Blau - 2020 Rot - geplant, aber nicht besucht da Corona-Lockdown Braun - frühere Reisen
Mit dem Mietauto von Porto/Portugal geht's nach A Guarda/Spanien
02.-04.09.2020
Obwohl wir in Portugal überwintern wollen, haben wir uns kurzfristig für eine Rundreise in Spanien bzw. Galicien, Asturien und Kastilien & León entschieden. Die nächsten Wochen werden wir mit unserem Mietauto also in Spanien rumkurven.
Heute Mittwoch geht es der portugiesischen Atlantikküste entlang hoch über den Grenzfluss Río Miño und entlang dem Pilgerweg 'Camiño Portugués' zum südwestlichsten Zipfel von Spanien nach A Guarda in Galicien.
Das kleine Fischerdorf am blauen Atlantik strahlt uns entgegen. Bei einem Spaziergang am Meer faszinieren die weissen Motive an den Kiefern, die sich je nach Standort zu einer Einheit zusammenfügen.
Nach einer köstlichen Paella mit Meeresfrüchten geht’s der galicischen Küste entlang nach Norden. Wir entdecken hoch oben am Hang neben einem Leuchtturm eine Artilleriestellung aus dem zweiten Weltkrieg. Unser kleiner Fiat Panda muss sich nun hocharbeiten – die Aussicht von oben ist aber die Mühe wert! Der Abstecher hat sich gelohnt.
Tief unter uns liegt Baiona, das wir nun ansteuern.
In Baiona sticht uns sofort das grosse, mittelalterliche Fort de Monterreal in die Augen.
Am Eingangs-Tor erfahren wir, dass aber ausser den Türmen und einer drei Kilometer langen Befestigungsmauer kaum mehr etwas vom Fort vorhanden ist. Also laufen wir ein kleines Stück auf der Ring-Mauer und geniessen den Ausblick auf die Stadt.
Baiona war der erste Hafen in Europa, der von Christopher Kolumbus die Nachricht von seiner Entdeckung Amerikas erhielt. Am 1. März 1493 legte die Karavelle Pinta auf ihrer Rückreise in diesem Hafen an. Zum Gedenken an diesen Tag wurde eine Nachbildung des Schiffs im Hafen verankert und kann besichtigt werden.
Am Abend fahren wir in Vigo ein. Die Hafen- und Industriestadt mit rund 300'000 Einwohnern ist die grösste Stadt Galiciens.
Nach einer ruhigen Nacht laufen wir früh ;o) los, um die Stadt zu erkunden. Doch diese schläft um 10.00 Uhr noch - so kommt es uns zumindest vor! Ausser ein paar Putzmaschinen, die geräuschvoll ihre Bahnen ziehen und ein paar Pyjama-gewandeten Menschen, die mit ihren Hunden 'Gassi gehen', ist sie praktisch menschenleer. Hätten wir beinahe vergessen - wir sind ja in Spanien, da ist halt die Tageseinteilung etwas anders - also zuerst Kaffee trinken!!
Später erklimmen wir über Treppen einer der letzten Reste der alten Stadtmauer. Diese wurden erst im 17. Jh. erbaut, nachdem Sir Francis Drake und türkische Piraten der Stadt zu sehr zugesetzt hatten.
Von hier oben haben wir einen weiten Blick über die Stadt und raus zu den Illas/Inseln Cíes.
Der französische Schriftsteller Jules Verne widmete eines der Kapitel im Buch '20.000 Meilen unter dem Meer' der Bucht von Vigo. Die Bevölkerung dankte ihm für diese Gratis-Reklame, in dem sie ihm nach seinem späteren Besuch in der Stadt ein Denkmal setzten.
Die Cíes Inseln gehören zum Nationalpark Islas Atlánticas de Galicia und bestehen aus drei Inseln, wobei sich die mittlere - Do Faro - und die südliche - San Martiño - durch Sandablagerungen verbunden haben.
Bei strahlendem Sonnenschein überqueren wir in 40 Minuten mit dem Katamaran die Bucht. Schon von weitem sehen wir dicke Nebelschwaden, die langsam über die Insel ziehen. Das wird eine Wanderung im Nebel geben!!
Bei der Ankunft auf San Martiño liegt uns die 1.200 Meter lange Playa de Rodas zu Füssen - feiner heller Sand und blaues Wasser. Aber bei einer Wassertemperatur von 18 °C kann es noch so paradiesisch aussehen, wir lassen die Badehose im Rucksack und machen uns auf, den im Nebel steckenden Leuchtturm zu suchen.
Nach 3.5 km und ein paar Wander-Serpentinen später sind wir auf dem höchsten Punkt der Insel - der Leuchtturm im Nebel, keine Aussicht :o(
Also geht's nach einem Picknick gemütlich wieder runter. Bei einem kühlen Bier geniessen wir die hier nicht vernebelte Sonne und warten auf ein Schiff, das uns wieder nach Vigo zurück bringt.
05.-08.09.2020
Die Altstadt von Pontevedra ist eine der besterhaltensten in Galicien. Auf der Fahrt nach Norden machen wir dort einen Kaffee-Halt und schlendern durch die engen Gassen.
Den Küstenweg des Camino Portugués haben wir von Porto aus mit Hilfe unserer 69 PS bewältigt ;o))
Nun sind wir in Santiago de Compostela!
Doch welche Enttäuschung - die Kathedrale wird gerade renoviert und das Innere der Kirche ist in Plastik gehüllt. So begnügen wir uns mit der eindrücklichen Aussenfassade - glücklicherweise sind wir nicht hierher gelaufen ;o)
Auf dem Vorplatz liegen müde Wanderer oder Velofahrer, machen Erinnerungsfotos, stehen da, beten oder freuen sich einfach, dass sie es mit eigener Muskelkraft geschafft haben.
Jetzt ein kühles Bier!!
Beim Spaziergang durch Santiago finden wir beinahe an jeder Ecke eine Kirche – es sollen über 40 sein!
Lauschige Ecken und Plätze laden zum Verweilen ein - wenn wir nicht wieder die falsche Tages-Zeit erwischen und alle angeschriebenen Häuser geschlossen sind - wo wir bei einem Glas dem bunten Treiben der wenigen Pilger und Touristen zuschauen.
Die Römer dachten, das Kap Finisterre sei der westlichste Punkt der Erde und das deshalb hier die Welt zu Ende sei. Also „finis terrae“.
120 Kilometer sind es - der Küste entlang - von Santiago de Compostela ans Kap Finisterre. Die Fahrt führt uns durch die schroffe, raue Landschaft West-Galiciens, vorbei an schönen einsamen Stränden, immer begleitet vom tiefen Blau des Atlantiks.
