquerias serviert hat - ausgezeichnet. Das säuerliche Getränk riecht erfrischend exotisch, entwickelt laufend grosse Mengen Kohlensäure und gärt auch im Magen munter weiter ;o))
Pulque verdirbt leider schnell, ist nicht lager- oder transportfähig und daher ist das traditionsreiche Getränk auch in Mexiko kaum noch erhältlich. Gegen Bier, Wein oder Tequila hat das mexikanische Nationalgetränk heute auch keine Überlebenschance mehr und wird vermutlich bald vom Aussterben bedroht sein - schade.
08.-11.08.2022
Weiter geht die Berg- und Talfahrt durch die Sierra Gorda nach Bernal.
Schon von weitem ist der mehr als 8 Mio. Jahre alte, 433 m hohe Monolith Peña de Bernal - einer der höchsten Monolithen der Welt - gut sichtbar. Da es noch früh und das Wetter perfekt ist - trocken und nicht zu heiss - entschliessen wir wir uns, diesen Berg noch heute zu erklimmen. Leider kann man nur zwei Drittel hochlaufen/-steigen, den Rest muss mit Seil und Haken erklettert werden.
Fast schon hochalpin ausgerüstet machen wir uns auf den Weg. Die MexikanerInnen in Sandalen oder Stoffschuhen, mit Handtäschchen, die Mädchen in schwarzen Lackschühchen mit weissen Spitzensöckchen, keuchen und rutschen auf dem Berg rauf und runter. Wir sind überrascht, dass diese 'Kletterer' am Abend wieder heil zurückkehren!
Bergsteigen macht hungrig und so laufen wir runter ins hübsche Bernal, schlendern durch die sehr touristischen Gassen und Plätze und landen schlussendlich beim Italiener für eine Pizza und eine gute Flasche Wein ;o)
09.-11.08.2022
Unweit von Bernal - inmitten einer Kaktuswüste - liegt das Anbaugebiet des Weinherstellers Tierra de Peña. Von den insgesamt 60 Hektaren Fläche sind bis jetzt nur 7ha mit Weinstöcken bepflanzt und 4ha alt genug, um davon Trauben zu ernten.
Luis und sein Team produzieren natürliche Weine - rot, weiss, rosé. Herbizide, Pestizide und Kunstdünger sind verboten und auch die Verarbeitung der Trauben geschieht unter grosser Sorgfalt und ohne Zusatzstoffe.
Einige der ungefilterten Weine lagern nach dem Fermentieren noch bis zu 10 Monate in französischen oder amerikanischen Eichen-Fässern.
Luis scheint mit seiner Methode Erfolg zu haben, sind doch die nicht billigen Weine nahezu immer ausverkauft.
Nach der Besichtigung des Weinkellers wählt Luis für uns drei Weine zum Degustieren aus und wir geniessen die guten Tropfen mit Blick auf den Peñal de Bernal.
Die Gastfreundschaft der Mexikaner ist allgemein bekannt und so lädt uns Luis zu sich nach Hause zum Nachtessen ein. 'Immer nur gerade aus gegen Westen laufen', meint er. Leider verirren wir uns in der Wüste - :o)) - und aus einem 10-minütigen Spaziergang werden 1 Std. 15 Min.
Dafür haben wir jetzt Kohldampf und der servierte Wein schmeckt uns umsomehr!! Der Heimweg verläuft ohne Zwischenfall - sogar im Dunkeln ;o)
Obwohl wir schon unzählige Weinhersteller besucht haben, können wir nun hier zum ersten Mal den gesamten Weinherstellungs-Prozess hautnah erleben. Um Trauben und Saft kühl zu halten, schüttet Luis ab und zu Trockeneis dazu. Wenn das Eis verdampft, blubbert es mächtig.
11.-14.08.2022
Vor ziemlich genau acht Jahren waren wir das erste Mal in Querétaro. Leider hatten wir damals nicht genügend Zeit, uns die Stadt genauer anzuschauen. Untreu unserem Vorsatz - möglichst nicht zweimal an denselben Ort zu reisen - holen wir jetzt das Versäumte nach.
Im ****Hotel Flamingo Inn werden wir sehr freundlich aufgenommen und dürfen direkt neben dem Pool wohnen.
Gross hat sich das Zentrum von Querétaro nicht verändert, es ist nur alles - so wie wir - etwas älter geworden ;o)
14.-25.08.2022
Bei unseren weiteren Reisevorbereitungen für den Norden Mexikos stellen wir fest, dass wir noch genügend Zeit haben, um nochmals einen längeren Zwischenstopp in meiner mexikanischen Lieblingsstadt San Miguel de Allende einzuschalten.
Bei unserer Ankunft steht die Stadt Kopf. Da sich offensichtlich der Quartier-Priester eine andere Kirchgemeinde zuwendet, findet ein lautstarker Umzug - eine Mischung aus Street-Parade und Prozession - mit anschliessendem Abschiedsfest statt. Für uns bedeutet dies, dass wir fünf Stunden warten müssen, bis wir in den Camping einfahren können :o/
Es ist Regenzeit! Fast täglich beginnt es in Allende zwischen 16-18 Uhr zu regnen. Um diese Zeit sind wir aber meistens schon wieder zuhause ;o)
Fein essen - knuspriges Baguette, Schweizer Käse, Fondue und Cervelats einkaufen - durch die Gassen schlendern oder auf einer Dachterrasse einen Apéro trinken - den Tag mit Emmy & Fred ausklingen lassen - wir geniessen diese Zeit!
11km nördlich von San Miguel de Allende steht in Atotonilco die 'Sixtinische Kapelle' Mexikos. Eine schöne Kirche, aber so ganz kann sie dann schon nicht mit Rom mithalten ;o)
1740 erbaut - heute UNESCO Weltkulturerbe - wird die Wallfahrstkirche Jesús Nazareno das ganze Jahr von zahlreichen Pilgern aus allen Ecken Mexikos und der ganzen Welt besucht.
25.-27.08.2022
Den ungefähren Zeitplan bis Alaska in der Tasche - und bevor wir Wurzeln schlagen - brechen wir gegen Norden auf.
Je näher wir San Luis Potosí kommen, desto karger und trockener wird die Landschaft. Verschiedene Kakteenarten und Joshua-Bäume ersetzen die bis jetzt vorherrschenden Nadelbäume.
Es gibt keinen Camping in der Stadt und so haben wir die Wahl zwischen einer Tankstelle oder einem Parkplatz. Wir ziehen letzteres vor, klappen die Rückspiegel ein und quetschen uns durch die enge Einfahrt. Das Positive an unserem Übernachtungsplatz - mit zwanzig Schritten sind wir im guten Restaurant Sherlock’s House. Das Negative - wir haben musikalische Unterhaltung bis nach Mitternacht :o(
San Luis Potosí wurde 1592 wegen den Gold- und Silbervorkommen gegründet. Den Namen Potosí gab man ihr, weil sie mit dem Potosí in Bolivien und dessen unglaublich reichen Silbervorkommen verglichen werden wollte.
Im 17. und 18. Jh. liessen sich Franziskaner, Augustiner und Jesuiten hier nieder und begannen, Kirchen und Klöster zu errichten. Einige dieser Gebäude stehen heute noch und gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Ein Spaziergang durch die Stadt ist somit hauptsächlich ein Spaziergang von Kirche zu Kirche.
Um uns etwas Abwechslung zu verschaffen, besuchen wir zwischendurch das Maskenmuseum.
27.-31.08.2022
Der nächste Halt auf unserem Städtetrip gegen Norden ist Aguascalientes. Der Name 'Warme Wasser' deutet auf die Thermalquellen hin, die sich hier befinden. Wir begnügen uns mit einer kalten Dusche im Hotel Medrano, wo wir auf einem schattigen Stellplatz zwischen Park und Pool stehen dürfen.
Heute Sonntag begeben wir uns ins 1.5km entfernte Zentrum. Hier soll - laut Reiseführer - das bemerkenswerteste Rathaus von ganz Mexiko zu besichtigen sein. Unsere Vorfreude ist schnell verflogen, als wir das Gebäude erblicken.... und besichtigen kann man es heute auch nicht, wird uns im Touristenbüro erklärt.
Die Stadt macht auf uns einen nicht sehr gepflegten Eindruck!
Es ist 13 Uhr, wir klappern ein paar Kirchen ab, die wir alle nicht betreten können, da gerade Messen gelesen werden. Aber es gibt ja noch das exzellente Museo Nacional de la Muerte/Nationalmuseum des Todes, das von Dienstag bis Sonntag geöffnet ist. Denkste - aus unerklärlichen Gründen bis auf weiteres geschlossen!
Röbä hat aber noch einen letzten Trumpf im Ärmel - das Schloss/Castillo Ortega Douglas. Wir können‘s kaum fassen - betreten verboten - eine Baustelle!
Der mexikanischen Zeitung entnehmen wir, dass es auf den Strassen nach Zacatecas - unserem nächsten Ziel - zu Strassensperren von Drogenbanden gekommen ist. Es wurden Autofahrer angehalten und deren Autos angezündet.
Aus unserer Erfahrung von Ecuador gelernt, entschliessen wir uns noch etwas in Deckung zu bleiben ;o)
31.08.-05.09.2022
Ein Hotelgast in Aguascalientes, angereist aus dem Norden, berichtet uns, dass er keinerlei Probleme auf der Strasse von Zacatecas nach Aguascalientes gab. Also verlassen wir unsere 'Deckung' und wagen die Fahrt in den Norden. Ausser einer Militärkontrolle ist alles ruhig - zum Glück!
Die Stadt Zacatecas liegt eingebettet zwischen dem Cerro de la Bufa und dem Cerro del Grillo, wo wir im Hotel Baruk für die nächsten fünf Nächte einen Stellplatz finden.
Die beiden Hügel sind mit einer Seilbahn verbunden und die Grillo-Station nur einen Katzensprung von uns entfernt. Der grandiose Ausblick von der Gondel über die Stadt erinnert uns sehr an La Páz in Bolivien.
Auf dem Cerro de la Bufa - 2660müM - befindet sich die Plaza de la Revolución Mexicana, ein wichtiger Ort für die Geschichte der mexikanischen Revolution mit verschiedenen Bronzeskulpturen der führenden Militärs, unter anderem auch Francisco/Pancho Villa.
Wir begnügen uns nicht mit der Aussichtsplattform, sondern wollen ganz rauf zum Bufa.
Ein schmaler steiniger Weg führt uns um den Hügel herum. Ab jetzt heisst es 'kraxeln‘ - ich in meinen weissen Jeans.
Die Aussicht von oben auf Zacatecas ist grandios, der Blick auf den mit Glasscherben vermüllten Bufa weniger! Der Abstieg ist etwas schwieriger aber meine Jeans ist auch unten immer noch weiss ;o))
Ein steiler Weg führt vom Cerro runter direkt ins historische Zentrum, das seit 1993 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Das Zentrum mit seinem kolonialen Charme haben wir schon bald durchlaufen und so begeben wir uns zum ehemaligen Jesuitenkloster Santo Domingo, das heute die Privatsammlung des Malers Pedro Coronel beherbergt.
Müde vom Wandern und vielen Stehen geniessen wir später feine Ravioli im Lucky Luciano! Wieder gestärkt, treten wir den Heimweg an und erklimmen auf einer steilen Treppe den Cerro del Grillo.
Zacatecas ist die reichste der mexikanischen Silberstädte und trug einst einen grossen Teil zum spanischen Reichtum bei.
Unter dem Cerro del Grillo und nur wenige Meter von uns entfernt, liegt der Eingang zur Mina El Edén. Der Besuch dieser Mine ist nicht zu vergleichen mit dem Minenbesuch im Cerro Rico/Bolivien, wo wir die kräfteraubende Arbeit direkt vor Ort erleben durften. Hier ist eher Disney angesagt. Wenn man sich aber den Strapazen und den miserablen Arbeitsbedingungen - 16 Std. Arbeitseinsatz - bewusst ist, kann auch der Name El Edén/Paradies nichts vertuschen!
Nach 380 Jahren Bergbau, immensem Reichtum für die Besitzer und dem Tod unzähliger Bergleute, wurde 1960 die Gewinnung von Edelmetallen eingestellt.
Nachdem wir im Newsletter August 2022 die Überarbeitung unseres Sicherheits-Konzepts erwähnt haben, sind inzwischen zahlreiche Anfragen bezüglich unseren Massnahmen eingegangen.
Bevor ich auf die gewünschten Details eingehe, möchte ich aber vorausschicken, dass wir uns auf unseren Camper-Reisen sehr selten unsicher gefühlt haben.
Trotzdem - Vorsicht ist die Mutter der Porzellan-Kiste !
Seit 1998 sind wir in Europa und ab 2016 in den Amerikas mit einem Camper unterwegs. Die dabei gemachten Erfahrungen haben uns gezeigt, dass das persönliche Verhalten so wichtig, wenn nicht gar wichtiger als alle technischen Sicherheits-Massnahmen ist:
Untenstehend die wichtigsten Massnahmen - mit den entsprechenden 'Räuber'-Geschichten :o))
05.-12.09.2022
Unseren Städtetrip wollen wir mit etwas Natur-lichem unterbrechen. Wir tauschen Strassenlärm mit dem Gekreische von Vögeln und dem Plätschern von Bächen.
Schon die Einfahrt in den Nationalpark Sierra de Órganos ist atemberaubend. Aufrecht stehende Felsformationen, wie Orgelpfeifen aneinandergereiht, ragen aus dem Grün.
Bei unserer Ankunft stellen wir fest, dass wir den ganzen Park für uns alleine haben - es ist Montag.
Der Magen knurrt und die Feuerstelle wartet schon. Schnell etwas Holz sammeln, Feuer machen - erweist sich wegen dem starken Wind als schwierig - Cervelat auf den Grill und Wein öffnen - herrlich!
Aber kaum haben wir gegessen, beginnt es zu regnen. Um 20 Uhr sind wir im Bett - es regnet die ganze Nacht.
Zum Frühstück blinzelt die Sonne zwischen den Wolken durch und bevor der Himmel wieder die Schleusen öffnet, laufen wir zwei Stunden lang um die verschiedenen Felsformationen dem Sendero El Campanario entlang. In dieser atemberaubenden Landschaft wurden viele Westernfilme gedreht wie zum Beispiel 'Carretas Guerreras‘ mit John Wayne und Glen Ford - 'The Revenge‘ mit Kevin Costner - 'Bandidas‘ mit Salma Hayek und Penelópe Cruz.
Viel Regen und doch haben wir immer wieder Glück und sind rechtzeitig zuhause im Trocknen. Unser nächster Wandertag wird wieder einmal eine kleine Überlebensübung ;o)
Auf einem gut markierten Weg geht es hoch auf einen Sattel mit wunderbarer Aussicht über die Ebene bis zu einem Höhleneingang. Ausser einem an uns vorbei rasenden Halsbandpekari sind wir alleine unterwegs. Aber plötzlich verliert sich der Wanderweg im Nichts. Wir zwängen uns im steilen Gelände durchs Dickicht, um die stachligen Kakteen und Dornenbüsche herum und unser einziger Wegweiser ist Kuhs******e!! Wir wundern uns sehr, wie diese grossen Viecher das bewerkstelligen und hier durchkommen.
Unten auf der Ebene treffen wir dann auf unsere Lebensretterin. Jetzt müssen wir aber noch irgendwie auf die andere Bergseite. Wir entdecken einen kleinen Canyon, der im Moment nur wenig Wasser führt und der uns schliesslich den Weg zurück weist. Kaum im Camper angekommen, giesst es in Strömen und das Wasser fliesst in Sturzbächen die Hänge herunter.
Es lässt Röbä keine Ruhe, dass wir den Rundweg ab der Höhle nicht gefunden haben. Also machen wir uns am nächsten Tag auf, den Zugang von der Gegenrichtung her zu finden.
Begleitet werden wir diesmal von Baloo dem Parkhund, der zu unserem Erstaunen wie eine Bergziege die steilen Felsbrocken meistert. Nach einer anstrengenden Kletterpartie erwartet uns ganz oben eine wunderbare Aussicht über den Park. Wir stehen vor einer 10m hohen Felswand und unten geht der Weg weiter!
Wenn der Hund das kann, kann ich das auch ;o)
Mit Hilfe eines Seils, das oben an einem Busch befestigt ist, seilen wir uns ab. Unten stellen wir zu unserer grossen Enttäuschung fest, dass dieser Weg auch wieder ins Nichts führt. Wir sind zwar nur noch 20m vom Höhlenausgang entfernt, hören Stimmen von Menschen in der Höhle, aber es führt kein Weg durch das dornige Dickicht. Das heisst - umkehren und den anstrengenden Weg wieder zurück.
12.- 24.09.2022
Nach einer Woche wieder zurück in der Zivilisation schlagen wir unsere Zelte etwas ausserhalb der Stadt Durango auf.
Im Balneario/Thermalbad San Juan - 9 Badebecken mit einer Wassertemperatur bis 40° - sind wir neben den Tagesgästen die einzigen Overlanders. Geplant waren drei Nächte - und zweitens kommt es anders als man denkt - wir bleiben 12 Tage!
Durango liegt auf dem mexikanischen Hochland, 1850müM. Die saubere, geordnete Stadt mit dem historischen Kern und den prunkvoll verzierten Herrschaftshäusern gefällt uns gut.
Mexiko feiert am Freitag seinen Día de la Independencia/Unabhängigkeitstag mit einer grossen Parade. Diese wollen wir uns und natürlich auch euch nicht vorenthalten ;o) und so bleiben wir zusätzliche noch drei Tage in Durango.
Um im Austausch mit den von uns mitgeführten Ersatzteilen an neue zu kommen, ist am Montag der Camper bei einer Fiat Garage für den Service angemeldet. Um 10 Uhr liefern wir in ab. Röbä ist etwas kribbelig und hat ein ungutes Gefühl, da er bei den Arbeiten am Camper nicht dabei sein darf. Um 13 Uhr soll aber alles fertig sein - no problema!
Zur Ablenkung fahren wir mit dem Taxi ins Stadtzentrum, bestellen bei einer Matratzenfirma zwei neue kleine Matratzen für den Zwischenraum bei unseren Betten und lassen von einer Grafikfirma neue Schweizerkreuz-Kleber für den Camper anfertigen. Die alten haben doch schon sechs Jahre und 90‘000km auf dem Buckel.
Mit der Teleferico wollen wir anschliessend auf den Cerro de Los Remedios. Aber nicht nur die Museen sind montags geschlossen, auch die Luftseilbahn macht heute 'blau'. Der Hauswart der angrenzenden Bibliothek hat Erbarmen mit uns und führt uns auf sein Dach mit einer ebenso tollen Aussicht über die Stadt :o))
15.30 Uhr sind wir zurück bei Fiat. Die Arbeiten am Camper sind noch nicht abgeschlossen. Wir werden vertröstet, dass es nur noch kurze Zeit dauern werde. Nach 1 1/2 Std. lässt Röbä nicht mehr locker und findet heraus, dass unsere Teile inzwischen verbaut sind, sie uns aber keine neuen Ersatzteile im Austausch geben können. Die gibt es nur in Mexiko City oder müssen aus den USA eingeflogen werden :o/
Leider hat beim Einbau des Dieselfilters auch noch der Wasser-Sensor den Geist aufgegeben und muss herbeigeschafft werden - unser Aufenthalt in Drango verlängert sich somit nochmals um vier Tage.
Bei unserer Rückkehr zum Balneario treffen wir auf Lisa und David aus der Schweiz - auf dem Weg in den Süden. Bei einem längeren Apéro unterhalten wir uns glänzend und können gegenseitig viele Tipps austauschen.
In all den Länder, die wir bis heute bereist haben und von all den verschiedenen mehr oder weniger kulinarischen Spezialitäten, die wir probiert haben – eines hat uns immer gefehlt – gutes knuspriges Brot. Von Toastbrot über gummi-weiches Süssgebäck bis hin zum Zähne knackenden Frühstücks-Kräcker – nichts hat uns wirklich geschmeckt. Also warum backen wir nicht selber Brot?