Heute wie in der Vergangenheit beenden 'hartgesottene' Pilger ihre Wanderung nicht in Santiago de Compostela, sondern am Kap Finisterre. Sie folgen einer alten Tradition, den Sonne -Lauf bis ans Ende der Welt zu begleiten.
Unser Blick schweift über den Atlantik, dahin wo die Sonne untergehen wird. Im Gegensatz zu früher wissen wir heute genau, was auf der anderen Seite liegt ;o)
09.-12.09.2020
Ferrol - eine im Nordwesten gelegene Hafenstadt - ist seit Jahrhunderten der wichtigste spanische Kriegs- und Schiffsbau-Hafen. Unter anderem wurden hier die meisten Schiffe der Armada für die Seeschlacht von 1588 gegen England gebaut. Während dem zweiten Weltkrieg war Ferrol auch Stützpunkt für deutsche Kriegsschiffe.
Ferrol ist der Geburtsort des spanischen Diktators Francisco Franco - 1936 bis 1975.
In Ferrol gibt es nicht sehr viel zu sehen. Auch schläft Spanien meistens noch um 10 Uhr, wenn wir bereit wären, und ist wach, wenn wir ins Bett wollen - 21 Uhr ;o))
Also machen wir es uns in unserer schönen Wohnung gemütlich!
Vom 16. bis zum 19. Jh. bestand die Aufgabe der drei Burgen San Felipe, La Palma und San Martín darin, den engen Eingangskanal und somit den Kriegs- und Schiffsbau-Hafen von Ferrol zu schützen.
Zwischen der Burg von San Martín und der Burg von San Felipe war eine dicke Kette im Meer gespannt, die den Eintritt feindlicher Schiffe in die Fluss--Mündung verhinderte.
Heute kann als einzige die Burg von San Felipe noch besichtigt werden.
Leider haben wir Pech, denn wir kommen zehn Minuten zu spät. Um 14 Uhr ist Schluss - es ist Zeit für das Mittagessen.
Ein Ausflug am Freitag führt uns von Ferrol aus zum Cabo Ortegal.
Auf den 124 Metern hohen Kliffs trotzt der Leuchtturm den extremen Wetter- und Windverhältnissen und wir müssen uns ganz schön festhalten ;o)
Die Rückfahrt nach Ferrol geht der Atlantikküste entlang zu den höchsten Kliffs des europäischen Kontinents. Sie fallen bis zu 620 Meter steil ins Meer hinab.
Die Kirche Santo André de Teixido ist nach Santiago de Compostela der wichtigste Wallfahrtsort Galiciens.
Ein Sprichwort besagt:
“Ao Santo André de Teixido vai de morto, o que no foi de vivo.”
„Nach Santo André muss als Toter pilgern, wer es nicht als Lebender tat.“
Manche Pilger nehmen daher die Seele bzw. ein Foto eines Toten im Bus mit, lösen für ihn eine zusätzliche Fahrkarte und überlassen ihm den Fensterplatz. Andernfalls - laut Legende - müssen die Seelen in Tiergestalt selbst nach Santo André laufen, kriechen oder krabbeln.
Hórreos sind Speicher in Spanien, die früher zum Aufbewahren und Trocknen von Getreide dienten. Sie sind frei stehend und aus Holz oder Stein gebaut.
Die Hórreos stehen auf steinernen Stelzen oder einem steinernen Unterbau. Die grossen Steinscheiben die einen Überhang bilden, schützen vor Mäusen und Ratten. Die Luftschlitze am Speicher sind so eng gehalten, dass auch Vögel keinen Zutritt finden.
Die asturischen Speicher sind quadratisch, die galicischen Hórreos haben einen rechteckigen Grundriss.
Das Cabo/Kap Estaca de Bares ist der nördlichste Punkt der iberischen Halbinsel und bildet die geografische Trennlinie zwischen Atlantik und dem Golf der Biskaya.
Leider haben wir etwas Wetterpech, denn das Kap hüllt sich in Nebelschwaden und es pfeift ein giftiger Wind über die Klippen.
Wieder vom Kap runter, scheint die Sonne und wir fahren einer abwechslungsreichen Küste entlang nach Foz, wo wir unser Nachtlager beziehen.
Ganz in der Nähe von Foz steht die älteste Basilika von ganz Spanien – San Martiño de Bares.
Etwas abgelegen auf einer Anhöhe in einer Waldlichtung finden wir den ehemaligen Bischofssitz mit der Basilika aus dem 1. Jh. n.Chr.
Dieser Bischofsitz wurde aus Angst vor Normannen- und Wikinger-Überfällen im Jahr 1112 ins Landesinnere verlegt.
Etwas Geduld für einen Besuch müssen wir noch aufbringen, denn der Priester des kleinen Weilers liest gerade die letzte Messe - von 12 bis 13 Uhr - vor dem sonntäglichen Mittagsmahl.
Am Montag - 08:10 Uhr - werden wir von einem wunderschönen Sonnenaufgang geweckt. Wir verlassen Galicien und fahren nach Asturien. Leider beginnt es schon bald zu nieseln - nicht die besten Voraussetzungen für unser heutiges Programm.
Wir wollen zu den Playas los Catedrales fahren. Na gut, wir können nicht immer Glück haben und zum Baden ist uns das Wasser eh zu kalt.
Nach dem Niederschreiben unserer Kontaktdaten - Corona lässt grüssen - dürfen wir runter an den Strand und die Kunstwerke der Natur bestaunen. Die Flut hat schon wieder eingesetzt und so müssen wir aufpassen, nicht von einer Welle überrollt zu werden ;o)
Zurück von unserer 'Expedition‘ staunen wir nicht schlecht. Da der Regen nun zugelegt hat, notiert niemand mehr Kontaktdaten der Besucher ... wer geht denn schon bei diesem Sauwetter an den Strand ;o)
13.-16.09.2020
Nach einer kurvenreichen Fahrt durch von hohen Hügeln umgebenden Tälern erreichen wir gegen Mittag Oviedo. Auch die Stadt selbst ist von bewaldeten Hügeln umgeben und liegt im Hinterland der asturischen Küste.
Die Altstadt mit der Kathedrale zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Zweimal wurde Oviedo zerstört - im Jahr 1521 durch eine Brandkatastrophe und 1936-1939 während des spanischen Bürgerkrieges.