Wir haben keinen Backofen im Camper und führen auch keinen Omnia-Backtopf in unserem Küchensortiment mit. Also warum nicht in einer normalen Pfanne Brot backen?
Hier in Mexiko hatten wir genügend Zeit, uns dieser Herausforderung zu stellen. Nach mehreren Versuchen stimmen nun Rezept und Backzeit soweit überein, so dass wir nun, wenn immer nötig, ein für uns schmackhaftes Brot auf den Tisch kriegen.
Unser Camper-Brotrezept
Mischen, 10 Min. gehen lassen.
Mischen, Hefe-Flüssigkeit dazu, mischen – Teig muss weich sein – 1 Std. an einem warmen Ort gehen lassen. Wenn die Sonne nicht scheint, einen Topf heisses Wasser unter die Schüssel stellen und alles gut einpacken.
Teig kurz durchkneten und in Teflon-Pfanne – d=25cm – legen, nochmals 30 Min. gehen lassen.
Zugedeckt auf kleinster Flamme 35 Min. backen, nach 15 Min. Deckel leicht öffnen damit der Dampf abziehen kann. Brot wenden, zweite Seite gleich wie erste backen.
24.-28.09.2022
Kaum zu glauben aber hier - etwas nördlich von Durango - hat John Wayne in den 60er Jahren eine riesige Ranch gekauft um Westernfilme zu drehen. Das Gebiet umfasst 1050 Hektaren, davon sind 900 Ha Gebirge. Obwohl die Westernstadt auch schon bessere Zeiten gesehen hat, werden hier immer noch Cowboy-Filme gedreht und wir werden das Gefühl nicht los, als ob sich jeden Moment die Saloon-Türe öffnet und eine Schiesserei losbricht.
Wer sich für die mexikanische Geschichte interessiert, kann den Trailer zu Pancho Villa: Se busca vivo o muerto (Youtube) anschauen, der in diesen Kulissen gedreht wurde.
Eigentlich wäre die Ranch für jeglichen Besuch geschlossen, da bis im Dezember an den Kulissen gearbeitet und ein Film gedreht wird. Armando, der heutige Besitzer lässt aber Overlanders immer noch hier übernachten.
Er und sein Freund Comandante bringen uns zu unserem Übernachtungsplatz hinten im Canyon. Vor einer wunderschönen Kulisse schlagen wir unsere Zelte auf bzw. stellen unseren Camper hin. Wir können uns über mangelnden Besuch nicht beklagen - Armando, Comandante, Kühe, Pferde, Esel ;o)
Bei herrlichem Sonnenaufgang packen wir den Rucksack und machen uns auf, die Berge auszukundschaften. Wir laufen hoch zum Wasserfall, der wegen mangelndem Regen fast übersehen werden könnte. Auch rechts und links kraxeln wir in den Felswänden herum und geniessen die Aussicht über die Ranch.
28.-30.09.2022
Auf dem Weg in den Norden zu den Barrancas del Cobre/Kupfercanyon machen wir einen Zwischenhalt in der Provinzstadt Hidalgo del Parral. Für uns ein Ort abseits von fast jeglicher Zivilisation, für die Mexikaner ein wichtiger und geschichtsträchtiger Ort. Hier wurde 1923 der Ex-General Francisco 'Pancho' Villa auf offener Strasse erschossen.
Pancho Villa gehörte in jungen Jahren einer Gruppe Banditen an. Nach dem Tod des Bandenführers übernahm er das Kommando und änderte sein Leben. Er wurde eine Art mexikanischer Robin Hood, der den Reichen nahm und den Armen gab. Während der mexikanischen Revolution kämpfte er gegen die Diktatur und wurde einer ihrer wichtigsten Anführer.
Von der Stadt selber sind wir angenehm überrascht. Sie ist sehr sauber, hat breite Gehsteige ohne Löcher, so dass man entspannt laufen und sich umsehen kann, gute Einkaufsmöglichkeiten und reich dekorierte Herrschaftshäuser - alles andere als ein Provinznest!
Leider darf man im Palacio de Alavarado - Palast eines der reichsten Minenbarone in Chihuahua - nur Fotos vom Gebäude aber nicht von den Wohnräumen machen - schade - hätte sich gelohnt.
Wir schlendern vom Zentrum zurück zu unserem Übernachtungsplatz im Hotel Los Nogales und geniessen diese interessante Stadt.
30.09.- 03.10.2022
200km nach Guachochi liegen heute Freitag vor uns. Vorbei an gelb blühenden Wiesen geht’s rauf auf Hochplateaus mit interessanten Felsen und herrlicher Aussicht in die Ferne. Auf dieser Nebenroute sind wir - so scheint es uns wenigstens - alleine unterwegs, was wir sehr geniessen.
In Guachochi - 2300müM - dürfen wir auf dem Hinterhof des Hotels Los Santos übernachten. Ansonsten hat die Stadt nicht viel zu bieten - unhübsch, chaotisch, übersät mit Geschwindigkeitsschwellen und das Steak im Restaurant zäh wie Schuhsohle :o/
Die Strecke am Samstag nach Creel hat es in sich. Es sind unzählige Kurven und Höhenmeter zu fahren, ein paar hundert Meter hoch und dann wieder runter, hoch und wieder runter…..
Soweit das Auge reicht - Kiefernwald. In der Ferne erblicken wir den ersten Canyon und über uns kommen immer wieder spezielle Felsformationen in Sicht.
Die Strasse ist an vielen Stellen etwas rau, da hier die Strassen im Winter gefrieren. Wir sind wieder einmal überrascht, was alles in unserem Camper Lärm machen kann, wenn dieser auf einem holprigen Fahrweg durchgerüttelt wird :o)
In Creel finden wir im Hotel Villa Mexicana einen alten Campingplatz, der schon bessere Tage gesehen hat - uns gefällts trotzdem!
Gegen unsere Erwartung liegt Creel nicht am Canyon del Cobre und ist auch nichts Besonderes. Speziell sind aber die Frauen der Tarahumara mit ihren farbigen Röcken und Blusen.
Die Tarahumara sind eine indigene Ethnie, die hier im Norden Mexikos lebt. Sie sind für ihre Fähigkeit bekannt, Langstreckenläufe durch Wüsten, Schluchten und Berge zu unternehmen.
Auf dem Bahnhof warten wir auf EL CHEPE, die berühmte Eisenbahn, die durch die Kupferschlucht fährt - aber offensichtlich nicht heute!
Wir haben erwartet, dass Creel - speziell heute Sonntag - überlaufen ist mit Touristen. Aber anscheinend sind wir die einzigen Ausländer hier - doch halt, was macht dieses Motorrad mit Nidwaldner Kennzeichen hier?! Wir treffen Robert aus Ennetmoos, der sich auf dem Weg nach Ushuaia/Südamerika befindet. Bei ein, zwei Bierchen tauschen wir Erfahrungen und Tipps aus.
03./04.10.2022
Von Creel fahren wir noch eine Stunde nach Divisadero, wo wir endlich in den Canyon runter schauen können.
Laut Wikipedia ist der Kupfercanyon eine Gebirgsformation der Sierra Madre Occidental und besteht aus 20 Canyons. Das bis zu 1‘800m tiefe Schluchtensystem erstreckt sich über ein weites Gebiet von ca. 30'000 Quadratkilometern und ist damit grösser als der Grand Canyon.
Mit dieser Erklärung sind die Erwartungen natürlich hoch. Enttäuscht sind wir überhaupt nicht, es ist eine wunderbare Landschaft, aber wir würden die Bezeichnung Canyon mit Gebirgslandschaft austauschen.
Sehr enttäuscht sind wir aber vom dortigen Angebot - Teleferico/Luftseilbahn und Zip-Rider. Wieder einmal ist Montag und alles steht wegen Unterhaltsarbeiten still - übrigens auch mittwochs!!
Den Tag retten wir mit einer wunderschönen Rundwanderung zu einem Mirador/Aussichtsplatz. Wir übernachten mitten in Divisadero - ganz alleine auf dem Parkplatz neben dem Abgrund - und warten auf den morgigen Tag.
Heute will es Röbä wissen!
Der Barrancas del Cobre Zip Rider rühmt sich als längste Seilrutsche der Welt. Die 2540m lange Fahrt bei einer Geschwindigkeit von über 60kmh dauert etwas mehr als zwei Minuten und verläuft fast parallel mit der Luftseilbahn.
Ich ziehe die gemütlichere Variante vor und folge Röbä mit der Luftseilbahn - Garaventa/Doppelmeyer ;o)
04.-06.102022
Wieder einmal - nach zwei Monaten - fahren wir im Regen.
Bevor wir zurück in die Zivilisation eintauchen, machen wir noch einen Abstecher zum zweithöchsten Wasserfall Mexikos.
Das Wasser des Aroyo/Fluss Basaseachi fällt hier stiebend 246m in die Tiefe. Den anstrengenden und steilen Weg zum Fuss des Wasserfalls lassen wir aus und schicken dafür unsere Drohne auf Erkundungsflug :o)
Unserer alten Camper-Batterie war das viele rauf und runter Fahren wahrscheinlich etwas zu anstrengend, jedenfalls macht sie keinen 'Mucks' mehr auf dem Camping. Das heisst, morgen geht’s - nach dem Batterie-Ankick - die 180km direkt nach Cuauhtémoc für einen Batteriewechsel.
06.-11.10.2022
Röbä hat eine passende Batterie im 'Autozone' in Cuauhtémoc gefunden, installiert und unser Camper surrt wieder wie ein junger Käfer ;o))
Die Nacht verbringen wir auf einem Truckstop, da es weit und breit keine andere Möglichkeit gibt.
Gut geschlafen - keine Kühllastwagen neben uns - fahren wir heute nach Chihuahua.
Auch hier gibt es nur einen Parkplatz bei einem Sportzentrum. Die Stadt ist nichts Besonderes, wir hätten sie auch getrost umfahren können, aber sie liegt nun mal auf unserem Weg wieder in den Süden.