812 n.Chr., als man in Santiago de Compostela das Grab des Apostels Jakob entdeckte, pilgerte der König von Oviedo als erster nach Santiago und soll somit den ältesten Jakobsweg, den 'Camino Primitivo' begründet haben.
Oviedo gefällt uns auf Anhieb. Ruhige, verträumte aber auch pulsierende Plätze umgeben von Palästen und Herrschaftshäusern laden zum Verweilen ein. In den Fussgängerzonen entdecken wir zahlreiche Skulpturen verschiedenster Künstler.
In der Kathedrale von Oviedo befindet sich eine Cámara Santa/Heilige Kammer.
Hier werden seit dem 9. Jahrhundert ein Schweißtuch von Jesus, ein Holz-Splitter des Kreuzes und eine Dorne aus seiner Krone aufbewahrt. Zu sehen gibt es aber nur die jeweilige Verpackung :o/
Auf dem nahe gelegenen Monte Naranco - 634müM - haben wir trotz zunehmender Bewölkung eine gute Sicht auf Oviedo.
Etwas unterhalb stehen die Kirchen San Miguel de Lillo und Santa María del Naranco aus dem 9. Jahrhundert - UNESCO Weltkulturerbe. Santa María del Naranco gehörte ursprünglich zum Palast von König Ramiro I.
In spanischen Städten ist Parkplatz ein rares Gut. Die meisten Strassen sind gesäumt von unzähligen Autos, einen freien Platz zu finden ist Glücksache und verlangt einem viel Geduld ab. Die wenigen Parkhäuser - wenn es den welche gibt - bleiben meistens leer, da sie für Langzeit-Parkierer zu teuer sind.
Eine platzsparende Lösung haben wir in einem Mehrfamilienhaus in Oviedo angetroffen, wo die Tiefgarage über einen Auto-Lift zugänglich gemacht wird - als Aufzugs-Greenhorn war Ursi begeistert von dieser cleveren Lösung.
17.-18.09.2020
Bei bewölktem Himmel und kühlen Temperaturen schlängeln wir uns durchs Gebirge bis auf 1200 m, weiter dem Stausee Barrios de Luna entlang über die Grenze von Kastilien-León nach León. Wir haben Glück, denn trotz Sturmwarnung bleibt es ruhig und die Sonne blinzelt uns in León entgegen.
Das schöne Wetter wollen wir noch ausnützen und nach dem Bezug unsers Hotelzimmers geht's ab in die Stadt.
Wir schlendern durch die zahlreichen Fussgängerzonen zur Kathedrale.
Hoppala – plötzlich geht hier gewaltig die Post ab!! Ein Kastenwagen-Fahrer versucht in rasender Fahrt über den mit Menschen gefüllten Platz der Polizei zu entkommen. Mit einem riskanten Überhol-Manöver eines Polizeiautos wird das Fahrzeug ausgebremst. In Windeseile ist der Kastenwagen von heulenden Polizeiautos umringt. Der schreiende Fahrer und sein Kampfhund werden überwältigt und nach einem Handgemenge schlussendlich abgeführt.
Wir alle hatten ein Riesenglück – die Verfolgungsjagd hätte auch anders ausgehen können!
Kurz vor dem Eindunkeln besuchen wir noch die Kathedrale – nicht für ein Stossgebet, sondern um die wunderschönen Bleiglas-Fenster zu bewundern.
Die Kathedrale wurde zwischen 1255 und 1302 - nach dem Vorbild der Kathedrale von Reims - erbaut. Berühmt sind die 125 bis zu 12 m hohen farbigen Fenster. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus – eine Wucht!
Leider widerspiegeln die Fotos die Atmosphäre in der Kathedrale und die Leuchtkraft dieser Fenster nicht wirklich - also, selber schauen gehen!
Heute Freitag gibt's ein Wiedersehen mit Cristina, einer Studienfreundin unserer Tochter. Cris ist in der Schweiz aufgewachsen und lebt nun mit ihrer Familie in León. Wir verbringen einen interessanten Nachmittag zusammen, plaudern von alten Tagen und natürlich auch über die Corona-Pandemie.
Mit einem Sack voller Tipps verabschieden wir uns und machen uns auf, die anderen Winkel der Altstadt noch zu erkunden.
19.-24.09.2020
Bei neblig-nassem Wetter fahren wir über die Autobahn Richtung Salamanca.
In Zamorra - in der Mitte zwischen León und Salamanca - gibt's einen Kaffeehalt und eine kurze Ortsbesichtigung. Kaum haben wir jedoch das Auto verlassen, beginnt es zu regnen und wir haben weder Regenjacke noch Schirm dabei. Der Besuch fällt entsprechend kurz aus :o(
Salamanca mit seinen 150'000 Einwohnern liegt auf 800müM in der kastilischen Hochebene. Sie ist die älteste Universitäts-Stadt Spaniens und beherbergt jedes Jahr über 40‘000 Studenten. Die Altstadt existiert seit dem 12. Jhd. und auch ist seit einigen Jahren UNESCO Weltkulturerbe.
In den Gassen dieser schönen Stadt pfeift aber immer ein leichter Wind um die Ecken – und Ecken hat es viele!
1492 – wenige Monate vor seiner Seereise nach Amerika – musste Kolumbus hier in Salamanca den skeptischen Professoren seine Theorie – den Osten der Erde über eine Schiffsreise in den Westen zu erreichen – erklären.
Dank den vielen Fussgängerzonen ist es sehr angenehm die Stadt zu erkunden. Auch hier steht an jeder Ecke eine Kirche oder ein herrschaftlicher Palast. Mehrmals laufen wir kreuz und quer durch die Gassen der Altstadt und entdecken doch immer wieder Neues.
In Salamanca stehen eine alte und eine neue Kathedrale nebeneinander und bilden gemeinsam einen Gebäudekomplex.
Um 1150 begann der Bau der alten Kathedrale. 1513 – nach dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem Wachstum der Einwohnerzahl – begann man mit dem Bau der neuen, nun doppelt so grossen und viel prunkvolleren Kathedrale.
Nach dem Besichtigen der Innenräume geht's über zahllose Stufen rauf aufs Dach und noch höher in den Glockenturm. Natürlich immer mit Maske, was das Atmen nicht einfacher macht - und morgen werden wir auch noch Muskelkater haben ;o)
Ein Gebiet der Neustadt um die Plaza del Oeste hat sich in den letzten Jahren zu einem ‚Street Art‘-Zentrum entwickelt.
Viele Hausbesitzer stellen hier ihre Garagentore und Hauswände für gemalte oder gesprayte Kunstwerke zur Verfügung. Wir durchlaufen diese interessante Freiluft-Galerie, bewundern einige der grossflächigen Bilder und tun dabei erst noch etwas für unsere Gesundheit!
Wir lassen Salamanca - als letzte Station unserer Rundreise - hinter uns und fahren gemütlich auf einsamen Strassen Richtung Westen. Tief unter uns zieht der Duero/Douro als Grenzfluss zwischen Spanien/Portugal sein blaues Band durch die hügelige Landschaft. Rechts und links der Strasse Olivenhaine, Eichen- und Trauben-Plantagen.
Wir geniessen die Weite und die Einsamkeit zwischen den einzelnen Dörfern. Leider bläst über diese Hochebene aber ein empfindlich kalter Wind und das Aussteigen aus dem Auto braucht etwas Überwindung.
Von Salamanca/Spanien geht's mit dem Mietauto wieder retour nach Porto/Portugal
Von Faro/Portugal fahren wir mit dem Mietauto nach Spanien/Palos de la Frontera
Blau - 2020 Rot - geplant, aber nicht besucht da Corona-Lockdown Braun - frühere Reisen
Corona, Corona….alles dreht sich nur um dieses Thema. Auch Portugal ist in der Zwischenzeit auf die Quarantäneliste der Schweiz gerutscht, obwohl die Fallzahlen hier tiefer liegen.
Für uns spielt es daher nun auch keine Rolle mehr, ob wir in Portugal oder in Spanien unsere Zeit bis Dezember verbringen. Unser Entschluss steht fest – mit einem Mietauto werden wir in den
nächsten sechs Wochen in Andalusien rumkurven.
20.10.2020
Unser erstes Ziel 70 km hinter der Grenze - ein kleiner Ort mit Weltbedeutung.
Vom Hafen Palos de la Frontera aus stach Christoph Kolumbus und die Brüder Pinzón mit den drei Schiffen Santa Maria, Pinta und Niña am 3. August 1492 in See, um im Westkurs den Seeweg nach Indien zu entdecken.
Nach einem Monat uns sechs Tagen erreichte er nicht Asien sondern San Salvador - eine Insel der Bahamas. Kolumbus kehrte mit der Niña zurück nach Spanien, da die schwerfällige Santa Maria bei einem Sturm vor Haiti sank.
Beim Betrachten der Schiffs-Nachbildungen wundern wir uns über den Mut dieser Männer, die mit so kleinen Nussschalen - beladen mit Lebensmitteln, Wasser und 30-40 Mann Besatzung - diese gewagte Reise anzutreten.
20.-24.10.2020
Wir sind heute Dienstag Morgen bei Regen in Faro losgefahren und es ist immer noch nass und trüb bei der Ankunft in Sevilla.
Trotzdem kommen wir etwas ins Schwitzen, denn selbst unser kleines Toyota-'Truckli' ist beinahe zu breit für die engen Strassen der Altstadt. Unsere Wohnung liegt in einem Haus im typisch andalusischen Stil, mitten im Barrio/Viertel San Bartolomé.
Sevilla - die Hauptstadt Andalusiens - ist architektonisch stark geprägt von den Einflüssen der Mauren. Die Heerscharen von Touristen, die normalerweise Sevilla besuchen, finden hier reich verzierte Stadtpaläste, blumengeschmückte Innenhöfe, enge Gassen, zahlreiche Bars und Strassenkaffees, feuriger Flamenco und - jeden Sonntag im Sommer - blutige Stierkämpfe.
Doch etwas frustriert sind wir am Mittwoch schon, denn in die Kathedrale lassen sie Röbä mit kurzen Hosen nicht rein, in den Palacio Real Alcázar und auf die Nao Victoria - Nachbildung des Schiffes von Ferdinand Magellan - kommt man nur mit Tickets aus dem Internet.
Also müssen wir alles auf Donnerstag verschieben :o/
Kathedrale, La Giralda und Sarkophag Christopher Kolumbus
10.45 Uhr wird das Absperrgitter in die Kathedrale geöffnet. Trotz der späten Morgenstunde sind wir die ersten und beinahe einzigen Besucher – Corona und spanischer Lebensstiel sei Dank.
Doch als erstes führt uns der für alle Touristen obligatorische Corona-Pfad anhand von Pfeilen in die luftige Höhen.
La Giralda - früher das Minarett einer maurischen Moschee - ist heute der 104m hohe Glockenturm der Kathedrale. Aussergewöhnlich ist, dass dieser quadratische Turm bis zur Höhe der Aussichts-Galerie bzw. des Glockenstuhles auf 70m über 34 Rampen bestiegen werden kann. Statt Treppen legten die Baumeister damals eine breite Rampe an, deren Deckenhöhe einen Aufstieg zu Pferd ermöglichte, so dass wichtige Nachrichten rasch durch schreiende Herolde von oben verkündet werden konnten.
Der Aufstieg geht somit kaum in die Beine und die schöne Aussicht auf die Stadt entschädigt für den etwas erhöhten Puls.
Wieder unten laufen wir durch die mächtige, mit viel Gold und noch mehr Silber geschmückte Kathedrale.
An prominenter Stelle steht der Sarkophag von Christoph Kolumbus. Seine Abenteuerlust hat der Spanischen Krone über Jahrhunderte hinweg unermesslichen Reichtum beschert und diesen Prunk erst möglich gemacht.
Gleich neben seinem Grabmal wird in einer Kapelle der Rückkehr der wenigen Überlebenden gedacht, die mit Ferdinand Magellan 1519 zur Weltumsegelung gestartet und nach 3 Jahren nach Sevilla zurückgekehrt waren.
Palacio Real/Königlicher Palast Alcázar
Mehr oder weniger alleine durchschlendern wir den heute noch von der spanischen Königsfamilie benutzten Palast Alcácar.
Der ursprünglich im 11. Jh. von den Mauren errichtete Festungspalast besteht aus unzähligen, reich mit filigranen Stuckarbeiten, glasierten Kacheln, geschnitzten Kassettendecken und riesigen Goblins geschmückten Sälen.
Unglaublich schön - wir kommen aus dem Staunen nicht raus!
Setas de Sevilla oder Metropol Parasol ist eine Konstruktion aus Holz, Beton und Stahl und gilt als die grösste Holzkonstruktion der Welt.
Ein 250m langer Gehweg führt auf ca. 28m Höhe über diese Holzpilze mit einer wunderbaren Sicht über die Stadt. Einmal mehr sind wir die einzigen Touristen hier oben :o)
Die Stierkampfarena La Maestranza wurde 1761 erbaut und fasst 12‘500 Zuschauer. Von April bis Oktober finden jedes Wochenende Corridas/Stierkämpfe statt. Dank Corona haben die jungen Stiere ein Lebensjahr gewonnen!