Die 350km bis zu unserem nächsten Ziel unterbrechen wir in Jiménez. Eine schnurgerade Autobahn zieht durch riesige Nussbaum-Plantagen. Wir sind im Gebiet der Pekan-Nüsse.
In der Thermalquelle Los Ojos bei Jiménez legen wir wieder zwei Ruhetage ein.
Das warme Wasser der Quelle wird direkt im Badebecken gesammelt und mündet anschliessend in einen Bach. Nicht nur Zweibeiner zieht das warme Wasser an, auch grosse Süsswasser-Schildkröten tummeln sich darin.
Das UNESCO-Biosphärenreservat Mapimí liegt in einem Dreieck, in dem die Bundesstaaten Durango, Chihuahua und Coahuila aufeinander treffen. Diese Senke war vor Millionen von Jahren noch Meeresgrund und ist heute Teil der riesigen Chihuahua-Wüste. Mitten in dieser einsamen Gegend liegt die Hacienda 'La Flor'.
Nach 8km Rüttelpiste erreichen wir die Hacienda. Es ist gerade Siesta und kein Mensch zu sehen. Als dann um 16 Uhr Chicho auftaucht, macht unser Camper keine Anstalten den Motor wieder zu starten :o(
Alle Versuche - nochmaliger Batteriewechsel, Batterie-Schnellladung, Überbrücken - helfen nicht, Mechaniker müsste man sein.
Einmal mehr stehen wir wieder weit ab von jeglicher Zivilisation. Aber Chicho bringt es fertig, dass zwei Mechaniker abends um 21.30 Uhr in stockdunkler Nacht mitten in der Wüste vor uns stehen. Zehn Minuten später ist alles klar - der Solonoid/Hubmagnet des Anlassers ist defekt. Sie bauen ihn aus und versprechen, morgen mit einem reparierten Anlasser wieder zurückzukommen.
Wie versprochen - um 10.30 Uhr - fahren unsere zwei 'Samariter' vor und bauen den Anlasser wieder ein. Der Motor startet, wir atmen auf - unser Camper funktioniert wieder. Nun können wir uns endlich den Schönheiten dieser Gegend zuwenden.
Nur in diesem Gebiet der Chihuahua-Halbwüste lebt die seltene Gopher-Schildkröte. Wir sind zur richtigen Zeit hier, denn jetzt blüht die Wüste und strahlt in leuchtendem Gelb. Der wilde Oregano versprüht seinen Duft und begleitet uns auf unseren langen Wüstentrips.
13.-21.10.2022
65 km südöstlich der Stadt Gomez Palacio entfernt liegen die 10km2 kleinen Dünen von Bilbao. Sie sind nicht spektakulär aber sie liegen auf unserer Route.
Es ist Donnerstagnachmittag und wir geniessen die Stille…..bis die ersten Quad-Fahrer ihre Spuren durch den Sand ziehen. Nach dem Sonnenuntergang wird es aber schnell kühl - Nacht bis 5°C - und die Stille kehrt wieder ein :o)
Da wir uns gut vorstellen können, was am Wochenende hier los ist, nehmen wir am Samstag reissaus und fahren durch die - im Moment - trockene Lagune in die Weinregion Parras de la Fuente.
Hacienda San Lorenzo Casa Madero ist das älteste Weingut von ganz Süd- und Nordamerika. 1597 gegründet, exportiert es heute Weine in die ganze Welt.
Casa Madero hat unsere negative Erfahrung, was mexikanischen Wein angeht - teuer und nicht speziell - etwas zum Positiven verändert - es gibt guten Wein, aber auch der ist unverhältnismässig teuer.
Wir buchen eine Tour durch ihr Anbaugebiet, eine Führung durch ihre Wein-Produktion und -Lagerung und einer anschliessenden Degustation.
Unser Fazit: Es gibt sie doch, die sehr guten Tropfen, wenn man gewillt ist genügend Pesos dafür hinzu blättern!
Das zweite Weingut, das wir nach einigen Tagen noch besuchen, liegt wunderschön gelegen, 10km abseits der Strasse in einer Senke, umgeben von mit Büschen bewachsenen Sand-Hügeln.
Wir wurden auf das Weingut Don Léo aufmerksam, weil es im Jahre 2020 die Auszeichnung für den weltweit besten Cabernet Sauvignon erhielt - und sowas macht uns schon gwundrig!!
Unser Plan: Führung, Degustation, feines Essen mit gutem Wein im hauseigenen Restaurant, übernachten auf dem Parkplatz. Da uns aber nicht einmal gestattet wird, ausserhalb der Umzäunung zu campieren und wir - entgegen den mexikanischen Sitten - nicht stark alkoholisiert weiterfahren wollen, müssen wir unseren Plan aufgeben - schade :o( - und fahren nach der Degustation weiter zu unserem nächsten Ziel.
21.-25.10.2022
Der Norden von Mexiko ist nicht sehr touristisch, trotzdem haben wir uns von Saltillo - Info im Reiseführer - mehr versprochen.
Saltillo liegt 1600müM und ist die Hauptstadt des Bundesstaates Coahuila mit ca. 800‘000 Einwohnern. Ein kurzer Spaziergang durch das Zentrum mit der üblichen Kathedrale und dem Rathaus, etwas ausserhalb das Theater und nirgends ein schattiges Plätzchen, wo man etwas trinken und dem Stadtleben zuschauen könnte.
Auf Empfehlung von Gerry, den wir im Weingut Don Léo getroffen haben, besuchen wir heute Sonntag das Museo del Desierto.
Weit ausserhalb des Stadtzentrums liegt das interessante Museum, das einen Einblick in die Entstehung der Wüsten in Mexiko und deren Flora und Fauna gibt. Die Heimreise gestaltet sich etwas schwierig - kein Taxi und kein Uber verirrt sich in diese Gegend. Röbä fragt einen jungen Mexikaner, ob er uns mitnimmt zurück in die Stadt. Kein Problem, wir sind ja in Mexiko :o))
25.10.-01.11.2022
Zwei Unfälle - einer auf der Autobahn und einer auf der Hauptstrasse - hinterlassen einen riesigen Stau und unsere Fahrzeit nach Monterrey verdoppelt sich. Aber schlussendlich erreichen wir 1000 Höhenmeter tiefer die Hauptstadt von Nuevo León auf 580m, umgeben von Bergen.
Gerry und Sara haben wir in Parras auf einer Weintour kennengelernt. Die beiden haben uns einen sicheren Platz auf der Quartierstrasse vor ihrem Haus angeboten - Verwöhnprogramm inklusive!
Bei unserer Ankunft hat Gerry unseren Aufenthalt bereits minutiös geplant. Nach einer Lasagne zum Mittagessen geht’s gleich hoch zum Cerro Obispado mit einer grossen Flagge und einer wunderbaren Aussicht über die Stadt.
Eine der Hauptattraktionen in Monterrey ist der Parque Fundidora. Dieses Gebiet gehörte zwischen 1900 und 1986 einer Eisen- und Stahlgiesserei und wurde nach der Schliessung in ein Naherholungsgebiet umgewandelt. Heute dient einer der Schmelz-Öfen als Museum und kann besichtigt werden.
Auf dem nahegelegen Kanal Santa Lucía fahren wir 2.5km mit einem Boot ins Zentrum der Stadt.
Der heutige Donnerstag ist für Vincent van Gogh reserviert. Die multisensorische Ausstellung über den Maler im Palacio Municipal gibt nicht nur einen Einblick in das Leben und Schaffen des Künstlers, seine Bilder erwachen in einer 360° Videoshow auch zum Leben. Sogar wir werden hier zu Künstlern.
Nach einer Besichtigung der wichtigsten Gebäude der Stadt und nach einem Spaziergang durch die Fussgängerzone, geniessen wir ein kühles Bier im Barrio Antiguo/Altstadt.
Sara und Gerry - unsere Gastgeber in Monterrey - sind sehr aktive und unternehmungslustige Menschen.
Sara ist sehr erfolgreich mit einem Onlinehandel - Instagram: dulcetortugeronmx. Ihre selbst hergestellten Süssigkeiten sind ein Traum!
Auch Gerry führt neben seiner Baufirma erfolgreich einen Onlinehandel mit Black Garlic/schwarzem Knoblauch. Mehr Details dazu in einem separaten Artikel.
Jeweils abends, nach getaner Arbeit (sie beide) und Besichtigungen (wir beide), entführen Sara und Gerry uns in feine Restaurants, wo wir den einen oder anderen kulinarischen Leckerbissen geniessen.
Dear Sara, dear Gerry
A proverb in Switzerland tells us, that 'guests and fish start to smell after 3 days'. Nonetheless, you accepted us for a week without any complaints. We could stay in our motorhome in front of your house and use your home as it would be our own. You even spent your precious free time together with us.
All we can say is THANK YOU VERY MUCH for your hospitality, your trust and your friendship. Let's keep in touch!
30km südlich von Monterrey besichtigen wir in der Sierra Madre Oriental den 27m hohen Wasserfall Cola de Caballo/Pferdeschwanz. Im Frühling - nach der Regenzeit - führt er am meisten Wasser und entspricht eher einem Pferdeschwanz, aber er ist auch heute schön anzusehen.
Bevor es wieder zurück nach Monterrey geht, machen wir noch einen Abstecher ins Pueblo Magico Santiago. Grosse Vorbereitung sind im Gange, denn am Wochenende beginnen die Festlichkeiten zum Día de los Muertos.
Schwarzer Knoblauch (SK) ist eine Art gealterter Knoblauch. Der Prozess zur Herstellung von SK kommt ursprünglich aus Ostasien und wurde von Gerry, unserem Gastgeber in Monterrey, auf die Mexikanischen bzw. Nordamerikanischen Bedürfnisse adaptiert.