Die Plaza de España wurde speziell für die Iberoamerika-Ausstellung von 1929 erbaut. Die Fläche des imposanten Platzes beträgt 50.000 m².
Film-Szenen zu 'Lawrence von Arabien', 'Star Wars' oder 'Der Diktator' wurden vor dieser eindrucksvollen Kulisse gedreht.
Unseren letzter Besuch vor unserer Abreise statten wir der Casa de Pilatos ab. Der typisch andalusische Stadtpalast wurde 1483 - auf mehreren von der Inquisition konfiszierten Grundstücken - erbaut. Auch dieser Palast diente Hollywood als Kulisse - Szenen zu 'Lawrence von Arabien', 'Knight and Day' und 'Mission Impossible II' wurden hier gedreht.
24.-29.10.2020
Wir leugnen es nicht – Jerez de la Frontera besuchen wir nur, weil es am Weg liegt und uns die Herstellung von Jerez/Sherry interessiert.
Zuerst müssen wir aber im Gewimmel der engen Altstadtstrassen unsere Wohnung finden. Gar nicht so einfach, denn alles funktioniert nur im Einbahnverkehr und einmal falsch gefahren heisst, wieder einen riesigen Bogen schlagen.
Aber jetzt geht’s los! Wir laufen zur Bodega Gonzalez Byass – bekannt für Tío Pepe. Leider heute Samstagnachmittag und Sonntag geschlossen. Unverrichteter Dinge setzen wir uns in ein Restaurant an der Plaza und bestellen zwei Gläschen Jerez. Was Röbä zu seinem Jerez meint seht ihr unten im Foto ;o)
Heute Sonntag gehen wir auf Entdeckungsfahrt. Nein, es steht nicht Jerez auf dem Programm!
Heute fahren wir nach Sanlúcar de Barrameda, von wo Christoph Kolumbus zu seiner zweiten und dritten Amerika-Reise aufbrach.
Von hier aus startete auch Ferdinand Magellan mit fünf Schiffen und 240 Mann Besatzung zur ersten historisch belegten Weltumsegelung. Diese brachte endlich den Beweis für die Kugelgestalt der Erde. Nach drei Jahren kehrte nur noch ein Schiff mit 18 Mann Besatzung nach Spanien zurück.
Ferdinant Magellan selbst konnte an diesem grossen Erfolg nicht teilhaben, denn er wurde bei einem Gefecht auf den Philippinen von einem Giftpfeil getroffen.
Das beeindruckendste Bauwerk von Sanlúcar ist die Burg Santiago. Als Besonderheit besitzt die Burg einen 400m langen Fluchttunnel direkt zum Palast des Burgherrn.
Unsere schwarzen Zungen vom Tintenfisch-Risotto spülen wir mit ‚Manzanilla‘ – Jerez Fino – der nur hier in diesem Ort gekeltert wird.
Den heutigen Montagmorgen haben wir etwas verbummelt und so müssen wir uns plötzlich beeilen, denn die Jerez-Führung bei Sandeman beginnt um 12 Uhr.
Zu unserer Überraschung sind wir alleine und bekommen eine exklusive Privattour durch die Bodega. Die anschliessende Degustation von qualitativ besseren Jerez kann uns endlich überzeugen – es gibt auch sehr gute Tröpfchen!!
Was die Port-Weine in Portugal sind die Jerez-Weine/Sherry in Spanien. Obwohl wir bis anhin Jerez nur zum Kochen verwendet haben, wollen wir uns natürlich die Gelegenheit einer Degustation bei einem Hersteller direkt vor Ort nicht entgehen lassen.
Bei Sandeman, einem der ältesten Hersteller in Jerez de la Frontera, klopfen wir an die Eingangs-Pforte und werden - Corona-Flaute sei Dank – sehr gerne und ohne Wartefrist zu einer privaten Führung und Degustation reingebeten.
Port und Jerez haben gemeinsam, dass sie mit der Zugabe von Weinbrand/Alkohol ‚aufgespritet‘ und damit haltbarer als normaler Wein gemacht werden. Wie Port-Weine (Douro-Tal) stammen Jerez -Weine auch aus einem kleinen klar umrissenen Trauben-Anbaugebiet (um die Stadt Jerez de la Fontera, Andalusien).
Die Unterschiede der beiden Wein-Liköre hingegen sind vielfältiger.
Jerez wird aus nur 3 weissen Trauben (Palomino, Pedro Ximenez und Muskateller), Port jedoch aus mehr als 80 Arten weisser und roter Trauben hergestellt.
Bei Jerez wird der Gärprozess in nur zu 4/5 gefüllten Eichen-Fässern aufrechterhalten bis der Zucker in der Maische restlos in Alkohol umgewandelt und ein trockener Wein entstanden ist. Erst danach wird dem Wein Alkohol beigefügt.
Bei Port hingegen wird die Gärung durch eine Alkohol-Zugabe abgebrochen, bevor aller Zucker in Alkohol umgewandelt ist.
Die wichtigsten Jerez-Typen sind:
Fino
Der Fino ist der klassische Jerez, der durch eine Schicht aus Hefe-Bakterien vor dem Oxidieren geschützt ist. Er reift mindestens drei Jahre, verfügt über eine hellgelbe Farbe, riecht frisch und ist trocken im Abgang.
Manzanilla ist ein Fino, der aus der Hafenstadt Sanlúcar de Barrameda kommt. Neben dem trockenen Geschmack schmeckt er leicht salzig, was durch die Nähe zum Meer erklärt wird.
Oloroso
Der Oloroso reift ohne Hefeschicht. Durch den Kontakt mit der Luft verfärbt sich der der trockene Wein dunkelbraun und riecht bzw. schmeckt nach Rosinen, Pflaumen und Nüssen.
Amontillado
Der Amontillado ist sozusagen eine Mischung aus Fino und Oloroso. Zuerst reift er unter der Florschicht, wenn diese abstirbt, reift er mit Luftkontakt weiter. Sein Farbton liegt zwischen dem von Fino und Oloroso.
Cream
Ein Cream ist eine Mischung aus Oloroso und Süßwein, der aus Pedro Ximénez-Trauben erzeugt wurde. Seine Farbe ist dunkelrot.