Den Knoblauch-Knollen wird in einem ca. 18 Tage dauernden Niedergar-Prozess - mit periodisch wechselnden Temperaturen zwischen 60-90°C - die für den typisch bissigen Knoblauch-Geschmack verantwortlichen Enzyme verändert. Zusätzlich wird dabei den Knoblauch-Zehen ein grosser Teil ihrer Feuchtigkeit entzogen,
Die resultierenden, klebrig-weichen, schwarzbraunen Knoblauch-Zehen besitzen einen ungewöhnlichen Geschmack, der uns an Lakritze, Karamel, gebratenes Fleisch oder an geröstete Zwiebel erinnert.
Der Schwarze Knoblauch wird vor allem für seine guten gesundheitlichen Einflüsse hochgeschätzt, ist aber auch in kulinarischer Hinsicht eine ungewöhnliche Bereicherung.
Angesichts der sehr grossen Nachfrage hat Gerry vor kurzem eine neue Produktionsstätte bezogen mit dem Ziel, seine heutige Verarbeitungs-Kapazität von 3 Niedergar-Öfen (1 Tonne Knoblauch/Monat) bald auf 20 Öfen erhöhen zu können.
Rot 2022 Violett frühere Reisen
Rot 2022 Violett frühere Reisen
Mexiko verabschiedet sich tränenreich von uns - es regnet!!
In drei Stunden erreichen wir von Monterrey aus die mexikanische Grenzstadt Nuevo Laredo. Nachdem wir unsere mexikanischen Einreisepapier abgeben haben, fahren wir über den Río Grande an den Amerikanischen Zoll. Wir müssen den Camper verlassen, drei Beamte im Camper und vier aussen, bewundern unser Fahrzeug und vergessen dabei, dass sie es eigentlich durchsuchen wollten ;o)) Wir sind in Texas!
Ein Problem gibt es dann aber doch noch. Seit der Pandemie werden die Pässe nicht mehr gestempelt und man muss nun das Einreise-Formular online ausfüllen - WiFi steht nicht zur Verfügung - und ohne ein solches Formular kommt man an den Kontroll-Posten ausserhalb der amerikanische Grenzstadt Laredo nicht vorbei.
Da wir noch keine US-Telefonkarte haben, suchen wir einen McDonald's und füllen bei einer Cola dieses Formular online aus.
02.-04.11.2022
Die erste Nacht in den USA verbringen wir in einem State Park in Laredo, fahren anderntags zu einem Checkpoint ausserhalb der Stadt und dann geht's weiter nach San Antonio.
Fort Alamo - eine ehemalige spanische Missionsstation aus dem 18. Jh. - wurde 1836 Schauplatz einer Schlacht im texanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko, bei der die mexikanischen Truppen die Verteidiger des Forts besiegten.
Die mehrere Kilometer lange Fussgängerpromenade Riverwalk entlang des San Antonio Rivers mit gemütlichen Cafés, Restaurants und Boutiquen lädt zum Schlendern und Verweilen ein und hier lassen wir uns auch das erste zarte Texas-Steak servieren.
Die restlichen Sehenswürdigkeiten besuchen wir auf der Suche nach einer US-Telefonkarte, was sich als eher schwierig entpuppt, da die anwesenden Angestellten der verschiedenen Anbieter wenig Interesse zeigen oder ihr Produkt zu wenig kennen :o/ Bei T-Mobile werden wir schlussendlich fündig.
04.-09.11.2022
Von San Antonio, Texas, bis zu den Wichita Mountains in Oklahoma sind es 680km fast kurvenlose Landstrasse.
In Round Mountain machen wir einen Zwischenhalt auf dem Peach Valley RV Park. Wir kommen gerade zur rechten Zeit, denn Barbara aus Florida - unterwegs mit einem grossen Reisebus - hat sich ausgesperrt. Röbä holt unsere Leiter aus dem 'Keller' und kann mit roher Kraft ein Fenster aufschieben - zum Dank lädt uns Barbara am Abend zum Hamburger-Essen ein.
Flach - flächer - am flächsten! Keine Hügel, nur Fläche bis zum Horizont. Ab und zu ein paar Ölpumpen, die gemächlich das schwarze Gold aus dem Erdinnern saugen. Eine kurze Unterbrechung, wir schalten ein paar Gänge runter, durchqueren eine Kleinstadt und schon geht die Fahrt schnurgerade wieder weiter.
In Jacksboro - auf einem abgelegenen RV-Park - verbringen wir das Wochenende. Viele Menschen leben hier in solchen Wohnwagen-Siedlungen - früher Trailer, heute RV (Recreation Vehicle) - und wissen wenig von der übrigen Welt:
Am Montag geht die Fahrt im Herbstnebel weiter und die Temperaturen sinken auf Faserpelzjacken-Niveau. Es ist nicht mehr weit und wir sind im Indianerland Oklahoma.
Wir fahren durch Apache, ein kleines Dorf weit abseits von Schnellstrassen und Grossstädten, aber Ureinwohner/Indianer sehen wir keine.
Genau so besingt Gölä die Situation in seinem Lied 'Indianer':
S'git keini Indianer meh,
Si ritte nümme dür d'Prärie.
S'git keini Indianer meh,
Si säge di Zitä di si verbi.
S'git keini Indianer meh,
U überhoupt isch nümme so...
Wis mau isch gsi.
07.-09.11.2022
Im Südwesten von Oklahoma liegt das 24‘000 ha grosse Wild-Reservat, Prärie, Berge und Seen. Bisonherden ziehen gemächlich grasend durch die Wichita Mountains und Longhorn-Rinder strecken ab und zu ihre Köpfe aus dem langen Präriegras.
Die Fachleute schätzen, dass um 1830 über 60 Millionen Bisons und Longhorn-Rinder die Prärien beweideten. 30 Jahre später waren sie bis auf einige wenige tausend Exemplare abgeschlachtet.
Nach einem Stopp im interessanten Besucher-Zentrum machen wir uns auf die Suche nach den ca. 600 hier wieder ansässigen Bisons.
Eine Wanderung über Stock und Stein auf den Elk Mountain lässt uns wieder einmal etwas für unsere Fitness tun. Oben haben wir nicht nur eine tolle Sicht runter auf das Reservat, auch die speziellen Felsformationen haben den Aufstieg gelohnt.
Zum Runterlaufen nehme ich meistens die Wanderstöcke, so auch heute. Plötzlich landet mein rechter Stock auf etwas Weichem - eine Klapperschlange sonnt sich zusammengerollt 20cm neben mir im Gras! Erschrocken suchen beide Parteien das Weite - in entgegengesetzter Richtung - die Schlange ohne Geklapper, ich mit viel :o))
Bevor wir das Reservat verlassen, fahren wir hoch auf die Spitze des Mount Scott - 750müM. Der Wind bläst zügig, aber die Rundsicht ist herrlich.
09.-11.11.22
Die Hauptsehenswürdigkeit ist das Oklahoma City National Memorial - ein nationaler Gedenkort - der an die
168 Opfer des Bombenanschlags vom 19. April 1995 erinnert.
Wo sich einst die 5th Street befand und Timothy McVeigh den Laster mit dem 2.5t schweren Sprengsatz parkierte, ist heute ein Wasserspiegel zu sehen. Daneben auf dem ehemaligen Gelände des zerbombten Regierungsgebäudes stehen 168 Stühle - für jedes Opfer des Anschlags ein Stuhl. Die Stühle stehen in neuen Reihen entsprechend den neun Stockwerken. In der zweiten Reihe 19 kleine Stühle für die getöteten Kinder aus dem Kindergarten der zweiten Etage.
Das sehr bewegende Museum gibt eine detaillierte Übersicht über das Geschehen dieses folgenschweren Bomben-Anschlages in Bildern, Filmausschnitten, Reportagen, Fundstücken. Auch die Untersuchung des Terror-Anschlages und die abschliessende Hinrichtung von Timothy McVeigh wird thematisiert.
Anschliessend schlendern wir durch die Stadt. Schöne Gebäude - hoch und niedrig, aus Glas und Backstein - alles aufgeräumt, alles steril, kein Leben. Keine gemütlichen Ecken, wo man draussen sitzen könnte. Wo sind all die Menschen? Ausser einigen schwarzen Obdachlosen und 2 weissen Weltenbummlern läuft keine Seele durch die grosszügigen Strassen.
Heute Morgen erwachen wir bei 1°C draussen und 3°C im Camper. Es ist grau und 'grusig'! Zum Glück arbeitet sich die Sonne bis nach dem Frühstück durch die Wolkenschicht und es wird wärmer. Die Fahrt geht weiter.
Die 3940km lange, historische Strasse Route 66 verbindet Ost mit West, Chicago mit Los Angeles. Sie wurde 1926 fertiggestellt und diente damals als Hauptroute für diejenigen, die per Auto nach Westen wollten. Die Geschäfte entlang der Route 66 florierten und ihre Besitzer wurden wohlhabend.
Nach der Errichtung des Interstate Highway Systems bangten die Geschäftsleute um ihr Einkommen und setzten sich dafür ein, diese beliebte Strasse mindestens für die Touristen zu erhalten.
Wir fahren 250km von Oklahoma nach Fort Gibson auf der historischen Route 66.
Mit dem Versprechen, dass ihnen in Oklahoma neue Territorien zur Verfügung gestellt würden, mussten die im fruchtbaren südöstlichen Teil der noch jungen USA ansässigen Ureinwohner (Cherokee, Creek, Choctaw, Seminole, Chickasaw) ihre Heimat unter Androhung von Gewalt verlassen und sich auf den mühsamen Weg in das eher karge Oklahoma machen.
Die zwischen 1830-1840 erfolgten Deportationen wurden in Trecks organisiert und folgten - von amerikanischen Truppen begleitet - verschiedenen Routen nach Westen. Auf dem Weg in die neu eingerichteten Indianerreservate starb über ein Viertel der Vertriebenen und der sie begleitenden afroamerikanischen Sklaven durch Krankheiten, Erschöpfung, Kälte und Hunger.
Dass die in den Prärien von Oklahoma bereits ansässigen Osages-Indianer ihre Land nicht einfach anderen Menschen überlassen wollten, versteht sich von selbst.
Fort Gibson, am Arkansas-Fluss gelegen, war der westlichste militärische Stützpunkt der USA und sollte die Neuankömmlinge vor den Osages schützen.