Der Verschnitt von Jerez
Beim ‚Solera‘-Verfahren lagern mindestens drei (oft mehr) Reihen Fässer übereinander. Der zum Verkauf bestimmte Jerez wird immer der unteren Fassreihe entnommen. Dabei reduziert man jedes Fass nur maximal um ein Drittel des Inhalts und füllt die entsprechende Menge wieder aus der darüber liegenden Fassreihe auf. Diese zweite Reihe wird wiederum aus der dritten Reihe darüber nachgefüllt. Dieses Prinzip setzt sich bis zur oberen Fassreihe fort. Die dort entnommene Menge wird nun mit jungem Wein ersetzt.
Auf diese Weise wandert der junge Wein von oben nach unten durch das System und wird dabei kontinuierlich mit den älteren Jahrgängen darunter verschnitten. Dieses Prinzip ist einerseits einer der Bausteine, die den einzigartigen Sherry-Geschmack erzeugen. Auf der anderen Seite garantiert es eine über viele Jahre gleich bleibende Qualität der einzelnen Sherry-Marken, da Schwächen eines Jahrgangs durch den Verschnitt mit anderen Jahrgängen nivelliert werden. Ausserdem sorgt dieses Verfahren dafür, dass der Florhefe frische Weine zugeführt werden, damit diese nicht abstirbt.
Was hat Jerez/Sherry mit Whisky zu tun?
Ausgediente Jerez-Fässer werden in Schottland für die Lagerung von Whisky benutzt.
Bei der jahrelangen Reifung von Whisky wird der noch in den Poren des Holzes verbliebene Jerez (immerhin noch 5-10 Liter) zusammen mit den im Holz vorhandenen Gerb- und Aromastoffen aus dem Fass herausgelöst und übt somit einen deutlichen Einfluss auf Geschmack und Farbe des in solchen Fässern gelagerten Whisky aus (siehe dazu auch unsere Reise nach Schottland).
Ein weiterer Ausflug von Jerez aus führt uns nach Cádiz. Die älteste Stadt Europas liegt auf einer Landzunge vom Atlantik umschlossen. Mit den Entdeckungsreisen von Christoph Kolumbus entwickelte sich Cádiz zum wichtigsten Seehafen dieser Zeit. Dies brachte aber auch Gefahren, so wurde die Stadt öfters von arabischen Piraten überfallen und bis 1800 in Kriege mit England und Frankreich verwickelt. 1812 wurde hier die erste spanische Verfassung geschrieben und Cádiz war für kurze Zeit Hauptstadt Spaniens.
Auf der Fahrt der Atlantikküste entlang nach Gibraltar liegt auf einem Hügel das weisse Bergdorf Vejer de la Frontera. Vier Tore führen in die ummauerte Altstadt, die auf 200müM thront. Auf der Suche nach einem Parkplatz verlieren wir uns in den engen Einbahngässchen und drehen ein paar Ehrenrunden.
Nach einem steilen Aufstieg zu Fuss erreichen wir schlussendlich die einladende Plaza de España, die uns bei den weiteren Erkundungsgängen durch die hübschen Gassen immer wieder als Orientierungspunkt dient.
Auf dem höchsten Punkt von Vejer steht eine Burg aus dem 14. Jh. Von hier aus haben wir eine herrliche Sicht auf das weissgetünchte Dorf.
Los Molinos de Viento/die Windmühlen stehen auf einem Hügel am Rande des Dorfes. Wegen ihrer guten Lage kamen die Bauern aus der Fläche hierher, um ihr Getreide und Mais zu mahlen.
Tarifa ist der südlichste Punkt Europas und nur 14 Kilometer Luftlinie von Afrika entfernt. Von hier aus können wir den Dschebel/Berg Musa und die spanische Exklave Ceuta gut erkennen.
Tarifa ist vor allem bei Kitesurfern sehr beliebt, denn hier bläst das ganze Jahr ein kräftiger Wind. Das bekommen wir auch zu spüren, denn er bläst uns unaufhörlich Sand in die Augen. Die Surfer freuts, denn die fliegen - zu unserem Erstaunen - bis zu 10m über dem Wasser hoch durch die Luft.
Mit einem Mietauto fahren wir von San Roque/Spanien nach Gibraltar/Grossbritannien
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Blau - 2020 Rot - geplant, aber nicht besucht da Corona-Lockdown Braun - frühere Reisen
02.-09.11.2020
Unsere heutige Weiterreise entlang der Costa del Sol unterbrechen wir kurz im mondänen Marbella - die Stadt der Reichen und Schönen.
Wo angeblich sonst der Jet-Set über die Uferpromenade flaniert, führen heute die Einheimischen ihre Hunde 'Gassi‘ und nur eine Handvoll Touristen sonnen sich am Strand.
Dies ist wiederum sehr reizvoll für uns, denn wir haben die engen romantischen Gassen im maurisch-andalusischen Stil fast alleine für uns.
Einem kleinen Menschenauflauf begegnen wir aber vor dem Rathaus. Hier wird in Anwesenheit lokaler Prominenz aus Politik, Kirche, Polizei und Armee eine Gedenktafel feierlich eingeweiht.
Nach weiteren 70km erspähen wir am Horizont einen grauen Smogschleier, der sich über Málaga ausbreitet. Nicht gerade einladent!
Wir zwängen unser munziges Truckli - sehr kleines Auto ;o) - in unseren noch munzigeren Garagenplatz und beziehen unsere Wohnung für die nächsten sieben Tage.
Das Wetter wechselt zwischen Sonnenschein, bewölktem Himmel und starkem Wind, der uns den afrikanischen Wüstensand in die Augen bläst. Aber bei Temperaturen gut über 20°C gibt es nichts zu meckern und Regen fällt nur in der Nacht.
Wir wollen natürlich auch unseren Horizont noch etwas erweitern und deshalb geht’s heute zurück in die Vergangenheit.
Mit dem imposanten Bau der Kathedrale - ein Juwel der spanischen Renaissance - wurde im 16. Jh. begonnen und trotz 200-jähriger Bauzeit wurde sie nie fertiggestellt.
Wir tauchen noch weiter ab in der Zeitrechnung.
Die Alcazaba/القصبة - Festungs- und Palastanlage - wurde Mitte des 11. Jh. von Mauren bzw. von aus Nordafrika stammenden Arabern errichtet und blieb in ihrem Besitz, bis 1487 spanische Truppen - nach mehr als dreimonatiger Belagerung - die Festungsanlage erobern konnten.
Mit dem Bus fahren wir hoch zum Castillo de Gibralfaro.