Die Folgen dieser Zwangs-Umsiedlung für die Ureinwohner waren verheerend und reichen bis in die heutige Zeit.
Die 39 heute in Oklahoma angesiedelten indianischen Völker werden von den USA inzwischen wie unabhängige Nationen betrachtet; die Armut in den Dörfern dieser Ureinwohner und die dort offensichtlich herrschende Apathie hat uns aber tief berührt.
Unterhalb des Lake Gibson-Staudamms (Cherokee und Muskogee Reservat) schlagen wir unser Nachtlager auf. Ein einsamer und ruhiger Platz, hätten die Damm-Betreiber nicht mehrmals mitten in der Nacht Wasser abgelassen und uns mit dröhnenden Sirenen darauf aufmerksam gemacht :o((
Wir verlassen Oklahoma und fahren auf kleinen Nebenstrassen Richtung Ozark Mountains in Arkansas. Die Landschaft ist geprägt von Wäldern, Seen, Bergen, fruchtbaren Ebenen und immer wieder durchfahren wir kleine Ortschaften z.T. mit grossen Namen - wie Paris oder Havanna.
Die Ozark Mountains sind die höchste Erhebung von Arkansas mit dem 839m hohen Mount Magazine.
Nachdem wir eine Nacht in klirrender Kälte - 0°C - im Mt. Magazine State Park am Cove Lake verbracht haben, umrunden wir heute die höchste Spitze und suchen uns einen sonnigen Platz für’s Frühstück.
13./14.11.2022
Es ist Sonntag, die Sonne scheint und es ist kalt!
Wir treffen in der Hauptstadt von Arkansas in Little Rock ein. Auch diese Stadt scheint von Menschen leergefegt zu sein, ausser zahlreichen Obdachlosen!
Bevor wir zum RV Park fahren, machen wir einen kurzen Abstecher zum State Capitol Building - dem Sitz der Regierung des Bundesstaates von Arkansas.
Anschliessend kuscheln wir uns zwischen all die grossen RVs und Trailers auf dem RV Park. Unsere Nachbarin warnt uns - in der Nacht sollen die Temperaturen auf -3°C fallen :o(
Jetzt heisst es rasch den Camper noch einwintern!!
William Jefferson 'Bill' Clinton war von 1993 bis 2001 der 42. Präsident der Vereinigten Staaten.
Die William J. Clinton Präsidenten Bibliothek in Little Rock Arkansas - 1‘900 m2 Ausstellungsfläche - enthält exakte Nachbildungen des Oval Office und des Cabinet Room. Neben zahlreichen Dokumenten, Videos, Fotos und Geschenken kann auch der Cadillac One - der während Clintons Präsidentschaft verwendet wurde - besichtigt werden.
Nachdem wir Little Rock verlassen haben, geht es in südlicher Richtung weiter.
Wir überqueren den Mississippi-River und fahren im Bundesstaat Mississippi ein. Ihr Informations-Zentrum begrüsst uns auf ungewöhnliche Weise - in einem Mississippi-Dampfer.
Weiter geht's auf der Interstate vorbei an riesigen abgeernteten Baumwollfeldern. Die Baumwolle wartet in grossen runden Ballen - rosa oder gelb verpackt - auf den Abtransport.
In Mississippi wurde am 16. September 1925 Riley Benjamin King geboren, der später unter dem Namen B. B. King zu einem der weltberühmtesten Blues-Musiker werden sollte.
In Indianola, wo B.B. King seine Kindheit verbrachte und er auch begraben liegt, steht heute ein Museum. Dieses zeigt nicht nur den steilen Werdegang vom Traktorfahrer in den Baumwollfeldern zum King of Blues, sondern auch das harte Leben der Schwarzen während der Rassentrennung in den USA.
Unsere Reise geht zügig weiter. In zwei Wochen müssen wir in Florida sein - wir bekommen Besuch aus der Schweiz!
Gestern noch in Mississippi am Natchez-Trail übernachtet, wohnen wir heute schon in Birmingham/Alabama auf einem Parkplatz mitten in der Stadt. Aber das ist kein Problem, denn auch diese Stadt ist wie ausgestorben.
Wir sind zu Fuss unterwegs zu einem Museum und selten treffen wir auf Menschen.
Joseph - ein schwarzer Obdachloser, den wir im Kelly Ingram Park treffen - gibt uns eine Geschichtsstunde über die Probleme während der Rassentrennung in den 50er und 60er Jahren, die er als Kind selber erlebt hat.
Wir spendieren ihm zum Dank für seine interessanten Erläuterungen einen Monat Aufenthalt im nahen Obdachlosenheim - für US$42.
Birmingham war Anfang der 50er und 60er-Jahre das Zentrum der Rassentrennung. Die Afroamerikaner kämpften gewaltfrei um Gleichberechtigung. Immer wieder gingen weisse Rassisten und Mitglieder des Ku-Klux-Klans mit Bomben gegen schwarze Einrichtungen vor. Ausschreitungen zwischen Weissen und Schwarzen waren an der Tagesordnung. Dr. Martin Luther King Jr. organisierte hier Friedensmärsche, um damit mehr nationale und internationale Aufmerksamkeit für die Problematik der Rassentrennung zu erhalten.
Am 15. September 1963 - während einer Messe - attackierten Mitglieder des Ku-Klux-Klans mit Dynamit die 16th Baptist Church. Vier schwarze Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren wurden dabei getötet und 23 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Das Birmingham Civil Rights Institute - ein Museum zur Rassentrennung und Rassendiskriminierung - zeigt schonungslos in Bildern und Videoaufnahmen die Situation, in der die afroamerikanische Bevölkerung damals lebte und thematisiert deren Kampf für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit.
18.-22.11.2022
Heute, einen Tag später, sind wir schon im Bundesstaat Georgia - The Peach State/Pfirsich Staat - welcher ursprünglich von den Cherokee- und Muskogee-Indianern besiedelt war.
Die Hauptstadt Atlanta mit ihren 500‘000 Einwohnern ist eher eine überschaubare Stadt. Sie ist bekannt für die CNN Studios, den Hauptsitz der Coca Cola Company und ihre bekanntesten Bürger Dr. Martin Luther King Jr. und Jimmy Carter.
Es hat nicht nur viele Obdachlose auf der Strasse, sogar Touristen sind hier zu Fuss unterwegs - was der Stadt doch etwas Leben einhaucht.
Zu unserem Erstaunen ist unser letztes Ziel - der deutsche Biergarten - bis auf den letzten Platz besetzt - Prost!!
Da die CNN bis auf weiteres keine Führungen mehr macht, geht’s als erstes zum Aquarium, dem drittgrössten der Welt.
Tja, vielleicht waren unsere Erwartungen zu hoch! Andererseits - viele der hier schwimmenden Meerestiere wurden offensichtlich vom amerikanischen Zoll aus Schmuggler-Händen befreit und erfreuen nun Gross und Klein.
Wer kennt sie nicht, die Coca Cola!
John S. Pemberton wollte 1886 einen Kopfschmerz-lindernden Sirup herstellen und erfand per Zufall dieses weltberühmte Getränk. Kurz vor dessen Tod 1888 kaufte ein Apotheken-Grosshändler für $2'300 die Rechte am Coca-Cola Rezept. 1892 gründete er The Coca-Cola Company und begann das Produkt in die ganzen Welt zu vermarkten.
Die Austellung im Coca Cola Hauptsitz Atlanta ist etwas zäh und zum Teil sehr gesucht. Einen interessanten Fakt finden wir dennoch; früher wurden rund 2.8 Liter Wasser benötigt, um einen Liter Cola herzustellen - heute hat sich die benötigte Wassermenge auf rund 2 Liter reduziert!
Der interessanteste Teil dieser Ausstellung ist die Degustations-Ebene. Hier können an mehreren Getränkespendern unzählige Sprudelgetränke aus aller Welt probiert werden.
Den rot-leuchtenden Coca-Cola Lastwagen mit Santa am Steuer habe ich aber etwas vermisst ;o)
An der Auburn Avenue - dem ehemaligen afroamerikanischen Zentrum von Atlanta - steht das Haus, in dem Martin Luther King Jr. 1929 geboren wurde und aufwuchs.
Ganz in der Nähe steht die historische Ebenezer Baptist Church, wo Martin Luther zusammen mit seinem Vater predigte. Zwischen Geburtshaus und Kirche - in der Mitte eines Wasserbeckens - ruht ein Sarkophag, in dem Martin Luther King Jr. und seine Frau Coretta beigesetzt sind.
Aus mehreren Lautsprechern ist die berühmte Freiheits-Rede von M.L. King Jr. I have a dream zu hören. Mit dem von Mahatma Gandhi übernommenen Konzept des gewaltlosen Widerstandes gegen die Rassentrennung war Martin Luther King Jr. Leitfigur für eine ganze Generation von jungen aufstrebenden Afroamerikanern, die für gleiche Rechte und Chancen kämpften.
Martin Luther King wurde 4. April 1968 in Memphis/Tennessee von einem weissen Schwarzen-Hasser erschossen.
20.-22.11.2022
Etwas ausserhalb von Atlanta liegt der Stone Mountain Park. Die Hauptattraktion ist der angeblich grösste freiliegende Granitfels und der zweitgrösste Monolith der Welt. Der 250m hohe Felsen mit einem Umfang von ca. 8km ist nur zu einem Drittel sichtbar, der Rest liegt tief in der Erde. Der Stone Mountain entstand vor 300 Millionen Jahren ca. 3 km unterhalb der Erdoberfläche und es braucht noch ein paar hundert Millionen Jahren bis er ganz frei liegen wird.
Wir haben zwei Möglichkeiten auf diesen Felsen zu kommen: Wir nehmen die Schweizer Luftseilbahn - bequemer und schneller - oder wir laufen hoch und kommen ins Schwitzen. Wir entschliessen uns für die sportlichere Variante.