Die Burg war Truppenunterkunft und Schutz für die unterhalb liegende Alcazaba. Von der eigentlichen Burg ist nicht mehr viel zu sehen, dafür hat man von den Wehrmauern - bei klarem Wetter - einen herrlichen Blick auf Málaga.
Ich erinnere mich noch gut. Früher bei uns zuhause hiess es, wenn Besuch kam: “Nimsch nu es Churzes?“ Gemeint waren damit ein Lindenblüten-Schnaps für die Herren oder einen Málaga-Wein für die Damen.
Was liegt also näher, als dass wir uns jetzt auch ein 'Churzes' gönnen!
Die über 170jährige Bodega Antigua Casa de la Guardia öffnet bereits morgens um 9 Uhr. Dort geht aber niemand hin um Kaffee zu trinken, denn den bekommt man hier gar nicht aufgetischt.
Hier geht man ausschliesslich hin, um ein Glas Málaga zu trinken - und das bereits morgens um neun. Der Málaga wird von einem der zwanzig Fässer direkt ins Glas gefüllt. Die Rechnung schreibt der Kellner mit Kreide auf die alte Holztheke .
Einer der Ausflüge von Málaga aus führt uns in den Nordwesten zum Caminito del Rey. Was früher ein Klettersteig für Verwegene war, ist nach seiner Erneuerung vor 5 Jahren zum interessanten Höhenweg für schwindelfreie Touristen geworden. In der Hochsaison - und ohne Corona - machen sich alle 15min ca. 30 Personen auf den Weg, daher wird eine Voranmeldung zwei Monate im Voraus empfohlen.
Der ursprüngliche Pfad wurde gebaut, um in dem unwegsamen Gelände das Baumaterial für einen Wasserkanal zu transportieren und später die Anlage auch unterhalten zu können.
Der neue Pfad führt über dem alten - auf einer Länge von ca. 3km - auf etwa 100m Höhe, entlang senkrechter Felswände, durch zwei bis zu 200m tiefe Schluchten des Río Guadalhorce.
Hoch oben ziehen Gänsegeier ihre Kreise und scheinen das Geschehen in den Schluchten aufmerksam zu beobachten. Im Waldstück zwischen den beiden Schluchten kann man - mit etwas Glück - auch den Iberischen Steinbock beobachten.
Nachdem wir uns in der 1. Schlucht langsam an die Höhe gewöhnen konnten, schraubt sich der Pfad in der 2. Schlucht zum Teil in schwindelerregende Höhen - uns hat's gefallen!
Etwas mehr als eine Autofahrstunden von Málage entfernt liegt der Paraje Natural Torcal de Antequera,. Vor ca. 150 Millionen Jahren begann sich hier durch die alpine Auffaltung der Meeresboden zu erheben. Seitdem nagen Regen, Schnee und Wind an diesen Kalksteinformationen und schaffen interessante Stein-Skulpturen und Fels-Formationen.
Diese sind wiederum ein wahres Paradies für die kletterfreudigen Iberischen Steinböcke, die sich mittlerweile schon ganz gut an den Menschen gewöhnt haben.
Ein zwei-stündiger Wanderweg führt uns durch den Park, den wir mit 250 Fotos wieder verlassen. Hier eine kleine Kostprobe!
Bei den Vorbereitungen in Málaga zur Weiterreise in das östliche Andalusien fällt uns auf einer Karte ein riesiger weisser Fleck auf. 'Was ist denn das?', fragen wir uns und schauen uns diese Landnase im Internet etwas genauer an.
Obwohl die Recherchen uns rasch die Augen öffnen, sind wir von dieser menschengemachten Landschaftsveränderung geschockt und wollen uns das vor Ort genauer anschauen - auf geht's nach Almerimar!
Die Sonne scheint warme 22°C, das Meer leuchtet blau und die Strände sind fast menschenleer - wir geniessen die Fahrt der Costa del Sol entlang in unser neues Domizil.
09.-24.11.2020
In Almerimar - dem Küstenstreifen von El Ejido - beziehen wir eine Hochhauswohnung im 9. Stock. Erst hier erfahren wir, dass Andalusien heute Montag um 14.00 Uhr seine Corona-Massnahmen verschärft hat und diese bereits um Mitternacht in Kraft treten werden.
Neben einer verlängerten Ausgangssperre und erschwertem Reisen werden nun auch noch unsere wichtigsten Reiseziele - Granada und Córdoba - in einen neuerlichen Lockdown versetzt. Die nächsten zwei Wochen bleiben dort alle Museen, Restaurants und Sehenswürdigkeiten geschlossen.
Nun hat sie uns also wieder eingeholt - die Pandemie - und zwingt uns einen längeren Reise-Stopp auf. Nachdem wir diese Hiobsbotschaft verdaut haben, nisten wir uns gemütlich ein und geniessen das warme Wetter.
Hier in Almerimar wirkt alles etwas surreal. Zwischen zwei Meeren - dem blauen Mittelmeer und dem weissen Mar de Plástico/Plastikmeer - eingeklemmt, ist diese Ferien-Siedlung in dieser Jahreszeit praktisch menschenleer.
Almería
Da wir von den Corona-Restriktionen nicht viel spüren, fahren wir heute Mittwoch ins 50km entfernte Almería.
Über der Hafenstadt thront die im 10. Jh. von den Mauren erbaute beeindruckende Festung Alcazaba.
Auch die mächtige Kathedrale, die auf den Ruinen einer Moschee im 16. Jh. erbaut wurde, diente als Wehranlage zum Schutz vor nordafrikanischen Piraten.
Ausser den beiden Sehenswürdigkeiten sind wir von der Stadt Almería nicht wirklich angetan. Uns fehlt das in den Reisebüchern vielgepriesene maurische Flair. Was uns jedoch auffällt ist das eher lieblose, ungepflegte Stadtbild.
Tabernas-Wüste
Wir haben Zeit und so machen wir uns auf in den 'Wilden Westen' Spaniens. Hier in der einzigen Wüste Europas wurden Filme gedreht wie Lawrence von Arabien, Spiel mir das Lied vom Tod, Vier Fäuste für ein Halleluja,
Indiana Jones, Der letzte Kreuzzug, Der Schuh des Manitu, usw. usw.
Schöne Erinnerungen aus Südamerika werden wieder wach. Aber einmal mehr fragen wir uns bangen Herzens, wie es wohl unserem Camper in Panamá ergeht. In einem Zollgelände für 6 Wochen abgestellt, steht unser Fahrzeug nun bereits seit über 9 Monaten dort - ungeschützt vor der gleissenden Sonne und den sintflutartigen Tropenstürmen.