Über den glatten Felsen laufen wir in 45 Min. den 1.8km langen und immer steiler werdenden Weg hoch. Oben geniessen wir die Aussicht über Georgia und sehen im Hintergrund die Wolkenkratzer von Atlanta. Runter geht's schneller - in 20 Min. sind wir wieder unten ;o)
Vor der Abfahrt am nächsten Tag schauen wir uns das grösste Relief der Welt an - geschaffen 1972 , grösser als ein Fussballfeld - das sich an der Nordwand dieses Felsens befindet. Es zeigt drei Südstaaten-Führer des Sezessionskrieges von 1861-1865.
Wir persönlich finden es schade, einen so schönen Felsen zu verschandeln und dazu noch mit einem Bild, das die dunkle Zeit der amerikanischen Geschichte zeigt.
25./26.11.2022
Dunkle Wolken begleiten uns auf der Fahrt nach Savannah. Die Temperatur ist hier angenehme 20° C, aber es regnet leider immer wieder.
Es erweist sich als schwierig einen Übernachtungsplatz zu finden, denn überall auf den offiziellen Parkplätzen darf man nur bis abends 8 Uhr stehen und Campingplätze gibt es nur sehr weit draussen vor der Stadt. Wir finden einen ruhigen Parkplatz an einer Wohnstrasse.
Es ist Thanksgiving/Erntedankfest, der höchste Feiertag in den USA. Die meisten Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Wir spazieren durch die Strassen mit den wunderschönen historischen Häusern aus dem 19. Jh., biegen dann aber ins noch geöffnete Six Pence Pub zu einem traditionellen Truthahn Essen ab.
Damit wir ein Bier serviert bekommen, müssen wir der Bardame mit unserer ID beweisen, dass wir älter sind als 21 :o))
Um 7.45 Uhr klingelt der Wecker, denn wir müssen bis 8 Uhr unseren Übernachtungs-Parkplatz verlassen.
Nachdem wir umparkiert und gefrühstückt haben, geht es los durch die vielen Parks mit den grossen schattenspendenden Eichen, die alle dick mit Spanischem Moos behangen sind.
Ein Park interessiert uns speziell - der Chippewa Square. Hier, auf einer Bank sitzend, verteilte Forest Gump seine Pralinen und erzählte den 'Mitbankbenützern' seine Lebensgeschichte. Die Bank kann heute in einem Museum besichtigt werden.
Am Savannah River beobachten wir die grossen Container-Schiffe, die hier aus- und einfahren. Etwas Wehmut überkommt uns.
Das Grenz-Fort King George - zwischen Savannah und Brunswick am schiffbaren Fluss Altamaha gelegen - war zum Zeitpunkt seiner Errichtung (1721) die südlichste Festung der britischen Kolonien in Nordamerika und die erste britische Festung an der Küste Georgias.
Drei der mächtigsten Königreiche Europas (Grossbritannien, Frankreich, Spanien) kämpften um die Kontrolle dieses leicht zugänglichen Landstrichs. Mit den hier vorhandenen Ressourcen (Edelhölzer, Tierpelze, usw.) konnten unglaubliche Vermögen erwirtschaftet werden, vor allem für die Herstellung wertvoller Konsumgüter für die rasch wachsenden Mittelschicht in Europa.
Die ansässigen Guale-Indianer wurden schnell durch europäische Krankheiten dezimiert und später von der noch jungen USA in Reservate im Westen abgeschoben.
Bei unserer Besichtigung des Fort weist uns ein Park-Ranger darauf hin, dass das Fort durch Schweizer Söldner geplant und gebaut worden war. Die Schweizer waren in Französische Dienste getreten, um als Bau-Ingenieure Festungen in deren Nordamerikanischen Kolonien zu errichten. Unzufrieden mit den miserablen Lebensumständen am Mississippi und der schlechten Behandlung durch die französischen Offiziere sind unsere Landsleute offensichtlich desertiert und haben sich danach in britische Dienste begeben.
Weiter geht unsere Reise gegen Süden. Wir passieren die Brücke über den St. Marys River und sind in Florida. Kaum zu glauben, aber mit jedem Kilometer wird es wärmer. Bis wir am Zielort ankommen, haben wir 30° C und den ersten Schweissausbruch!
St. Augustine - die älteste von Europäern besiedelte Stadt Amerikas - wurde 1565 von einem Spanier gegründet. Im Laufe der Geschichte wechselte die Stadt mehrmals die Hand. 1586 brannte Sir Francis Drake die Siedlung nieder und 1668 wurde die wieder aufgebaute Siedlung auch noch von Piraten geplündert.
Heute ist die Stadt mit ihrem historischen Kern und der gut erhaltenen spanischen Architektur ein Anziehungspunkt für Touristen.
Als erstes laufen wir zur Festung Castillo de San Marco, die als die älteste Festung des Landes gilt und auch von den Spaniern erbaut wurde. Sie beschützte St. Augustine vor Angriffen vom Matanzas River her.
Jetzt stürzen wir uns ins Gewühl. Die berühmte Fussgängerzone St. George Street mit den historischen Gebäuden wird heute Sonntag von Touristen rege besucht. Cafés, Souvenir-Shops, Restaurants und das älteste Holz-Schulhaus aus dem Jahre 1788 reihen sich beidseits der Strasse aneinander.
Eine Seitenstrasse weiter stehen zwei imposante Gebäude. Das Flagler College - früher das Luxushotel Ponce de Leon - wurde 1887 vom Eisenbahn-Magnaten Henry Morrison Flagler erbaut. Aus dem gleiche Jahr stammt das Lightner Museum - ursprünglich Hotel Alcazar. Diese beiden Gebäude sind die ersten Bauten in den USA, die ganz aus Beton gebaut wurden.
Müde vom Laufen und Besichtigen fahren wir zum nahe gelegenen Camping, wo wir uns drei Nächte gönnen und uns auf die Ankunft unseres Gastes vorbereiten.
Auf dem Weg nach Orlando nehmen wir die Route über Daytona Beach - vor allem bekannt für Autorennen.
Von 1903 bis 1910 wurden Autorennen auf dem festen Sand an der Beach ausgetragen. Dabei lag der damalige Geschwindigkeitsrekord bei 211 km/h.
Seit 1959 wird das 805 km lange NASCAR Cup Autorennen auf dem Daytona International Speedway durchgeführt. Da das Rennen im Februar stattfindet, können wir nur die mächtige Zuschauertribüne von aussen bewundern.
01.-06.12.2022
Wir holen unseren Feriengast Ramon am Flughafen von Orlando ab und werden zusammen drei Wochen in Florida unterwegs sein.
Wir lassen es aber langsam im Camping in Cape Canaveral angehen, denn Ramon soll sich noch etwas vom Reise-Stress erholen können. Wir grillieren, machen einen Spaziergang am Strand und schauen den riesigen Kreuzfahrtschiffen zu, die neben uns in den Hafen ein- und ausfahren.
Am Montag fahren wir zum John F. Kennedy Space Center, dem Weltraumbahnhof der NASA.
Von Dezember 1968 bis Juli 2011 starteten von hier alle bemannten Raumflüge der USA - zuerst die Apollo-Missionen und ab 1981 die Space Shuttles, die z.T. auch hier wieder landeten.
Um 9 Uhr öffnen die Tore. Doch bevor wir eingelassen werden, erklingt die Nationalhymne aus allen Lautsprechern. Die wartenden Amerikaner drehen sich zur Fahne, rechte Hand aufs Herz und singen lauthals mit. Wir stehen etwas verdutzt da und wissen nicht so recht, wie uns geschieht!!
06./07.12.2022
Die Fahrt geht bei sonnigem Wetter - 26°C - weiter in den Süden. Unser Ziel Palm Beach auf halbem Weg nach Miami.
Die Stadt liegt auf einer 29 km langen vorgelagerten Insel und beherbergt vor allem in den Wintermonaten viele reiche Amerikaner. Der wohl berühmteste dürfte Donald Trump sein, der im historischen Anwesen Mar-A-Lago residiert. Pro und kontra Trump versammeln sich um das Anwesen, um ihm zuzujubeln oder gegen ihn zu protestieren!
Wir machen einen Spaziergang durch die Worth Avenue. Hier stehen Rolls Royce, Ferrari, Bentley, Lamborghini und Porsche am Strassenrand und ihre Besitzer kaufen bei Gucci, Tiffani, Louis Vuitton, etc. ein. Nicht unsere Welt, aber auch interessant zu sehen!
Wir beziehen unser Nachtquartier am Stadtrand auf einem Parkplatz - die reiche Gesellschaft hat nicht an uns Campers gedacht ;o)) - und geniessen den lauen Winterabend.
Fort Lauderdale liegt am Weg. Also warum nicht eine Unterbrechung in der relativ eintönigen Fahrt auf der 4-6 spurigen Interstate einlegen.
Beim Spaziergang den Stadt-Kanälen entlang können wir unsere Beine etwas bewegen. In 'Amerikas Venedig' fährt man eher mit einer Yacht als mit dem Auto vor ;o)
08.-10.12.2022
Da es in Miami weit und breit keine Campingplätze gibt und wir nicht drei Nächte auf einem Parkplatz verbringen möchten, beziehen wir in der Nähe des Flughafens eine Kleinst-Wohnung.
Gleich am nächsten Tag geht es ins kubanische Viertel nach Little Havanna. Entlang der Calle Ocho reihen sich Cafés, Souvenir- und Zigarrengeschäfte aneinander. Hier spricht man Spanisch, kubanische Musik ist allgegenwärtig und nicht herrenlose Hunde sondern herrenlose Hähne, Hühner und ihr Nachwuchs stolzieren durch die Strasse.
In Downtown Miami besteigen wir die kostenlose Monorail-Hochbahn, die auf einer Länge von ca. 7km die Innenstadt umrundet und fahren bis zum Bay Front Park.
Der Park wird abgegrenzt vom Atlantik und von Miamis Wolkenkratzern. Dazwischen liegt - am Ende der Markthallen - die 'Bubba Gump Shrimp Company' von Forest Gump.
Das eigentliche Leben in Miami spielt sich aber an der Miami South Beach und am Ocean Drive ab. Diese 2.5km lange Promenade mit dem angrenzenden Strand ist die Touristenhochburg von Miami. Heller Sand, Strandhotels, Art-Deco-Gebäude und trendige Nachtclubs - hier wird der Traum vieler Urlauber wahr!