Bei näherem Hinschauen beginnt das Interesse unser Erschrecken über diese riesige Plastikfläche zu verdrängen und wir wollen genauer wissen, was dahinter steckt.
In einer ansonsten unfruchtbaren Gegend, vor den Ausläufern der inzwischen schneebedeckten Sierra Nevada ist eine Fläche von ca. 350km2 - zweimal das Fürstentum Liechtenstein oder 35'000 Fussballfelder - mit Plastik-Gewächshäusern bedeckt. Von September bis Juni werden hier hauptsächlich Tomaten, Peperoni, Zucchini, Gurken, Brokkoli und Blatt-Salate auf eine Art und Weise angebaut, wie wir es in diesem Ausmasse bis jetzt noch nicht gesehen haben.
Aufgerüttelt durch einen Pestizid-Skandal im 2007 setzen die über 15‘000 Anbaubetriebe inzwischen auf etwas mehr Ökologie in ihrer Anbauweise.
Plastik-Recycling vor Ort, Kompostierung der Pflanzenabfälle, Tropfen-Bewässerungen oder geschlossene Wasser- und Nährstoff-Kreisläufe, biologische Kontrolle von Schädlingen und vieles mehr dienen aber nicht nur dem Umweltschutz sondern sind inzwischen auch finanziell interessant.
Die Konkurrenz aus Algerien, Tunesien und Marokko ist jedoch gross, die Versuchung sich nicht an die Europäischen Vorgaben bezüglich Umwelt- und Arbeiterschutz zu halten, somit vermutlich auch.
Lola Gómez Ferrón - Besitzerin der Firma Clisol und Vorreiterin von ökologischem/biologischem Gemüseanbau - nimmt uns mit auf eine 4-stündige Führung durch ihre vier Fussballfelder grossen Gewächshäuser. Was uns sehr beeindruckt - sie kennt jeden noch so kleinen Schädling, den wir sogar durch die Lupe übersehen würden. Sofort setzt sie den entsprechenden Schädlingsbekämpfer ein - ihr Liebling ist Nessie, ab und zu auch Marienkäfer. Damit diese Insekten bei den Jungpflanzen auch genug zu futtern haben, bekommen sie zu Beginn des Pflanzenwachstums sogar sterilisierte Schädlinge von ihr mitgeliefert.
Nach der Führung und nach dem Genuss sehr geschmackvoller Tomaten, Gurken und Peperoni sind auch wir überzeugt von Clisols Anbau-Philosophie.
Wenn da nur nicht die vielen Lastwagen wären, die jährlich die 3-4 Millionen Tonnen frischen Gemüses vom südlichen Andalusien in die mehrere tausend Kilometer entfernten Supermärkte transportieren müssten :o(
Hauptabnehmer sind nämlich wir Mitteleuropäer, wir die auch im Winter frisches Frühlings- oder Sommer-Gemüse auf unseren Tellern haben wollen.
Für dieses Transport-Problem hat auch Lola keine Lösung, daher gibt es vermutlich zurzeit für uns Konsumenten nur einen guten Weg - regional Produzenten bevorzugen, wieder vermehrt saisonales Gemüse kaufen und auch die kurvigen Gurken und Rüebli nicht zu verschmähen, denn die werden bei uns zu häufig noch kompostiert!
24.-29.11.2020
Eigentlich wollten wir ja die Zeit bis zu unserer Rückkehr Mitte Dezember in Almerimar an der Wärme aussitzen. Da aber die Wohnung schon weitervermietet ist, beginnt heute unsere Heimreise in Raten.
Im 120km westlich gelegenen Küstenort Nerja quartieren wir uns für fünf Nächte ein. Der Vermieter erklärt uns, dass wir wegen Corona den Ort nicht verlassen dürfen und dass die Polizei die Strassen gesperrt hält. Von dem haben wir aber auf der Hinfahrt überhaupt nichts gespürt!
Leider haben wir kein Wetterglück, denn es sind trübe Regentage angesagt und wir müssen die Heizung voll aufdrehen, um uns und die kalten Wände der Wohnung zu wärmen. Jeder nur so kleine Sonnenstrahl zieht uns sofort raus.
In den wenigen Sonnenstunden machen wir uns auf eine Wanderung den Klippen entlang. Es geht über einen rutschigen Erdweg steil runter zum Strand. Kieselsteine, klares Wasser und eine Gruppe Möwen erwarten uns.
Am Ende der Bucht zeigt der 'Wanderweg' nach oben?! Kraxelnd über eine steile Felspartie geht's rauf zu einem der zahlreichen antiken Meldetürme - immer unter Beobachtung der Iberischen Steinböcke, die sich wahrscheinlich über unsere Kletterfähigkeiten wundern ;o))
Am Sonntag geht's wieder nach Sevilla, von wo wir am Montag über die Grenze nach Portugal fahren. Nach einer weiteren Nacht in Faro - wo unsere Andalusien-Reise vor 44 Tagen begonnen hat - geht's am Dienstag mit dem Schnellzug nach Lissabon. Am Samstag, 5. Dezember, fliegen wir retour in die winterliche Schweiz.
Eine Spezialität - der Jamón Iberico - ist in Spanien allgegenwärtig und praktisch auf jeder Speisekarte zu finden.
Jamón Iberico/Iberischer Schinken stammt vom Ibérico-Schwein. Dieses Schwein unterscheidet sich äußerlich vom normalen Hausschwein durch die meist dunklere Hautfarbe. Für die teuerste Qualitätsklasse - 20€ pro 100g - werden diese Schweine beinahe ausschliesslich mit Eicheln der Steineiche gefüttert.
Der vom gewöhnlichen Hausschwein gewonnene luftgetrocknete Schinken wird Jamón Serrano oder Serrano-Schinken genannt.
Sidra/Apfelwein wird hauptsächlich im Baskenland und in Asturien getrunken. Vor allem in den Städten gibt es zahlreiche Sidrerien (asturisch Chigres, spanisch Sidrerías), wo der Sidra auf charakteristische Weise ausgeschenkt wird:
Der Kellner hält ein Glas so tief wie möglich in einer Hand und giesst den Sidra aus einer Flasche mit erhobenem Arm ein, so dass er auf den unteren Glasrand plätschert. So wird der Sidra dekantiert und entwickelt sein Aroma. Allerdings spritzt dabei Sidra auf den Boden oder in ein Becken, was mindestens für uns kein grosser Verlust bedeutet hat ;o)
Von Nerja/Spanien kehren wir via Sevilla per Mietauto wieder nach Faro/Portugal zurück.