Im Norden der Stadt liegt das Wynwood Quartier - eine Open-Air-Gallery. Eine der grössten Ansammlungen von Graffitis in den USA zieren die Wände der alten Lagerhäuser und haben diesem ehemals heruntergekommenen Stadtteil wieder etwas Leben eingehaucht.
10.-12.12.2022
Vom Festland biegen wir ab zu den Keys und fahren 180km über Brücken und Koralleninseln, die wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind. Rechts und links der Strasse das blaue Wasser des Atlantiks und des Golfs von Mexiko. Am Ende des Highway 1 liegt Key West, die südöstlichste Insel der Florida Keys - der südlichste Punkt der USA. Von hier aus sind es nur noch 145km bis nach Kuba.
Bevor wir unseren Campingplatz beziehen, sehen wir uns noch die südlichste Festung der USA an.
Als Folge des Britisch-Amerikanischen Krieges (1812) begann die USA ihre Küsten besser zu schützen. Fort Zachary Taylor war eines dieser Küstenforts und sollte den damaligen Hafen von Key West, die Ostküste von Florida und den Golf von Mexiko schützen. Das gut bewaffnete Fort überstand den Amerikanischen Bürgerkrieg, den Spanisch-Amerikanischen Krieg, die beiden Weltkriege und die Kuba-Krise relativ unbeschadet.
Der Zahn der Zeit ist inzwischen der einzige Feind dieser ausgedehnten Festungsanlage.
Nachdem wir unseren Platz im Leo's Campground bezogen haben, freuen wir uns auf ein leckeres Seafood-Nachtessen im Restaurant Hurricane Hole/Loch.
Hier werden die Fische fangfrisch zerlegt und die Abfälle landen direkt im Schlund der wartenden Ammen-Haie.
Heute Sonntag fahren wir früh mit einem Katamaran raus, um Haie zu füttern. Draussen im Meer werden wir schon von einer Gruppe Zitronen-Haie erwartet. Diese Fische erreichen eine Länge von 3.5m.
Es ist unglaublich eindrücklich, wie rücksichtsvoll diese Gruppe Raubfische bei der Fütterung miteinander umgehen. Es wird zwar um die Beute gerangelt, aber wenn einer einen Bissen ergattert hat, wird ihm der nicht streitig gemacht.
Auf der Rückfahrt kreuzen auch noch ein paar Delfine unser Boot. Da die aber auch auf Futtersuche sind, haben sie keine Zeit für eine Foto-Session ;o)
Den Rest des Tages spazieren wir durch die Altstadt von Key West mit den vielen historischen Holzhäusern, treffen Santa in einer Bar an der Duval Street, platzieren unsere Wünsche fürs 2023 bei ihm und spendieren ein Bier - vielleicht hilfts! ;o))
Den Tag beenden wir am Hafen an einem gemütlichen Ort mit Live-Musik, einem Havanna-Dream und Blick auf die an der Mole vorbei schwimmenden Haie.
12.-14.12.2022
Die Everglades sind ein erstaunliches Natur-Phänomen. Der im Norden liegende Okeechobee-See übersteigt in der Regenzeit (Mai-November) seine Ufer und kreiert damit einen immensen, langsam Richtung Süden fliessenden Fluss. Diese überflutete Gras-Landschaft ist mit baum-bewachsenen 'Inseln' gespickt, wo die Landtiere leben.
Die Siedler, die im 18. Jahrhundert dieses Gebiet besiedelten, betrachteten die Everglades als wertlosen Sumpf und begannen - mit Dämmen und Kanälen - grosse Gebiete trocken zu legen. Der verbleibende Rest der Everglades ist seit 1947 ein Nationalpark und damit vor weiterer Landnahme geschützt. Das für die Aufrechterhaltung dieses Naturparadieses benötigte Wasser muss nun jedoch mit der rasch wachsenden Bevölkerung von Süd-Florida geteilt werden.
Am 1.2km langen Anhinga Trail soll es nur so von Alligatoren wimmeln.
Über einen Holzsteg geht es durch die Grass-Landschaft der Everglades. Im tiefblauen Wasser wachsen Seerosen und es wimmelt nur so von Fischen. Kormorane sitzen auf den Bäumen und warten auf die nächste Hungerattacke. Nach langem Suchen entdecken wir doch noch zwei Alligatoren - Glück gehabt! Der Ranger meint, dass es wegen dem vielen Wasser - das der letzte Hurricane mitgebracht hat - hier weniger Alligatoren hätte :o(
Nach einer sehr ruhigen Nacht in den Everglades geht unsere Fahrt weiter zum Shark Valley - eigentlich sind wir wegen den Alligatoren hier und nicht wegen den Haien!!
Hier nehmen wir die Bikes - Ramon nach 34 Jahren zum erstenmal wieder ;o)) - und fahren die 22km lange Strecke ab, immer auf der Suche nach den Crocks.
Gleich zu Beginn entdecken wir Mamma-Crock mit zwei Babys. Jetzt heisst es aufpassen, denn mit der Mutter ist nicht zu spassen. Wir haben hier mehr Glück als gestern, denn am Wegesrand sonnen sich richtig grosse Alligatoren-Brocken.
Die letzte Nacht in den Everglades verbringen wir im Monument Lake Camping. Hier feiern wir ausgiebig - bei einem feinen Fischfondue - meinen 66. Geburtstag.
14./15.12.2022
Wir nähern uns langsam der vor ca. sieben Wochen durch den Hurrikan Jan verwüsteten Gegend. Erstaunlich was hier an Arbeit geleistet wurde. Am Strassenrand liegen zwar noch Trümmerteile; umgeknickte Verkehrstafeln, grosse Plastikplanen, Plastikkübel, Holzplatten, Matratzen, etc. Wir können uns aber gut vorstellen, wie es in den schlimmer verwüsteten Gegenden noch aussieht.
In Naples fahren wir an die Beach zum Pier. Der breite weisse Sandstrand leuchtet, Badende räkeln sich an der Sonne, nur das zerstörte Pier erinnert an die Katastrophe.
In Fort Myers besuchen wir die Winterresidenzen von Thomas Alva Edison und Henry Ford. Hier haben einst zwei der grössten Erfinder-Genies des 20. Jahrhunderts - gemeinsam mit ihren Familien - die Wintermonate unter der warmen Sonne Floridas verbracht.
Neben den benachbarten Anwesen bietet das angrenzende Museum einen Einblick in die wichtigsten Innovationen der beiden Freunde.
Neben Erfindungen wie Glühlampe, Phonograph, Kinetoskop, Filmkamera, etc. war das letzte grosse Forschungsprojekt von Edison die Suche nach einer heimischen Quelle für Naturkautschuk.
Durch die Highlands von Florida geht's nun zurück nach Orlando, wo wir nach einem Abstecher in die Universal Studios unseren Feriengast am Flughafen wieder abliefern.
Liebe Familie und Freunde
Wir wünschen euch von Herzen gemütliche Festtage und fürs 2023 Gesundheit, Glück und Erfolg.
22.-28.12.2022
In den letzten Dezembertagen zeigt sich Florida - The Sunshine State - von seiner winterlichen Seite!
Wir verlassen Orlando bei 15°C und fahren in den Norden. Wir wollen die Weihnachtstage auf einem ruhigen Camping irgendwo in der Pampa Floridas verbringen.
Je weiter wir in den Norden kommen, umso kälter wird es. Auf dem Camping in Gainesville wird uns bei der Ankunft ein Notfallplan in die Hand gedrückt, wie wir die kommende Jahrhundert-Kältewelle unbeschadet überstehen können. Alle sind in Aufruhr. Wir nehmen es gelassen, denn Winterkälte sind wir uns ja in Europa gewöhnt ;o)
Wir packen den Camper gut ein, stellen die Heizung an und machen es uns bei einem Glas Rotwein gemütlich. Draussen fallen die Temperaturen auf -1°C.
Nach Weihnachten geht die Fahrt weiter Richtung Panama City - immer der Küste Floridas entlang.
Die Sonne scheint, das Meer leuchtet blau und der weisse Sandstrand würde eigentlich zum Baden einladen, wenn es nicht so frisch wäre ;o)
Hier an der Carrabelle Beach und auf der gegenüberliegenden Dog Island wurde während dem 2. Weltkrieg intensiv für die amphibische Landung in Frankreich - Normandie/D-Day - von 1944 trainiert.
Die Stadt Panama City in Florida kann leider mit ihrer Schwesterstadt Panama City in Panamá/Mittelamerika nicht mithalten. Sie punktet einzig und alleine mit den wunderschönen weissen Sand-Stränden.
28.-30.12.2022
Wir haben uns mit Gabi und Erich aus der Schweiz - die wir schon in den Everglades getroffen haben - verabredet. Sie sind seit ein paar Monaten in Kanada und den USA unterwegs und wir möchten zusammen den Jahreswechsel verbringen.
Auf der vorgelagerten Sandbank vor Florida fahren wir zum Gulf Island National Seashore bei Pensacola. Wir sind überwältigt von dieser Puderzucker-Landschaft. Weisser Sand soweit das Auge reicht. Leider sind diese Strandabschnitte sehr begehrt und oft verbaut.
Das Wetter ist wechselhaft, der Himmel verdunkelt sich immer wieder und es sieht nach Regen aus. Also was gibt es besseres als ein Schweizer Fondue am Lagerfeuer.
Anderntags scheint wieder die Sonne und wir vier machen einen Strandspaziergang zum Fort Pickens. Das fünfeckige ehemalige Küstenfort schützte die Einfahrt zur Bucht und den Hafen von Pensacola.
Bei unserer Rückkehr klemmt ein Zettel unter dem Scheibenwischer. Wegen starkem Regen, Wind und Gefahr von Überschwemmung muss der Nationalpark bis morgen um 10Uhr geräumt sein!
Also geht's wieder aufs Festland nach Pensacola. Ein kurzer Spaziergang im historischen Teil und schon sind wir weg aus Florida. Silvester verbringen wir an der Perdido Bay in Lillian/Alabama.